Commonwealth-Saga 1 - Der Stern der Pandora
Sauflokal oder eine sozialistische Zelle?«, entgegnete Adam. »Wissen Sie nichts über die Partei, die Sie unterstützen? Den Grund, aus dem wir existieren? Es gibt bestimmte Getreidezüge, die durch Zero-End-Gateways geschickt werden. CST bewahrt Stillschweigen über diese Züge, genauso wie über Zero-End selbst. Die Company gibt Millionen aus für Waggons, die in Schwerelosigkeit und im Vakuum funktionieren. Millionen von Dollars für die Entwicklung von Maschinen, deren einzige Aufgabe darin besteht, ihren Inhalt in den Weltraum zu kippen. Sie gehen durch ein Zero-End-Gateway und kommen auf einem Gleis heraus, das mitten im interstellaren Raum hängt. Niemand weiß wo. Es spielt auch keine Rolle. Sie existieren, damit wir alles Gefährliche in sicherer Entfernung von H-kongruenten Planeten verklappen können. Also schicken sie ihre Züge mit den Spezialwaggons durch und öffnen die Luken, um den gefährlichen Inhalt auszuschütten. Nur dass an diesem Getreide überhaupt nichts Gefährliches ist. Es sind lediglich Zehntausende Tonnen perfekten Getreides, die ins Nichts hinaus strömen. Die Waggons haben einen cleveren Mechanismus, der das sicherstellt. Lediglich die Luke zu öffnen, reicht nämlich nicht aus. In der Schwerelosigkeit bleibt das Getreide einfach da, wo es ist. Man muss es aus dem Waggon stoßen. Und wissen Sie, warum man das alles macht?«
»Der Markt«, antwortete Nigel Murphy mit einem Hauch von Überdruss in der Stimme.
»Verdammt richtig. Der Markt. Sollte es je einen Nahrungsüberschuss geben, gehen die Preise in den Keller. Die Rohstoffhändler können das nicht tolerieren; dann würden sie beim Verkauf nämlich nicht mehr genügend Profit für das Spiel machen, das sie mit der Arbeit anderer spielen. Der Markt verlangt, dass weniger Nahrung im Umlauf ist. Also rollen die Getreidezüge durch die Zero-End-Gateways, und die Menschen zahlen höhere Preise für ihre Grundnahrungsmittel. Eine Gesellschaft, die so etwas zulässt, irrt auf fundamentale Weise. Und Getreide ist nur der unbedeutendste Teil von Missbrauch, den die Menschen dank der kapitalistischen Marktwirtschaft erdulden müssen.« Adam starrte Sabbah direkt in die Augen in dem Wissen, dass er wieder einmal zu weit ging, dass er wieder einmal aus seiner eigenen Überzeugung zu viel Aufhebens machte. Es war ihm egal, denn das war es, dem er sein Leben verschrieben hatte. Selbst jetzt, angesichts all der anderen Prioritäten, trieb ihn die größere Sache der Menschlichkeit immer noch an. »Das ist der Grund, warum ich der Partei beigetreten bin: um genau diese Sorte von monströser Ungerechtigkeit zu beenden. Und das ist der Grund, warum ich als Mitglied dieser Partei sterben werde und zwar einen permanenten Tod. Weil ich daran glaube, dass die menschliche Rasse etwas Besseres verdient hat als diese Bastarde von Plutokraten, die über uns herrschen, als wären wir Leibeigene. Wie steht es mit Ihnen, Kamerad? Woran glauben Sie?«
»Danke für die Aufklärung«, beeilte sich Nigel Murphy zu sagen. Er stellte sich zwischen Adam und Sabbah. »Wir alle hier sind gute Parteimitglieder, Huw. Wir mögen ihr vielleicht aus verschiedenen Gründen beigetreten sein, aber wir haben die gleichen Ziele.« Mit einer Hand signalisierte er Sabbah und den anderen, am Tresen zu bleiben. Die andere lag auf Adams Schulter und steuerte ihn auf eine kleine Tür zu. »Kommen Sie.«
Das Hinterzimmer wurde als Lagerraum für Bierkisten und allen möglichen anderen Plunder benutzt, der sich in einer Bar im Lauf der Jahre ansammelt. Ein einzelner Polyphotostreifen war an der Decke befestigt und sorgte für Licht. Als die Tür geschlossen war, informierte Adams E-Butler seinen Besitzer, dass seine Verbindung mit der Cybersphäre unterbrochen worden war.
»Tut mir Leid deswegen«, sagte Nigel Murphy, während er zwei leere Bierkisten hervorzog, auf die sie sich setzen konnten. »Die Kameraden sind nicht an neue Gesichter hier in der Gegend gewöhnt.«
»Sie meinen, die Partei steht in Velaines auf verlorenem Posten?«
Nigel Murphy nickte zögernd. »An manchen Tagen sieht es tatsächlich danach aus, ja. Bei den Wahlen kriegen wir heutzutage kaum noch zwei Prozent, und eine Menge Stimmen sind reine Proteststimmen gegen die großen Parteien. Jede direkte Aktion unsererseits gegen die Konzerne ist … Ich weiß es nicht. Kindlich? Es ist, als würden wir mit einem Gummihammer auf einen Planeten einschlagen. Wir hinterlassen keine Spuren, keine Schäden. Und
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