Commonwealth-Saga 1 - Der Stern der Pandora
In diesem warmen, wohltuenden Licht erhob sich der Engel unvermittelt und stand über ihm. Ihr T-Shirt und die Shorts leuchteten rosa in dem ersterbenden Feuer, und ihr Haar bildete nun tatsächlich jenen goldenen Heiligenschein, den er im Geiste ständig gesehen hatte. Ohne ein weiteres Wort ging sie zu ihrem halbkugelförmigen Zelt und verschwand in den Schatten hinter dem Eingang.
»Kazimir.«
Zitternd folgte er ihr zum Eingang. Glitzerndes Sternenlicht zeigte ihm, dass sich der halbe Boden aufgewölbt hatte und nun eine riesige Matratze formte. Sein Engel stand davor, eine dunkle Silhouette. Ihr T-Shirt lag achtlos am Boden zu ihren Füßen. Während er sie beobachtete, schlüpfte sie aus ihren Shorts.
»Hab keine Angst, Kazimir.«
Kazimir bewegte sich durch die Dunkelheit nach vorn. Sanfte, sinnliche Hände streiften ihm die Lederweste von den Schultern. Unsichtbare Fingerspitzen streichelten über seine Brust und bewegten sich nach unten zu seinem Bauch. Kazimir wimmerte willenlos. Sein Gürtel wurde geöffnet und sein Kilt entfernt. Der nackte Engel fühlte sich heiß an, als er sich gegen ihn drängte.
Kazimirs ekstatische, ungläubige Schreie hallten weit in die Nacht hinaus, und sie hielten noch lange an, nachdem das Feuer endgültig verloschen war.
Nicht einmal die Isolation der Kabine vermochte das Dröhnen des starken Dieselmotors in Estellas Ohren zu dämpfen. Um nichts von dem wunderbaren Fruchtcocktail zu verschütten, hielt sie ihr Longdrink-Glas in die Höhe, während der stark gefederte Telmar Ranger von einer Seite zur anderen schaukelte. Es funktionierte nicht; also kippte sie den Rest des Drinks in ein paar raschen Zügen hinunter. Der Cocktail war definitiv mit Wodka angereichert; sie konnte das leichte, charakteristische Brennen in der Kehle deutlich spüren.
Die Bergungsfahrzeuge, die vom Hauptkonvoi aus losgeschickt worden waren, hatten sie zu ihrer großen Erleichterung bereits vor zwanzig Stunden aufgesammelt. Zweieinhalb Tage ganz allein in dem tropischen Wald waren deutlich mehr Abenteuer gewesen, als sie gewollt hatte. Jetzt mussten sie nur noch ihre Freundin Justine finden. Der Konvoi hatte das Positionssignal ihres Hypergliders aufgefangen, und die Position hatte ein aufgeregtes Interesse bei der Crew hervorgerufen; offensichtlich war es bisher erst wenigen Leuten gelungen, so weit zu fliegen, wie Justine es getan hatte.
Nachdem man also Estellas Hyperglider in den Container des Trailers verfrachtet hatte, waren die fünf verbliebenen Bergungsfahrzeuge aufgebrochen, um nach der letzten Kundin zu suchen.
Obwohl die Bevölkerung von Far Away die Gegend um den Mount Herculaneum als eine Art natürlichen Wildpark in Ruhe ließ, gab es eine Vielzahl von Wegen im Regenwald der flacheren Hänge, die Fahrzeuge wie der Telmar auf touristischen Safaris und Expeditionen benutzen konnten. Ständig zweigten weitere Pfade von den Wegen ab, die jedoch offensichtlich seltener befahren wurden. Und auf der Karte gab es Linien, die mit den Worten ›passierbare Route‹ markiert waren. Sie befanden sich nun seit geschlagenen drei Stunden auf einer dieser Linien und bahnten sich einen Weg durch Unterholz, Schlingpflanzen und Dschungel. Schließlich kam die wirklich herausfordernde Aufgabe, nämlich einen neuen Weg durch den Dschungel zu schneiden.
Das Trailblazer-Vehikel befand sich fünfzig Meter voraus, und seine nach vorn gerichteten Ultraschallklingen schleuderten dichte Wolken von Holzsplittern und Staub zu den Seiten, während es sich weiter und weiter vorwärts fraß. Estella hatte eine Weile zugesehen, bevor sie nach hinten in die Kabine gegangen war und angefangen hatte, die gekühlte Bar zu plündern.
»Noch ein paar Minuten länger, dann müssten wir es geschafft haben!«, rief Cam Tong, der Fahrer, ihr zu.
Estella stellte das leere Glas ab und spähte durch das Kanzeldach auf den gerodeten Streifen Urwald im Heck des Trailblazers. Die dichten Mauern aus Bäumen und Unterholz endeten abrupt, und sie rumpelten auf eine große Lichtung hinaus. Justines Hyperglider stand unversehrt in der Mitte einer großen, üppigen Grasfläche. Ihr Zelt war nur wenige Meter entfernt.
»Sieht so aus, als wäre sie okay«, sagte Cam Tong zufrieden.
»Ich habe nicht einen Augenblick daran gezweifelt.«
Die Bergungsfahrzeuge nahmen Fahrt auf, und das Schaukeln wurde schlimmer. Dann fingen alle an zu hupen.
Ein Kopf kam aus dem Zelt.
»Das ist nicht Justine!«, rief Estella.
Es war ein Teenager
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