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Commonwealth-Saga 1 - Der Stern der Pandora

Commonwealth-Saga 1 - Der Stern der Pandora

Titel: Commonwealth-Saga 1 - Der Stern der Pandora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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gedreht, und sein Körper hatte mit seiner grundlegendsten Reaktion gefeiert. Die gewaltige Erleichterung, die er verspürt hatte, als die Second Chance sich von der Plattform gelöst hatte und den heranstürmenden Raumflugzeugen entkommen war, hatte ihn am ganzen Körper erzittern lassen (Gott sei Dank hatte nur Anna etwas davon bemerkt). Die anderen an Bord – die Jungen – waren völlig außer Rand und Band gewesen angesichts ihrer dramatischen Flucht – andererseits hatte die Aussicht zu sterben, ihnen wahrscheinlich nicht so viel ausgemacht.
    Wilson hatte nie gewusst, wie viel Angst er vor dem Tod hatte, insbesondere jetzt. Es war nichts, das die heutige Gesellschaft verstehen konnte, nicht angesichts der problemlosen Rejuvenationen und Wiederbelebungsprozeduren, mit denen sie quasi aufwuchsen. Die Generationen nach dem Jahr 2050 wussten, dass sie einen Großteil der Ewigkeit leben würden – es war ihr gutes Recht. Wilson hatte gedacht, diese Angst sei ein Relikt seines Aufwachsens in einer Zeit, in der man ein Leben lebte und dann starb. Die Vorstellung, dass Erinnerungen gespeichert und in einen genetisch identischen Körper heruntergeladen werden konnten war eine beruhigende Krücke für alle anderen, nur nicht für ihn. Er wollte einfach nicht glauben, dass eine Wiederbelebung eine kontinuierliche Fortsetzung seines bisherigen Lebens war. Es würde eine Lücke geben, einen Spalt zwischen dem, was er heute war und dem, woran sich der zukünftige Wilson Kime erinnern würde. Eine Kopie, und sei sie noch so fehlerlos, war dennoch eine Kopie und nicht das Original. Die Menschen überwanden dieses Dilemma, indem sie sagten, dass jeden Morgen, an dem man vom Schlaf erwachte, die einzige Verbindung zum Gestern und zur Vergangenheit die Erinnerung war. Das Erwachen in einem neuen Körper war daher lediglich eine erweiterte Version jenes allnächtlichen Bewusstseinsverlusts. Doch das reichte Wilson nicht. Sein Körper – dieser Körper – war sein Leben. Je länger er darin lebte, desto unlöslicher wurde diese Verbindung, seine Identifikation damit. Mehr als drei Jahrhunderte hatten die felsenfeste Überzeugung in ihm entstehen lassen, dass diese Verbindung nicht brechen konnte.
    »Ich glaube nicht, dass ich noch so eine Nacht voller Gefahren wie die gestrige überleben würde«, sagte er noch immer ein wenig außer Atem.
    Anna verschränkte die Arme, stützte die Ellbogen auf seine Brust und beugte sich vor, bis ihr Kinn in den Händen ruhte und ihre Gesichter nur noch wenige Zentimeter auseinander waren. »Wie lauten eigentlich die Bordvorschriften bezüglich des Captains und intimer Beziehungen mit niedrigeren Besatzungsmitgliedern?«
    »Der Captain ist ganz und gar dafür.«
    Anna strich mit dem Finger über seine Brust. »Du hast jedenfalls Sinn für Humor.«
    »Sorgfältig versteckt, nichtsdestotrotz genieße ich ihn, ja.«
    »Was machen wir heute Abend, wenn es nicht wieder einen Überfall gibt?«
    Wilson schürzte die Lippen und tat, als müsse er nachdenken. »Üben? Für den Fall der Fälle?«
    »Ich hab keinen Termin im Kalender.«
    »Du hast niemanden?«
    »Nein. Seit Ewigkeiten nicht mehr, offen gestanden. Zu beschäftigt mit meinem neuen Job. Du?«
    »Genaugenommen nicht, nein. Ich habe nach meiner letzten Rejuvenation nicht mehr geheiratet. Ein paar Affären hat es schon gegeben, aber nichts Ernstes.«
    »Gut.« Anna richtete sich auf. »Ich gehe besser unter die Dusche. Möchtest du wirklich, dass wir uns heute Abend wiedersehen? Letzte Chance, sauber aus der Geschichte herauszukommen.«
    »Ich möchte wirklich, dass wir uns heute Abend sehen.«
    »Ich auch.« Sie gab ihm einen flüchtigen Kuss. »Das Leben ist zu ungewiss, um eine Chance zu vertun, etwas Gutes festzuhalten. Der Tag gestern hat mir das so deutlich klar gemacht wie nie etwas zuvor. Niemand hat je versucht, mich zu töten.«
    »Du hast einen phantastischen Job gemacht dort oben. Der Stress einer Kampfsituation war mit Sicherheit überwältigend und neu für dich. Ich bin stolz auf dich.«
    »Hast du so etwas schon mal durchgemacht?«
    »Nicht genau so etwas, nein; aber ich war beim Militär. Es ist allerdings lange, lange her. Nicht, dass man es je wirklich vergisst, nicht einmal dann, wenn man seine Erinnerungen bei einer Rejuvenation löschen lässt.«
    »Hast du …« Sie zögerte. »Hast du jemanden getötet?«
    »Ehrlich? Ich weiß es nicht. Ich habe auf eine ganze Menge Leute geschossen, aber man bleibt nicht da und

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