Commonwealth-Saga 1 - Der Stern der Pandora
Turner sich zum letzten Mal mit Tara Jennifer Shaheef zum Mittagessen getroffen hatte. Paula bemerkte diese Tatsache, kaum dass der Wagen am Ufer entlang fuhr. Sie parkten in der Tiefgarage des Wolkenkratzers und nahmen den Expresslift nach oben. Morton erwartete sie bereits im Vestibül, als die Lifttüren zur Seite glitten. Er war seit drei Jahren aus der Rejuvenation, ein großgewachsener, äußerst attraktiver junger Mann mit dichtem, kastanienrotem Haar, das er im Nacken zu einem langen Pferdeschwanz zusammengebunden hatte. Er trug ein modisch geschnittenes bernsteinfarben und pfauenblau gemustertes Tropenhemd und eine kostspielige, handgeschneiderte Leinenhose, sah blendend aus und wusste es ganz offensichtlich. Auf seinem jugendlichen Gesicht erschien ein breites Lächeln, als er Paula und Hoshe zur Begrüßung die Hände schüttelte.
»Danke, dass Sie uns gerufen haben«, sagte Paula. Es war früher Abend örtlicher Zeit, nur ein paar Stunden vor der Pariser Zeit.
»Das war doch das wenigste, was ich tun konnte.« Morton führte seine Besucher durch eine kunstvolle Doppeltür nach drinnen. Das Penthouse besaß eine Wohnfläche, die größer war als die des Plantagenhauses, in dem seine Exfrau heute wohnte. Sie gingen in das gewaltige, über zwei Ebenen angelegte Wohnzimmer mit einer Panoramawand. Es war halb sieben Uhr Abends, und die kupferrote Sonne war bereits auf die Höhe der Wolkenkratzer gesunken und leuchtete direkt in das Penthouse. Opulentes Mobiliar und kostspielige Kunstwerke glänzten im prachtvollen Zwielicht. Auf der anderen Seite des Panoramafensters erstreckte sich ein großer Dachgarten, der zur Hälfte von einem Swimmingpool ausgefüllt wurde. Jenseits des Geländers aus Edelstahl, das den Garten umgab, bot sich den Besuchern eine phantastische Aussicht über die gesamte Stadt und den See.
Sie nahmen in der fürstlichen Konversationsecke vor den Fenstern Platz. Morton erhöhte den Sonnenschutz der Scheibe und verbannte das grelle Licht aus der Ecke. In diesem Augenblick bemerkte Paula jemanden im Pool, eine junge Frau, die mit kraftvollen, mühelos aussehenden Schlägen eine Bahn nach der anderen zog. Sie befahl ihrem E-Butler, Mortons Datei einzublenden; es gab keine registrierte Ehe, doch in den Nachrichten der lokalen Medien gab es Berichte, die ihn mit einer ganzen Reihe junger Frauen in Verbindung brachten, seit er aus der Rejuvenation zurückgekehrt war. Seine gegenwärtige Geliebte hieß Mellanie Rescorai, eine neunzehnjährige Firstliferin und Mitglied der Taucher-Nationalmannschaft von Oaktier. Mellanies Eltern waren den Berichten zufolge stark gegen diese Beziehung – als Reaktion war Mellanie einfach aus dem Haus der Familie aus- und in das Penthouse von Morton eingezogen.
»Möchten Sie etwas trinken?«, fragte Morton höflich. Ein Butler erschien an seiner Seite, konservativ in einen antik wirkenden schwarzen Anzug gekleidet. Paula starrte ihn überrascht an: ein lebendiger, menschlicher Diener, kein Roboter.
»Nein danke«, sagte sie. Hoshe schüttelte nur den Kopf.
»Ich nehme meinen üblichen Gin Tonic«, sagte Morton zu seinem Butler. »Es ist schließlich Feierabend.«
»Jawohl, Sir.« Der Butler verneigte sich diskret und ging zu dem verspiegelten Barschrank.
»Wenn ich richtig informiert bin, waren Sie es, der die Polizei auf diesen Umstand aufmerksam gemacht hat«, sagte Paula.
»Das ist richtig.« Morton lehnte sich lässig in die Lederpolster. »Ich empfand es als merkwürdig, dass Cotal genau wie Tara wiederbelebt werden musste. Für mich bedeutete das, dass sie zur gleichen Zeit gestorben sind, und das finde ich ziemlich verdächtig, insbesondere, weil nie jemand herausgefunden hat, wie Tara denn nun gestorben ist. Ich bin offen gestanden überrascht, dass es vor mir noch niemandem aufgefallen ist.«
»Unterschiedliche Versicherungsgesellschaften, unterschiedliche Unternehmensstrategien, unterschiedliche Kliniken«, erwiderte Hoshe. »Ich bin sicher, Wyobie Cotal hätte sich irgendwann bei uns gemeldet, um sich nach Miss Shaheef zu erkundigen, und dann wäre die Frage ebenfalls aufgeworfen worden.«
»Selbstverständlich.«
»Also haben Sie den Namen wiedererkannt«, sagte Paula.
»Ja. Gott allein weiß, wieso ich den kleinen Mistkerl nicht bei einer der letzten beiden Rejuvenationen aus meinen Erinnerungen habe löschen lassen. Unterbewusstsein, schätze ich. Man lernt aus seinen Erfahrungen, und ein kluger Mann löscht sie nicht einfach.«
»Also
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