Commonwealth-Saga 1 - Der Stern der Pandora
zu manipulieren. Das System war quasi ein Standard im gesamten Commonwealth und verschaffte jedem, der sich ein OCTattoo leisten konnte, direkten Zugriff auf die planetare Cybersphäre. Adam schätzte, dass die meisten Geschäftsleute, die rings um ihn herum frühstückten, im Stillen bereits mit den Arrays ihrer Büros in Kontakt standen. Sie hatten jenen verträumten Ausdruck auf ihren Gesichtern.
Adam zog den entsprechenden Schlüssel aus dem Speicher in seinem Handgelenks-Array, repräsentiert durch das Icon eines Rubik’s Cube, eines Zauberwürfels, den er verdrehte, bis die kleinen bunten Quadrate auf der Oberfläche ein bestimmtes Muster angenommen hatten. Der Würfel öffnete sich, und Adam ließ das Nachrichtenicon hineinfallen. Eine einzelne Zeile schwarzen Textes glitt über seine virtuelle Sicht: PAULA MYO IST AUF VELAINES.
Adam hätte fast seine Kaffeetasse fallen lassen. »So eine Scheiße!«
Mehrere Gäste blickten von den Nachbartischen zu ihm. Adam verzog die Lippen zu einem entschuldigenden Lächeln. Das Array hatte die Nachricht bereits wieder gelöscht, und nun führte es eine komplexe Überschreibungsroutine durch für den Fall, dass jemals eine forensische Wiederherstellungssoftware auf die Datenreste angesetzt werden sollte.
Adam hatte nicht die geringste Ahnung, woher Bradley seine Informationen bezog, doch sie hatten sich stets als äußerst verlässlich erwiesen. Er sollte seine Mission an Ort und Stelle abbrechen.
Doch andererseits … Die Planung und Organisation bis hierher hatte achtzehn Monate in Anspruch genommen. Auf einem Dutzend verschiedener Welten waren Briefkastenfirmen gegründet worden, um die Exporte der getarnten Maschinen nach Far Away zu bewerkstelligen, sie immer wieder umzuleiten, damit es keinen Verdacht und keine Spur gab. Eine Menge Geld war für die Vorbereitungen ausgegeben worden, und die Guardians würden keine weitere Waffenlieferung erhalten, wenn Adam keine arrangieren konnte. Bevor er das tat, musste er jedoch herausfinden, was diesmal schiefgelaufen war.
Sie waren so nah dran gewesen, so verdammt nah. Rachael Lanciers letzter Anruf hatte bestätigt, dass sie bereits zwei Drittel der Liste zusammen hatte. So verdammt nah.
Maggie Lidseys Wagen brachte sie eine Stunde vor dem eigentlichen Beginn ihrer Schicht auf den unterirdischen Parkplatz des Hauptquartiers. Sie machte Überstunden, seit sie mit dem Fall beauftragt worden war. Sie tat das nicht nur, um Paula Myo zu Gefallen zu sein; sie lernte auch eine ganze Menge von dem Chief Investigator. Die Aufmerksamkeit, die diese Frau den scheinbar unbedeutendsten Kleinigkeiten widmete, war atemberaubend. Maggie war überzeugt davon, dass sie Array-Implantate besaß, zusammen mit supplementären Memoryzellen. Kein Aspekt der Operation war zu unbedeutend, als dass sie sich nicht dafür interessiert hätte. Die Gerüchte um ihre Person hatten ihren Eifer ganz sicher nicht übertrieben dargestellt.
Der Aufzug zur Lobby scannte Maggie, um ihre Identität zu bestätigen; erst dann fuhr er in die fünfte Ebene hinunter, wo das Operationszentrum lag. Das Elvin-Team hatte den Kodenamen Round-Up erhalten und war im Raum mit der Nummer 5A5 untergebracht. Maggie wurde erneut gescannt, bevor die schwere Metalltür zur Seite glitt und sie einließ. Das Innere des Raums lag im Dämmerlicht und wurde von drei Reihen von Konsolen beherrscht mit großen holografischen Portalen, die den Operator mehr oder weniger einhüllten. Jedes der Portale zeigte ein Raster von Bildern, Diagrammen und Fließtexten. Laserlicht verbreitete einen fluoreszierenden Nebel. Ein schneller Blick zum nächsten hängenden Portal neben der Tür zeigte Maggie die vertrauten Bilder der Gebäude, die Rachael Lancier für ihre Waffengeschäfte nutzte, zusammen mit Aufnahmen der beiden Beschattungsfahrzeuge des Teams, auf denen Adam Elvins Taxi auf seinem Weg durch die Stadt zu sehen war.
Maggie bat um ein Update und ging rasch die über Nacht angesammelten Daten durch. Was hervorstach, war eine verschlüsselte Nachricht, die Elvins E-Butler über den Nodus des Westpool Hotels zugestellt worden war. Sie sah Paula Myo an ihrem Schreibtisch am anderen Ende des Raums sitzen. Der Chief Investigator schien mit zwei Stunden Schlaf täglich auszukommen. Sie hatte sich eine Pritsche in ihr Büro bringen lassen und benutzte sie erst, wenn sich die beiden Hauptziele der Operation selbst schlafen gelegt hatten. Und sie war stets eine Stunde vor der Zeit wieder auf
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