Commonwealth-Saga 1 - Der Stern der Pandora
das Spektrum durchliefen, während oben auf dem Berg das stolze Märchenschloss im Schein sonnenheller Suchscheinwerfer erstrahlte. Von seinem Platz am geschwungenen Fenster des Prince’s Circle Café aus hatte Adam einen phantastischen Ausblick auf den Felsen vor dem Hintergrund einer klaren, dunklen Nacht. Das Schloss spiegelte sich beinahe perfekt im kalten schwarzen Wasser des Kratersees. Wie all die anderen spätabendlichen Gäste des Cafés hatte er mehrere Minuten zuvor aufgehört, den Anblick zu genießen. In den Nachrichtenströmen der Unisphäre gab es nur eine einzige Schlagzeile: die Ereignisse auf Anshun, über die Tausende von Mediengesellschaften überall im Commonwealth berichteten. Das Café hatte die Sendung von Alessandra Barron eingeschaltet; obwohl ihre Bilder, auf die sie Zugriff hatte, wenig professionell wirkten, stammten sie von den Überlebenden der zerstörten und verlassenen Fahrzeuge auf dem Highway zum Raumschiffkomplex. Sie wurden von Retinaimplantaten übertragen; die Bilder von Tränen unscharf und verwackelt, weil die Sender zitterten aus Angst oder Erleichterung, mit dem Leben davongekommen zu sein. Die Bilder zeigten die Alamo Avengers, die sich unter dem Schutzschirm hindurch einen Weg in den Raumschiffkomplex gruben. Eigentlich war jetzt nicht mehr viel zu sehen von den antiken Kriegsmaschinen; die Löcher waren tief genug, um ihre gewaltigen Rümpfe aufzunehmen. Noch immer flogen dunkle Wolken Sand und Geröll in den Himmel und senkten sich wie eine tarnende Wolke auf das Geschehen herab. Die Menge an Auswurf hinter ihnen nahm immer noch stetig zu. Bei der Geschwindigkeit, mit der sie sich voran arbeiteten, konnte es nur eine Frage von Minuten sein, bis sie unter dem Komplex selbst angekommen waren, wie Alessandra Barron in der Sicherheit ihres Studios nicht müde wurde zu erklären. Sie räumte ein, dass sie keinerlei Informationen über die Verteidigungsmöglichkeiten von CST besaß, die möglicherweise in den Komplex eingebaut worden waren, obwohl die Standardmaßnahmen bisher nicht überzeugend gewirkt hatten. Auch erzählte sie immer wieder die alten Geschichten von der Zerstörungskraft der Alamo Avengers.
»Nichts und niemand kann in diesem Komplex überleben, wenn nur eine der Maschinen hinein gelangt«, sagte sie. »Wir können nur für die Menschen beten, die dort in der Falle sitzen.« Selbst ihr wunderschönes Gesicht mit der eleganten Mähne dunkelblonder Haare wirkte sorgenerfüllt.
Adam Elvin war nicht sicher, ob CST nicht einige Überraschungen für die Alamo Avengers in Petto hatte. Aus reiner Notwendigkeit heraus war diese Mission in großer Eile geplant worden; die Zeit für Nachforschungen war denkbar kurz gewesen. Er wusste nichts mit Bestimmtheit, obwohl er insgeheim vermutete, dass es im Komplex keine großkalibrigen Waffen gab.
Zusammen mit all den anderen wie gebannt dasitzenden Zuschauern im Café zuckte er immer wieder unwillkürlich zusammen und atmete ehrfürchtig oder erschrocken ein, wenn Blitze und Donnergetöse aus den drei im Boden klaffenden Löchern ertönten. Es war nicht ganz geschauspielert. Adam hatte im Laufe der letzten Monate gesehen, wie die gigantischen Maschinen restauriert worden waren; nichtsdestotrotz war er genauso überwältigt wie jeder andere auch angesichts der schieren, brutalen Kraft, mit der sie sich ein ganz gewiss allerletztes Mal in den Kampf warfen.
Ein Zeitgeber in Adams virtueller Sicht zählte die Sekunden herunter und markierte Ereignisse im Missionsverlauf. Bis jetzt verlief alles bemerkenswert genau nach Plan, was bedeutete, dass sie bald zu Phase Zwei übergehen würden. Adam war ein Veteran großer und kleiner Schlachten und wusste, dass nichts auf der Welt zutreffender war als der alte militärische Spruch, dass kein Schlachtplan jemals den ersten Kontakt mit dem Feind überlebt. Und wenn dieser Feind so mächtig und so voller Ressourcen war wie CST, dann durfte man einfach überhaupt nichts dem Zufall überlassen.
Wilson hörte, wie die letzte Notschleuse mit einem lauten Knall zuglitt; der Lärm hallte über das gesamte Deck, in das sich das Personal der Assemblierungsstation zurückgezogen hatte. Keine der primären Malmetal-Schleusen an Bord der Second Chance arbeitete bereits; sie alle ruhten eingezogen in den dicken Ringen entlang dem Rand des Lebenserhaltungssystems. Doch die Notschleusen boten ein vernünftiges Maß an Sicherheit. Wilson begann mit entspannenden Atemübungen, um seinen rasenden
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