Commonwealth-Saga 1 - Der Stern der Pandora
Adam eines der Hochgleise, die sich durch das Straßennetz der Stadt wanden – dicke Betonarterien auf hohen Pfeilern, auf denen die wichtigsten Verbindungen in die planetare CST Station verkehrten.
Velaines lag im Phase-Eins-Raum, kaum fünfzig Lichtjahre von der Erde entfernt. Der Planet war im Jahr 2090 für die Besiedlung freigegeben worden, und seine Wirtschaft und Industrie hatte sich seither genau nach den Vorhersagemodellen entwickelt. Velaines besaß heute eine Bevölkerung von mehr als zwei Milliarden Bürgern mit einem entsprechend hohen Lebensstandard. Velaines war genau die Art von Welt, die auch alle Phase-Zwo- und Phase-Drei-Planeten eines Tages werden wollten.
Angesichts der Länge seiner Geschichte war es unausweichlich, dass sich einige Anzeichen des Niedergangs in die Gesellschaft des Planeten eingeschlichen hatten. In dem schnelllebigen Kapitalmarktmodell, dem die Wirtschaft von Velaines folgte, konnte nicht jedermann genügend Reichtum ansammeln, um beliebig viele Rejuvenationen zu genießen. Die Gegenden, in denen die Menschen lebten, reflektierten ihren finanziellen Status. Die Straßenbeläge bekamen zunehmend mehr Sprünge und Risse, während das effiziente, stadtweite Netz von Metro Trams weniger Haltestellen ansteuerte und ältere Waggons einsetzte. Dies waren die Gegenden, in denen der echte Niedergang einsetzte, wo Verzweiflung und Sackgassen vorherrschten, wo menschliche Leben verschwendet und dem Gott der Ökonomie geopfert wurden.
In diesem Zeitalter und diesen Tagen galt so etwas als unerhört. Es war genau die Art von Umgebung, die auszurotten sich Adam schon vor langer Zeit zum Ziel gesetzt hatte – und heute die Art von Gegend, die er für seine übrigen Aktivitäten am besten gebrauchen konnte.
Adam suchte sich ein A&A Hotel am Ende der Fifty-third Street und checkte mit falscher Identität als Quentin Kelleher ein. Das A&A war eine Franchisekette billiger, voll automatisierter Hotels, wo der Manager zugleich der Hausmeister und das Zimmermädchen war. Das Rezeptionsarray nahm den Transfer in Augusta-Dollars von Adams CreditTattoo entgegen und gab ihm einen Kode für Zimmer Nummer 421. Es war ein einfaches Quadrat von drei Metern Seitenlänge mit einem Dusch-Toiletten-Alkoven und einem Dispenser Outlet. Darüber hinaus gab es ein Jellmattressbett, einen Stuhl und ein einziehbares Regal. Allerdings lag das Zimmer an einer Ecke des Gebäudes, was bedeutete, dass es zwei Fenster hatte.
Adam forderte vom Array des Dispensers einen Schlafsack, drei verpackte Mahlzeiten, zwei Literflaschen Trinkwasser und eine Tüte mit Toilettenartikeln an. Die Kosten wurden allesamt von seinem Konto abgebucht. Der Mechanismus begann, leise zu surren, und eine Minute später fielen die bestellten Dinge in den Auffangkorb. Anschließend versetzte Adam einen seiner tragbaren Arrays in den Wachmodus und ließ ihn unablässig den Raum scannen. Falls jemand einbrach, würde das Array unverzüglich den E-Butler mit einer kodierten Nachricht von Seiten einer Einmal-Unisphären-Adresse alarmieren. Die Wahrscheinlichkeit eines Einbruchs war jedoch denkbar gering. Velaines rühmte sich seiner niedrigen Kriminalitätsrate, und wer in einem A&A Hotel wohnte, hatte sowieso nichts Wertvolles bei sich. Die Chancen standen zu Adams Gunsten.
An jenem Abend nahm Adam eine Metro Tram quer durch die Stadt in einen anderen leicht heruntergekommenen Distrikt. Zwischen zahlreichen geschlossenen Läden und offenen Bars fand er eine Tür mit einem kleinen Schild darüber:
Intersolar Socialist Party
Velaines, 7th Chapter
Sein E-Butler nannte der Tür den Mitgliedskode von Huw North, und das Schloss summte. Im Innern fand er so ziemlich genau das vor, was er erwartet hatte: eine nackte Holztreppe, die nach oben zu einer Reihe von Räumen mit hohen, vor langer Zeit vernagelten Fenstern führte. In einem der Räume befand sich eine Bar, in der billiges Bier aus Mikrobrauereien ausgeschenkt wurde sowie gefährlich aussehende Spirituosen aus Keramikflaschen. Ein Spieleportal nahm den größten Teil des zweiten Raums ein, mit reichlich Zuschauerstühlen entlang den Wänden.
Mehrere Männer saßen auf Hockern an der Bar. Sie verstummten ausnahmslos, als Adam den Raum betrat. Keiner von ihnen trug einen Anzug, und Adam mit seiner Garderobe, so billig sie auch war, gehörte nicht hierher.
»Ein Bier bitte«, sagte er zu dem Barmann. Er legte ein paar irdische Dollarnoten auf den Tresen, eine Währung, die auf den meisten
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