Commonwealth-Saga 1 - Der Stern der Pandora
Dünen, aus denen ein paar vereinzelte Zweige ragten.
»Hier suchen wir Schutz für die Nacht«, entschied Ozzie.
Orion schaute sich um und zuckte wortlos mit den Schultern. Der Junge hatte während des ganzen Tages kaum ein Wort gesagt.
Ozzie zog eine Schicht Pullover aus und kletterte in einen Baum, der die Büsche überragte. Er nahm seine Machete mit der Diamantklinge und machte sich daran, die dickeren Äste an der Gabel zu bearbeiten. Es erforderte nicht viel Anstrengung, bevor sie abbrachen und auf die Büsche hinunter krachten. Ozzie schnitt vier große Äste ab, die er übereinander fallen ließ, sodass sie eine einigermaßen stabile Barriere bildeten. Als provisorischer Corral für die Tiere musste es reichen. Bis er endlich vorsichtig wieder nach unten geklettert war, hatte sich bereits eine dünne Schneeschicht auf ihnen gebildet.
Orion hüllte die Stute und das Pony in Decken, während Ozzie das Zelt im spärlichen Schutz eines mächtigen Stammes aufbaute. Es war fast dunkel, als er endlich damit fertig war. Er warf einen Blick auf seine Uhr: Viertel nach fünf. Womit der Tag ungefähr zehn Stunden dauerte; Silvergalde drehte sich in fünfundzwanzigeinhalb Stunden einmal um die eigene Achse.
»Machst du wieder ein Feuer?«, fragte Orion mit klappernden Zähnen.
Ozzie half dem Jungen ins Zelt. »Heute Nacht nicht. Kriech in deinen Schlafsack; dann bleibst du warm.«
Orion widersprach nicht. Er tat, wie ihm geheißen. Unter seinen Augen waren dunkle Ringe zu erkennen, und im Licht der Kerosinlampe sah es so aus, als verblassten die Sommersprossen auf seiner weißen Haut. Ozzie wand sich in seinen eigenen Schlafsack und spürte augenblicklich, wie ihm wärmer wurde. Er nahm einen Heizquader aus der Tasche und riss am Anzünder. Das kleine Gerät funktionierte rein chemisch, und bald glühte seine Oberfläche in dunklem Zinnober, als es beträchtliche Hitze von sich gab. Sie wechselten sich damit ab, ihre Dosen zu erwärmen, und Ozzie kochte zwei Thermoskannen voll Tee, damit etwas Heißes zu trinken auf sie wartete, wenn sie aufwachten. »Versuch zu schlafen«, sagte er zu Orion. »Es wird ziemlich schnell wieder hell.«
Orion sah ihn beunruhigt an. »Wird das Zelt wieder zuschneien?«
»Nein, diesmal nicht. Es hat definitiv nachgelassen zu schneien, als wir das Lager aufgeschlagen haben. Trotzdem werde ich alle paar Stunden nachsehen, keine Angst.«
»Mir war noch nie im Leben so kalt.«
»Aber jetzt ist dir wieder wärmer, oder?«
»Hm.« Der Junge zog den Schlafsack bis zum Kinn. »Glaub schon.«
»Gut.« Ozzie breitete die Decken über ihn. »Immer dann, wenn wir aufhören, uns zu bewegen, spürst du es am schlimmsten.«
Auf Ozzies Uhr war es fünf Minuten vor Vier, als die Dämmerung kam. Sein E-Butler hatte ihn im Laufe der Nacht in regelmäßigen Abständen geweckt, damit er das Zelt überprüfen konnte. Er fühlte sich, als hätte er die ganze Nacht über nicht länger als zehn Minuten geschlafen. Orion kroch genauso widerwillig aus seinem Schlafsack.
»Wir müssen weiter«, sagte Ozzie zu ihm. »Wir können nicht hier bleiben.«
»Ich weiß.«
Irgendwann im Laufe der Nacht hatte es aufgehört zu schneien, und vor ihnen breitete sich eine einzigartig strahlendweiße Landschaft aus. Alles war schneebedeckt; selbst an den Baumstämmen klebte Schnee, sodass jeder dunkle Zweig und jedes freie Bündel Nadeln merkwürdig deplatziert erschien. Der Schnee lag fast sechzig Zentimeter hoch. Ozzie zog seine dunkelste Sonnenbrille an und bemühte sich, sich seine Sorgen nicht anmerken zu lassen. Die Tiere würden heute nur langsam vorankommen.
»Mr Stafford müsste Schlitten verkaufen«, sagte Orion unvermittelt. »Das wird ihm gefallen, wenn ich ihm das erzähle.«
Ozzie lachte ein wenig zu laut über die witzige Bemerkung des Jungen und drückte ihn an sich. Beide tranken Tee aus den Thermoskannen, während sie zu den Tieren gingen. Der provisorische Pferch hatte seinen Zweck zumindest teilweise erfüllt; die Zweige waren hartgefroren und schneebedeckt und hatten den Tieren einigermaßen Schutz gegen Wind und Wetter geboten. Das Pferd und das Pony hatten den Schnee niedergetrampelt; beide Tiere zitterten am ganzen Leib. Das Lontrus stand völlig ungerührt da, und aus seinen Nüstern stiegen Wolken kondensierenden Atems. Ozzie bildete sich ein, dass es ihnen missmutige Blicke zuwarf – falls es zu einer derartigen Gemütsregung überhaupt in der Lage war.
Orion schaute sich
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