Commonwealth-Saga 1 - Der Stern der Pandora
Decken.
Irgendwann nach Mittag bemerkte Ozzie in der Ferne etwas, das wie Spuren im Schnee aussah. Er nahm seine Sonnenbrille ab und stellte fest, dass das Licht inzwischen einen fahlen Rosaton angenommen hatte. Es verwandelte die Welt in ein fremdartiges Höhlenland, als wären die Bäume aus weichem Mergel herausgehauen worden.
»Ist schon Abend?«, fragte Orion mit gedämpfter Stimme. Sein Gesicht war komplett in einen dicken Wollschal gehüllt, und nur ein schmaler Sehschlitz vor den Augen war frei.
Ozzie blickte auf seine Uhr. »Ich glaube nicht, nein.« Er bückte sich, um die Spuren zu untersuchen. Es waren definitiv Fußabdrücke, längliche Dreiecke ohne jedes Profil. »Vielleicht Silfenstiefel«, sagte er aufgeregt. Es waren alles in allem vielleicht fünfzehn verschiedene Paare, die alle aus dem Wald kamen; ein Paar Abdrücke fing direkt unter einem Baum an, und Ozzie vermutete, dass das Alien dort heruntergeklettert war. Die Spuren vereinigten sich und führten durch die angedeutete Allee zwischen den Bäumen hindurch davon.
»Bist du sicher?«, fragte Orion. Er stampfte mit den Füßen an Ort und Stelle, während er sich mit den Händen an die Seiten klopfte, um warm zu bleiben.
»Ich denke schon. Ich weiß nicht, wer sonst noch durch diese Wälder laufen sollte. Außerdem haben wir keine großartige Wahl.«
»Okay.«
Sie setzten sich wieder in Bewegung. Orion ging neben seinem Pony her, eine Hand über dem Sattel, sodass er die Zügel halten konnte. Ozzie vermutete, der eigentliche Grund war eher, dass das Pony ihn ein Stück weit mitschleppen konnte. Die Luft war inzwischen so eisig kalt, dass sie in seinem Mund schmerzte, wenn er ungeschützt Atem schöpfte. Lange Eiszapfen baumelten an dem Schal, den er sich über Nase und Lippen geschlungen hatte, wo sein Atem an dem wollenen Gewebe gefroren war. Bevor er die Sonnenbrille wieder aufsetzte, versuchte er festzustellen, wo die Sonne stand. Die Zweige der Bäume waren hier nicht mehr so dicht und zeigten immer wieder freie Flecken eines dunstigen rötlichen Himmels. Ozzie glaubte, eine etwas hellere Stelle erkennen zu können, ungefähr auf halber Höhe zwischen Zenit und Horizont, doch das hätte bedeutet, dass es bis zum Einbruch der Nacht noch Stunden dauern würde. Falls er sich mit den neuen kurzen Tagen nicht irrte, musste es jedoch schon in einer Stunde so weit sein.
Eine halbe Stunde später stolperte Orion. Ozzie merkte es nur, weil er ein leises Grunzen hinter sich vernahm. Als er sich umdrehte, lag der Junge mit dem Gesicht nach unten im Schnee, und das Pony stand über ihm. So sehr er auch am liebsten zu Orion gesprungen wäre, um ihm zu helfen, so träge reagierten seine Gliedmaßen. Es war, als würde er sich durch dicken Sirup hindurch bewegen.
Ozzie richtete Orion auf. Der Junge zitterte nicht einmal mehr. Ozzie zog ihm den Schal vom Gesicht und überprüfte seinen Atem. Die Lippen waren dunkel und gesprungen, und winzige Bluttröpfchen waren über den offenen Stellen festgefroren.
»Kannst du mich hören?«, brüllte Ozzie den Jungen an.
Orions Augenlider flatterten schwach. Er stöhnte leise.
»Scheiße!«, grunzte Ozzie. »Halt durch! Ich baue das Zelt auf. Wir lagern hier, bis das Wetter wieder besser wird.«
Orion antwortete nicht, doch er hob den Arm. Ozzie ließ ihn gegen die Beine des Ponys gelehnt zurück und ging zu dem Lontrus, um das Zelt aus der Packtasche zu nehmen. Seine äußeren Handschuhe waren zu dick, um die Schlaufen zu öffnen; also zog er sie aus und biss die Zähne zusammen, als die arktische Luft direkt durch die wollenen Innenhandschuhe schnitt. Er kämpfte mit den Schlaufen, doch schließlich gab er auf und zog seine Machete mit der Diamantklinge aus der Scheide, um die Riemen einfach durchzuschneiden.
Dreimal musste er seine Schutzhandschuhe wieder anziehen und die Arme um den Leib schlagen, damit seine Hände warm wurden, bevor er die Finger wieder bewegen konnte. Es kam ihm vor, als wären Stunden vergangen, bis sich die selbstaufblasende, isolierende Innensektion des Zelts endlich aufgerichtet und er die Stützpfosten sicher angebracht hatte. Er warf ein paar Heizquader hinein; dann schleppte er den halb bewusstlosen Jungen ins Zelt. Nachdem er die Klappe geschlossen hatte, erwärmte sich der Innenraum rasch unter der Strahlung der Wärmequader. Ozzie musste mehrere Schichten seiner Kleidung abstreifen und wiederholte dies bei Orion, bevor sie die Wärme spüren konnten. Die Frostbeulen an
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