Commonwealth-Saga 1 - Der Stern der Pandora
das.«
Kazimir versuchte ein beruhigendes Lächeln, doch sie wirkte immer noch traurig, und ihre Berührung – eine ganz leichte Berührung war es – lenkte ihn furchtbar ab. Sie war ihm so unglaublich nah, und weder sie noch er trugen viel Kleidung. Lustvolle, wundersame Gedanken begannen, sich in Kazimirs Verstand zu drehen.
Justine drückte freundlich seinen Arm; dann blickte sie plötzlich auf. »Oh, sieh nur, es hat aufgehört zu regen!« Sie stand auf und ging zum Eingang. »Die Sonne ist wieder da.« Ihr Lächeln war wundervoll. Sie war wieder der Engel.
Kazimir erhob sich ebenfalls und nahm sich einen Augenblick Zeit, um seine Weste anzuziehen. Er ging nach draußen und stellte sich hinter Justine, als sie ein eigenartiges Band aus Stahl über ihr Gesicht schob. Er war enttäuscht, weil er ihre Augen nicht länger sehen konnte. Das Sonnenlicht machte ihr weißes T-Shirt beinahe durchsichtig. Sie war genauso groß wie er.
»Bist du wirklich über den Vulkan geflogen?«, fragte er.
»Hm-hmmm.«
»Das muss unglaublich viel Mut erfordern.«
Sie lachte. »Nein. Nur Dummheit, glaube ich.«
»Nein. Du bist nicht dumm, Justine. Ganz bestimmt nicht.«
Sie hakte einen Finger um ihre Sonnenbrille und zog sie ein klein wenig herab, um ihn über den Rand hinweg zu mustern. »Danke, Kazimir. Das ist sehr süß von dir.«
»Wie war es?«
»Verrückt! Wunderbar!« Sie schob die Sonnenbrille wieder zurück und erzählte ihm von ihrem Flug.
Kazimir lauschte fasziniert ihrem Bericht über eine Welt und ein Leben, das ihm so fremd war wie der Starflyer. Justine besaß eine perfekte Existenz. Es machte ihn glücklich zu erfahren, dass ein solches Leben real war, dass Menschen imstande waren, dieses Stadium zu erreichen. Eines Tages vielleicht, wenn der Starflyer besiegt und vernichtet war, würden sie alle so leben können wie Justine.
Es musste Schicksal sein, dachte er, dass er ihr begegnet war. Diese Vision, sein eigener persönlicher Engel, der hergekommen war, um ihm zu zeigen, dass er Recht hatte mit seinem Bemühen, menschliches Leben zu schützen. Sie war seine Inspiration, sein eigenes, privates Wunder.
»Du musst sehr reich sein«, sagte er, als sie mit ihrer Schilderung des Flugs geendet hatte, »dass du dir ein solches Fluggerät leisten kannst, das keinem anderen Zweck dient, als dir Vergnügen zu bereiten.«
Justine zuckte lässig mit den Schultern. Sie lagen auf einer Decke am Ufer des kleinen Wildbachs, der munter durch die Lichtung plätscherte. »Ich schätze, jeder, der Far Away besucht, ist reich. Es ist nicht ganz einfach, hierher zu kommen.« Sie legte den Kopf in den Nacken, um die Schäfchenwolken zu bewundern, die über den strahlend blauen Himmel glitten. »Aber es definitiv die Mühe wert. Du lebst auf einer fremdartigen und wunderschönen Welt, Kazimir.«
»Was sagen deine Eltern dazu, dass du ganz allein hierher gekommen bist und solche Risiken eingehst? Dieser Flug war sehr gefährlich.«
Ihr Kopf ruckte herum, als hätte sie die Frage schockiert. »Meine Eltern? Ah, warte mal, lass mich überlegen. Meine Eltern haben mich stets ermutigt, ich selbst zu sein. Sie wollten, dass ich mein Leben auskoste, so gut ich kann. Und das hier, Mount Herculaneum, das muss einer der klassischsten Momente überhaupt sein, die das Leben lebenswert machen. Momente wie dieser geben einem die Zuversicht, weiterzumachen und zu erfahren, was das Universum zu bieten hat.«
»Ich? Das glaube ich nicht.«
»Doch, du. Hier stehst du, unterwegs in deinem eigenen Abenteuer, und trotzt ganz allein den Gefahren des Vulkans und des Landes. Das macht dich ein ganzes Stück mutiger, als ich es bin.«
»Nein.«
»Doch!«
»Nein!«
Beide mussten lachen. Justine setzte ihre Sonnenbrille ab und lächelte ihn warmherzig an. »Ich verhungere!«, sagte sie. »Hast du Lust, ein wenig dekadentes Essen von der Erde auszuprobieren?«
»Ja, bitte!«
Sie sprang auf und rannte auf den Gleiter zu. Kazimir eilte ihr hinterher, zutiefst beeindruckt davon, wie hoch ihr perfekter, schlanker Leib beim Rennen über dem Boden zu schweben schien.
Sie setzten sich mit untergeschlagenen Beinen auf den Boden, und Justine fütterte Kazimir mit Häppchen, während sie begierig auf seine Reaktionen wartete. Einiges schmeckte köstlich; andere Dinge waren ihm einfach fremd, wie zum Beispiel das stark gewürzte Fleisch, das beim Kauen in seinem Mund brannte. »Spül es herunter. Hiermit«, sagte sie zu ihm. Der Weißwein, den sie ihm
Weitere Kostenlose Bücher