Commonwealth-Saga 1 - Der Stern der Pandora
ständig besteht das Risiko eines weiteren Fehlers wie Abadan. Beim Sozialismus geht es schließlich nicht um das Töten von Menschen. Es geht um Gerechtigkeit für alle, nicht wahr?«
»Ich weiß. Es ist hart, glauben Sie mir, und ich arbeite schon sehr viel länger für unsere Sache als Sie. Aber Sie müssen daran glauben, dass sich all das eines Tages ändern wird. Das Commonwealth von heute basiert auf reiner imperialistischer Expansion. Expansion ist stets eine Zeit, die den Marktökonomen liegt, weil sich ständig neue Märkte öffnen; doch dieses System wird irgendwann versagen. Die Expansion in den Phase-Drei-Raum geht nicht so rasch und aggressiv voran wie die erste und zweite Phase. Der gesamte Prozess verlangsamt sich. Irgendwann wird der ganze Irrsinn aufhören, und wir können damit anfangen, unsere Ressourcen auf echtes soziales Wachstum zu konzentrieren statt auf physisches.«
»Hoffen wir es.« Nigel Murphy hob seine Bierflasche. »Und was kann ich für Sie tun?«
»Ich muss mit ein paar Leuten reden. Ich suche nach einer Gelegenheit, Waffen zu kaufen.«
»Dann jagen Sie immer noch Getreidezüge in die Luft oder wie?«
»Ja.« Adam zwang sich zu einem Lächeln. »Ich jage noch immer Getreidezüge in die Luft. Können Sie einen Kontakt für mich herstellen?«
»Ich kann es versuchen. Ich habe im Laufe der Jahre selbst ein paar kleinere Waffen für mich gekauft.«
»Ich suche nicht nach kleineren Waffen.«
»Die Händlerin, bei der ich gekauft habe – sie müsste Ihnen weiterhelfen können. Ich werde sie fragen.«
»Danke sehr.«
»Über was für Waffen reden wir genau?«
Adam reichte Murphy eine ausgedruckte Liste. »Mein Angebot ist Folgendes: Sie können hinzufügen, was auch immer diese Sektion der Partei benötigt, bis zu zehn Prozent der Gesamtsumme. Betrachten Sie es als eine Art Finderlohn.«
»Das sind verdammt ernsthafte Waffen.«
»Ich repräsentiere eine verdammt ernsthafte Sektion.«
»Also schön«, sagte Nigel Murphy. Es gelang ihm nicht, den besorgten Gesichtsausdruck zu verbergen, während er die Liste durchging. »Geben Sie mir den Zugriffskode für Ihren E-Butler. Sobald ich ein Treffen vereinbart habe, melde ich mich bei Ihnen.«
»Gut. Eine Sache noch … Sind in letzter Zeit irgendwelche neuen Mitglieder hinzugekommen? Im Laufe der letzten zwei, drei Monate?«
»Nein. Seit inzwischen neun Monaten nicht mehr, leider. Ich sagte Ihnen doch bereits, wir sind im Augenblick nicht sehr salonfähig. Wir werden wohl nicht umhin kommen, eine neue Rekrutierungsaktion bei den Arbeitergewerkschaften zu starten. Aber bis dahin werden noch Wochen ins Land ziehen. Warum fragen Sie?«
»Einfach so. Routine.«
Sabbah hasste sich selbst für das, was er zu tun im Begriff stand. Der Kamerad verfügte offensichtlich über gute Verbindungen innerhalb der Partei, wahrscheinlich im Exekutivkader, was bedeutete, dass er fest an das glaubte, was er tat – insbesondere, wenn er über den Getreidezug die Wahrheit erzählt hatte.
Es war ja nicht so, dass Sabbah nicht an die Sache der Partei glauben würde. Er hasste die Art und Weise, wie jeder andere auf der Welt erfolgreicher zu sein schien als er, und die Tatsache, dass seine Herkunft ihn zu einem einzigen Leben in miesen Umständen verdammte. Er hasste die Art und Weise, auf die die Gesellschaft strukturiert war und ihn daran hinderte, sich zu verbessern. Das war es, was ihn in erster Linie zu den Sozialisten getrieben hatte: die Tatsache, dass sie an einer Veränderung arbeiteten, damit Leute wie er eine Chance bekamen, ein anständiges Leben in einer Welt zu leben, zu der sie gehörten.
All das machte es nur noch schlimmer. Der Kamerad arbeitete aktiv am Sturz der Konzerne und des plutokratischen Staates, der sie unterstützte. Was eine Menge mehr war, als Sabbah je auf die Reihe gebracht hatte. Die siebte Sektion schien nichts anderes zu tun als endlose Meetings abzuhalten und stundenlang untereinander zu streiten. Und dann waren da die Wahlveranstaltungen, Tage, die sie damit verbrachten, sich beschimpfen und beleidigen zu lassen und mit der größten Verachtung behandelt zu werden und zwar von genau jenen Menschen, denen sie zu helfen versuchten. Und natürlich die Demonstrationen vor den Fabriken und Büros der Konzerne und die Überfälle auf Politiker. Sabbah wusste schon längst nicht mehr, wie oft er bereits am falschen, am empfangenden und sehr, sehr schmerzhaften Ende einer Schockpeitsche der Polizei gestanden hatte. Der
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