Commonwealth-Saga 1 - Der Stern der Pandora
niedergeschlagen um. »In welche Richtung reiten wir?«
Ozzie runzelte die Stirn, während er nach einer Antwort suchte. Er versuchte sich zu erinnern, aus welcher Richtung sie am Abend zuvor gekommen waren, doch es war einfach unmöglich. Die Bäume sahen alle gleich aus. »Benutz deinen Talisman«, schlug er vor.
Der Junge kramte unter seinen Pullovern und zog den Anhänger hervor. In der kleinen Perle war ein winziger blauer Schimmer zu sehen. Langsam drehte sich Orion einmal um die eigene Achse, während er die Perle wie einen Kompass vor sich hielt. Als die Perle in eine Richtung ein wenig rechts vom Zelt zeigte, wurde das blaue Leuchten merklich intensiver.
Ozzie glaubte zu erkennen, dass die Bäume in dieser Richtung eine Art breiter Allee bildeten. Angedeutet zumindest. »Ich schätze, dort müssen wir entlang«, sagte er.
»Und? Bist du jetzt froh, dass ich mitgekommen bin?«, fragte der Junge.
»Und wie.« Ozzie legte ihm den Arm um die Schultern. »Sieht so aus, als wäre ich dir was schuldig. Wie gedenkst du diese Schuld einzufordern?«
»Ich möchte Mom und Dad zurück, sonst nichts.«
»Ja, ja. Aber davon abgesehen? Ich meine, mich sicher durch die Wildnis zu führen, ist schon ein paar Mega-Ks wert, oder nicht? Das ist eine Menge Geld.«
»Ich weiß nicht.«
»Na komm schon, Mann. Ich wusste es, als ich in deinem Alter war.«
»Also schön«, sagte Orion, und plötzlich wurde er wieder lebhaft. »Das ist eine Menge Geld, okay?«
»Absolut. Da kannst du dir quasi deinen eigenen Planeten von kaufen.«
»Also, erstens würde ich mir eine ganze Ladung Rejuvenationen kaufen, damit ich so lange leben kann wie du.«
»Gute Idee; kann ich verstehen.«
»Und dann würde ich mir jede Menge Smartmemorys kaufen. Damit hätte ich eine Ausbildung und wüsste all dieses komplizierte Zeugs wie Physik und Kunst und Kaufmannswesen und müsste nicht jahrelang in die Schule gehen.«
»Das ist noch besser.«
»Und ich möchte einen Wagen, einen richtig coolen Wagen – den coolsten, den es je gegeben hat.«
»Ah, den Jaguar-Chevrolet 2251 T-Bird. Das Cabrio.«
»Ehrlich? Das ist der coolste Wagen, den es je gegeben hat?«
»O ja. Ich hab zwei davon in meiner Garage. Das Traurige ist nur, dass ich heutzutage nicht mehr damit rumfahre. Das ist das Dumme, wenn man richtig viel Geld hat: Man kann so viel damit unternehmen, dass man überhaupt keine Zeit mehr findet, irgendwas zu machen.«
»Ich würde einiges Geld weggeben, an wohltätige Einrichtungen und Krankenhäuser und so, an Leute, die es echt brauchen.«
»Das ist schön; es beweist, dass du eine soziale Einstellung hast und nicht nur irgend so ein reicher Bastard bist, der sich einen Dreck um andere schert.«
»Ozzie, gibst du auch Geld weg? Ich meine, alle wissen schließlich, wie cool du bist.«
»Ja. Ich gebe einen Teil von meinem Geld weg.« Er nickte dem Jungen pflichtbewusst zu. »Wenn ich daran denke.«
Wie Ozzie erwartet hatte, kamen sie zunächst nur langsam voran. Die Stute brach immer wieder ein und hatte Mühe, die Hufe aus dem Schnee zu ziehen. Ozzie hätte am liebsten das Lontrus vorangeschickt, doch dessen Beine waren zu kurz. Also musste die Stute ihnen weiter mühevoll den Weg bahnen, während Ozzie den größten Teil des Morgens damit verbrachte, über ihre Möglichkeiten nachzudenken. Vielleicht Schneeschuhe bauen und einen Schlitten; die Vorräte selbst schleppen und die Tiere laufen lassen … oder einfach umkehren und mit der richtigen Ausrüstung zurückkommen, um sich durch diese Landschaft zu kämpfen … Nur … Wer wusste schon, was ihn als Nächstes erwartete? Immer vorausgesetzt, er fand von hier aus überhaupt einen Weg nach Lyddington zurück.
Ozzie sagte sich immer wieder, dass sie in Silfenland waren. Die Aliens würden nicht zulassen, dass irgendjemandem etwas zustieß – oder ?
Der Morgen verging, und die Schneehöhe nahm nach und nach ab, auch wenn der Schnee nicht weicher wurde und immer noch an jeder Oberfläche haftete. Vier Stunden nach ihrem Aufbruch zitterte Ozzie trotz seiner vielen Pullover vor Kälte. Dicke Schichten von Raureif bedeckten jeden Quadratzentimeter seiner Kleidung. Ihm blieb keine andere Wahl. Er stieg ab und stapfte neben seinem Pferd her durch den Schnee. Die Bewegung wärmte ihn ein wenig, doch jetzt machte er sich Sorgen über die Geschwindigkeit, mit der er Kalorien verbrannte. Das Pferd und das Pony hatten sichtlich zu kämpfen. Beide Tiere waren erschöpft und froren trotz der
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