Commonwealth-Saga 1 - Der Stern der Pandora
Gall. Ihrer Stimme fehlte jede Spur von Humor. »Ich fühle mich wie die restlichen Bewohner des High Angel beleidigt, weil Nigel Sheldon uns als möglichen Ort für den Bau seines Raumschiffs übergangen hat.«
Oscars Lächeln war angespannt. Er wagte nicht, Mac anzusehen. »Ich bin überzeugt, Ma’am, dass es nicht als Beleidigung gemeint war.«
»Aber warum wird das Schiff dann nicht hier gebaut?«, entgegnete sie ehrlich verwirrt. »Wir verfügen über sämtliche erforderlichen Einrichtungen sowie über einen gewaltigen Pool an Erfahrung und Wissen. Die Entscheidung, die Second Chance auf Anshun zu bauen, muss die Gesamtkosten des Projekt um einen guten Prozentsatz in die Höhe getrieben haben. Warum also hat er das getan?«
»Anshun liegt ein gutes Stück näher beim Dyson-Paar …«
»Pah!« Sie winkte ab. »Als würde das einen Unterschied machen, ein paar Tage Reisezeit, höchstenfalls. Versucht er etwa, im Orbit von Anshun eine konkurrierende Weltraumindustrie zu installieren?«
»Ich versichere Ihnen, Ma’am, das Raumschiff ist das Einzige, was im Orbit von Anshun gebaut wird. Es gibt keinerlei Fabriken oder Forschungslabors. Eine große Zahl der eingebauten Komponenten wird vom High Angel importiert.«
»Hmmm. Ich werde das für den Augenblick akzeptieren, aber bestellen Sie Mr Sheldon einen schönen Gruß von mir, ich wäre sehr verstimmt über seine Entscheidung. Das nächste Mal, wenn seine Lobbyisten Unterstützung für eine enge Abstimmung im Senat benötigen, muss er nicht hierher kommen, um dafür zu werben.«
»Ich werde es ihm ausrichten, Ma’am«, erwiderte Oscar kleinlaut.
»So, und nun möchte ich erfahren, aus welchem Grund Sie hergekommen sind.«
»Wir möchten den High Angel fragen, was er über das Dyson-Paar weiß. Jede Information, ganz gleich, wie unbedeutend sie auch erscheinen mag, könnte unserer Mission von Nutzen sein.«
»Wir sind mit der Unisphäre verbunden, das wissen Sie doch sicherlich, oder?«
Oscar wich ihrem durchdringenden Blick aus. »Mein direkter Boss wollte, dass wir uns angesichts der Dringlichkeit unserer Mission persönlich an den High Angel wenden, und die Residents Association besitzt eine ständige Verbindung zur Kontrollintelligenz des High Angel.«
»Der High Angel weiß nichts über das Dyson-Paar.«
»Wir würden das gerne von ihm selbst hören.«
Sie presste die Lippen zusammen und lächelte dünn. »Ganz wie Sie meinen, Gentlemen.« Sie deutete auf das gigantische Fenster in ihrem Rücken. »Haben Sie während ihrer Fahrt hierher all die Kuppeln bemerkt?«
»Die meisten, Ma’am, ja.«
»In einer davon leben die Raiel. Wir wissen davon, weil sie einem Kontakt mit den Menschen zugestimmt haben. Was die acht übrigen ursprünglichen Kuppeln angeht, so weiß niemand, wen oder was sie beherbergen. In dreien befinden sich Städte oder so etwas in der Art; sie werden des Nachts hell, aber wir konnten noch nie beobachten, dass sich in ihrem Innern etwas bewegt hätte. Eine Kuppel scheint mit einer Art Nebel gefüllt zu sein; manche Leute behaupten, sie hätten Lichter und Schatten darin beobachtet, doch es gibt keine Beweise dafür. Eine Kuppel ist permanent dunkel, obwohl sie im Infrarotbereich starke Strahlung abgibt, was auf eine Innentemperatur schließen lässt, die höher ist als auf jeder H-kongruenten Welt. Eine Kuppel ist permanent milchig und von innen beleuchtet. Die beiden letzten haben einen Tag-Nacht-Zyklus von siebenunddreißig Stunden, doch auch sie bleiben dauerhaft milchig. Sie sehen also, Gentlemen, nach über zweihundert Jahren, die wir nun schon hier leben, wissen wir immer noch nicht, wer unsere Nachbarn sind. Der High Angel schätzt Privatsphäre über alles. Und nun kommen Sie daher, um ihn nach einer Spezies zu fragen, die sich absichtlich vom Rest des Universums ausgegrenzt hat?«
»Es ist weit hergeholt, das gebe ich gerne zu«, räumte Oscar ein; »aber wir müssen ihn trotzdem fragen. Ich hoffe, Sie verstehen das.«
»Ich verstehe Ihre Beweggründe, doch ich heiße sie nicht gut. Wir müssen unsere eigene Position schützen, eine Priorität, die auf meiner Liste ganz oben steht. Dennoch sind Sie herzlich eingeladen, den offenen Kanal der Residents Association zu unserem Gastgeber zu benutzen.«
»Ich danke Ihnen, Ma’am.«
Sie zogen sich aus ihrem Büro zurück und folgten Soolina Depfor in einigen Schritten Abstand, während ihre Absätze laut über den polierten Boden klackerten. Oscar fühlte während des
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