Commonwealth-Saga 1 - Der Stern der Pandora
überzeugt sich vom Resultat. Man schiebt den Nachbrenner rein und geht auf Heimatkurs, kaum dass die Raketen die Aufhängung verlassen haben.«
»Es fällt mir schwer, mir vorzustellen, wie alt du bist. Ich kenne dich nur als Chef einer großen Firma. Ich musste ein Suchprogramm starten, um die Ulysses-Geschichte auszugraben.«
»Das ist eine uralte Geschichte. Wenn du sie erst vor Kurzem studiert hast, weißt du inzwischen wahrscheinlich mehr darüber als ich.«
»Aber du hast es getan! Du bist mit einem Schiff durch den Weltraum gereist! Es ist möglich!«
»Ich würde die Mission von damals nicht gerade als umwerfenden Erfolg bezeichnen.«
»Aber Wilson, das war sie! Ihr habt den Mars erreicht! Millionen und Abermillionen Kilometer von der Erde entfernt! Es spielt überhaupt keine Rolle, dass Sheldon und Isaac einen anderen Weg gefunden haben. Mach doch nicht schlecht, was du geleistet hast! Sieh dir doch nur einmal an, wer es ist, der dich und deine Erfahrung jetzt so dringend braucht!«
»Sheldon, ja. Ich nehme an, das nennt man ausgleichende Gerechtigkeit. Weißt du, was er zu mir gesagt hat, als wir gestern wieder unten am Boden waren? Er hat mich mit seinem arroganten Grinsen angestarrt und gesagt: Das war wohl ein Mordsspaß für dich, wie? Und weißt du was? Der Bastard hatte Recht. Ich hatte einen Mordsspaß. Es hat sich so verdammt richtig angefühlt, die Second Chance zu kommandieren. Wir hatten nur einen Flügel und ein Gebet auf den Lippen, und wir haben trotzdem gewonnen! Es ist so, als wäre alles, was ich seit der Ulysses gemacht habe, nur ein Zwischenspiel gewesen, als hätte ich dreihundert Jahre in einer Warteschleife verbracht.«
»Und jetzt machst du endlich das, wozu du geboren wurdest.«
»Verdammt richtig.«
Anna blickte an sich herab, dann an ihm, und ihr Gesichtsausdruck wurde schüchtern. »Es gibt da eine Frage, über die viele von uns beim Projekt spekulieren. Du musst sie nicht beantworten.«
»Was denn?«
»All diese Monate an Bord der Ulysses . Es war eine gemischte Besatzung. Ihr wart alle jung und fit. Die ganze Reise verlief in Schwerelosigkeit.«
»Oh. Sorry, aber das sind vertrauliche Informationen, über die ich nicht sprechen darf.«
»Vertraulich, hm?«
»Ja. Aber lass mich dir eines verraten: Je länger man ununterbrochen in Schwerelosigkeit verbringt, desto unempfindlicher wird man gegen Bewegungskrankheit. Selbst ziemlich wilde Bewegungen machen einem nichts mehr aus.«
»Tatsächlich? Ich brauche eine Menge Zeit, um mich zu akklimatisieren.«
Wilson grinste sie niederträchtig an. »Es ist jede Minute Warten wert.«
»Das sollte es auch besser«, murmelte sie. »Ich muss jetzt aber wirklich unter die Dusche. Ich muss in zehn Minuten zum Dienst.«
»Nimm dir den Tag frei. Sag ihnen, der Boss hätte gesagt, es wäre in Ordnung.«
Anna krabbelte aus dem Bett. »Wo?«
»Diese Tür.« Er deutete auf die Tür zum Bad. Am Vorabend hatte er nicht viel Zeit gehabt, ihr seine Wohnung zu zeigen. Sie waren aus ihren Sachen gesprungen, kaum dass die Wohnungstür sich hinter ihnen geschlossen hatte.
»Danke.« Ein weiteres Kichern, und dann marschierte Anna in Richtung Badezimmer. »Wenigstens musst du nicht fragen, wie ich heiße.«
»Stimmt, Mary.«
Einer seiner Slipper segelte durch den Raum und traf ihn am Bein. »Autsch!«
Die Tür schloss sich hinter ihr, und das Wasser begann zu rauschen. Wilson legte sich zurück, verschränkte die Hände hinter dem Kopf und starrte glücklich zur Decke hinauf. Angesichts der Tatsache, dass er am Tag zuvor fast getötet worden wäre, hatte der neue Tag gar nicht so übel angefangen.
Nicht einmal der Anblick des stark zerstörten Komplexes brachte Wilsons gute Laune ins Schwanken. Als er sich ihm entlang des inzwischen schwer bewachten Schienenstrang näherte, stiegen noch immer dünne Rauchfahnen aus den Ruinen des Kraftwerks. Der verschwundene runde Verwaltungsturm war nach wie vor ein Schock. Trümmer türmten sich an der Stelle, wo das große Atrium gewesen war, und die meisten Fenster der verbliebenen beiden Türme waren entweder gesprungen oder ganz verschwunden. Firebots bahnten sich vorsichtig einen Weg zwischen Bruchstücken aus Glas und Beton hindurch, die in der gesamten Umgebung verstreut lagen, und versprühten hier und dort feinen weißen Schaum. Sanitätstrupps arbeiteten neben den Firebots und sandten kleine ferngesteuerte Sensoren in die Trümmer hinab. Sie suchten nach Leichen, um die Memorycell
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