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Commonwealth-Saga 1 - Der Stern der Pandora

Commonwealth-Saga 1 - Der Stern der Pandora

Titel: Commonwealth-Saga 1 - Der Stern der Pandora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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wirklich. Das weißt du doch, oder?« Ihre Augen blickten suchend in sein Gesicht auf der Jagd nach irgendeiner Bestätigung.
    »Ich weiß.« Sein älteres, früheres Selbst hätte wahrscheinlich nicht eine Spur von Schuldgefühlen angesichts dieser Schmeichelei empfunden. Doch so etwas hielt nie an. Er wusste es, auch wenn sie nicht imstande war, das zu erkennen. Noch ein Jahr oder zwei, und irgendeine andere umherstreifende Schönheit würde sein Interesse wecken, und die süße Hitze der Jagd und der Eroberung würde von vorn anfangen. Mellanie würde in einer Flut von Tränen aufgelöst gehen. Doch bis dahin …
    Morton versetzte ihr einen Klaps auf den Hintern und drängte sie damit ein weiteres Mal zur Eile. Sie stieß einen hohen Schrei gespielter Empörung aus, bevor sie durch die breite Tür nach drinnen huschte. Die beiden Frauen folgten ihr.
    Mortons E-Butler rief eine Liste von Dingen auf, die er während des Tages nicht erledigt hatte. Morton ging sie durch, nahm sich Zeit, Kommentare anzufügen, weitere Informationen über Vorhaben zu verlangen oder ihre Durchführung zu genehmigen. Es war immer das Gleiche: Ganz egal, wie komplex die Management-Smartware auch sein mochte, die eine Firma benutzte, wichtige Entscheidungen wurden unausweichlich von Menschen getroffen. Eine RI konnte eine ganze Armada von Hierarchiestufen im mittlerem Management ersetzen, doch es mangelte ihr an den kreativen Fähigkeiten, die einen wahren Führer auszeichneten.
    Nachdem Morton mit seiner Büroarbeit fertig war, brachte der Butler ihm einen weiteren Gin Tonic. Morton lehnte sich an das Edelstahlgeländer seiner Dachterrasse, um den Drink in Ruhe zu genießen, während er hinaus auf die Stadt und den Sonnenuntergang sah. Er konnte Bezirke sehen, ganze Stadtteile, die Gansu gebaut hatte und wo von der Verwaltung beauftragte Tochterfirmen heute die Wartung und die Versorgung übernommen hatten – eine seiner Innovationen. Natürlich gab es auch andere Bezirke, die ebenfalls seinen Blick anzogen. Alte Plantagen und Obsthaine in den Außenbereichen um die Stadt herum, grüne Parkettmuster an den Hängen der Berge. Gansus Architekten hatten Pläne für wunderschöne Gebäude entworfen, die sich hervorragend in jene Täler schmiegten, teure, exklusive Gemeinden, Wohngebiete für die zunehmend wohlhabenderen Bevölkerungsschichten von Oaktier. Gansu hatte bereits damit angefangen, die ersten Farmer mit finanziellen Angeboten und Incentives zu locken.
    Als Morton in den dunkler werdenden Himmel hinaufblickte, glitzerten dort die ersten Sterne. Falls alles nach Plan verlief, würde sich sein Einfluss bald bis zu ihnen erstrecken und weit über das hinausgehen, was die kleinen Subunternehmer auf anderen Welten gegenwärtig bewirkten. Morton kontrollierte inzwischen den gesamten Vorstand von Gansu. Die wachsenden Gewinne und steigenden Aktienkurse, die er im Laufe des letzten Jahrzehnts für Gansu erwirtschaftet hatte, verliehen ihm einen Status, der dem eines absoluten Monarchen gleich kam. Niemand würde sich seinen Expansionsplänen widersetzen. Die Gelegenheiten, die dort draußen warteten, waren geradezu atemberaubend. Ganze planetare Infrastrukturen, die errichtet werden wollten. Die neuen Knotenwelten für den Phase-Drei-Raum, die eines Tages mit den Big 15 gleichziehen würden. Jetzt war die beste Zeit zu leben.
    Morton ließ den Blick über die Dächer der Stadt schweifen. Ein alter, mittelgroßer Turm erregte seine Aufmerksamkeit. Es war der Appartementturm, in dem er und Tara den größten Teil ihrer Ehe gelebt hatten. Aus dieser Entfernung waren keine Einzelheiten zu erkennen; das Zwielicht verwandelte das Gebäude in einen konturlosen grauen Block mit parallelen Reihen von Licht, das durch die Fenster nach draußen fiel. Morton trank einen weiteren Schluck von seinem Gin, während er das Gebäude anstarrte. So sehr er auch in seinen Erinnerungen suchte, er wusste nicht mehr, wie es in jenem Appartement ausgesehen hatte. Als er sechs Jahre nach der Scheidung in die Rejuvenation gegangen war, hatte er fast alles bis auf die grundlegendsten Informationen aus seinem Gedächtnis entfernen und in einem sicheren Speicher ablegen lassen. Die verbliebenen Erinnerungen kamen ihm heute vor wie eine Reihe von Notizen in einer Datei – nicht real, nicht irgendetwas, das er selbst erlebt hatte. Und doch …
    Vor zwanzig Jahren, als er von Taras Wiederbelebung erfahren hatte, da hatte irgendetwas an ihm genagt. Es war unangemessen

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