Commonwealth-Saga 2 - Die Boten des Unheils
Paula! Irgendein Psychopath legt in Venice Coast einen halben Block in Schutt und Asche und tötet dabei neunzehn Menschen, und Sie wissen es nicht? Das ist kein guter Anfang für die Agency! Columbia verlangt Resultate, und er bittet nicht gerade höflich darum!«
»Ich bin mir der Situation durchaus bewusst. Doch was mir viel mehr Sorgen bereitet ist die Frage, was dort draußen passiert ist.«
»Ich kann mir denken, dass Ihnen das Sorgen bereitet.« Er zögerte, während er sich wappnete wie ein Arzt, der im Begriff steht, schlimme Neuigkeiten zu übermitteln. »Sie waren verdammt viele Jahre mit diesem Fall betraut, Paula. Vielleicht …«
»Nein«, entgegnete sie tonlos. »Es ist nicht die Zeit gekommen, dass ich den Fall an jemand anderen übergebe.«
Rees widersprach nicht. Er schien, wenn überhaupt, hinter seinem Schreibtisch noch ein wenig kleiner zu werden. »Also gut. Aber seien Sie gewarnt, Paula, es werden Fragen gestellt, was Ihre Eignung betrifft. Die Dinge haben sich geändert, und sie werden sich noch mehr ändern. Wenn der Befehl von oben kommt, Sie von diesem Fall abzuziehen, dann kann ich das nicht von Ihnen abwenden. Wäre nicht ihre exemplarische Aufklärungsquote bei allen anderen Fällen außer diesem …«
»Ich bin mir durchaus bewusst, dass mein Ruf mich schützt. Und Sie wissen sehr wohl, dass keiner Ihrer anderen Investigatoren imstande wäre, Johansson aufzuspüren und dingfest zu machen.«
»Zugegeben.« Der Gedanke verursachte sichtliches Unbehagen bei ihm. »Also, was können Sie mir über diese Geschichte in Venice Coast erzählen?«
»Ich habe die forensische Operation beaufsichtigt und die Abfolge der Ereignisse zu rekonstruieren versucht. Wir haben nur sehr wenig Neues über das hinaus, was wir bereits wissen.«
Paula befahl ihrem E-Butler, eine Datei auf das große Wandportal des Deputy Directors zu projizieren. Ein Bild von einem der Sensoren des Observationsteams wurde sichtbar. Es zeigte den Fremden vor dem zerschmetterten Fenster in Rigins Büro, bevor er nach draußen sprang und in den Kanal tauchte. »Das Gesicht ist in keiner Datenbank enthalten, daher gehen wir davon aus, dass es sich um ein zellulares Reprofiling handelt. Wir besitzen keine Aufzeichnungen auf der planetaren CST Station von Anacona, deswegen wissen wir nicht, wann er gekommen ist oder wann er den Planeten wieder verlassen hat.«
»Ein Einheimischer vielleicht?«
»Unwahrscheinlich, aber wir haben die Möglichkeit bisher noch nicht gänzlich ausgeschlossen. Soweit wir feststellen können, waren seine Waffensysteme an die Nervenbahnen angeschlossen, mit der Ausnahme einer primitiven Unterarmwaffe. Wir haben das Memorycell Insert der Rezeptionistin geborgen und die letzten zehn Minuten ausgelesen. Ich habe die Daten persönlich analysiert.« Die Erinnerung war so deutlich, als wäre es eine von Paulas eigenen. Sie sah, wie der Fremde die Galerie betrat. Sie richtete sich ein wenig hinter ihrem Schreibtisch auf und lächelte, als ihr sein Aussehen und seine Jugend bewusst wurden. Dann hob er den Arm, und etwas in seinem Jackenärmel glitt hervor …
Das war alles gewesen. Keine Zeit für Schmerz, Entsetzen oder Angst. Der Tod war absolut unvermittelt gekommen. »Wir hatten Glück, so viel zu bekommen«, sagte Paula. »Die Bauweise der Galerie, ein ehemaliges Lagerhaus mit Gewölbedecken, bedeutete ein gewisses Maß an Schutz für das Erdgeschoss vor dem Plasmaschwall nach der Detonation. Wir fanden weitere Leichen im Erdgeschoss, doch sie waren zu neunzig Prozent verdampft. Der Leibwächter, ein gewisser Roberto, hatte ebenfalls Glück. Sein Schutzschirm war zwar nicht dazu geschaffen, eine superthermale Ladung abzuwehren, aber das Deflektorfeld hat ihm einen gewissen Schutz gewährt. Die Prozessoren enthielten eine Reihe interessanter Aufzeichnungen. Kurze Zeit vor der Detonation hat es einen Ionenblitz abgewehrt, doch dann erfolgten eine Reihe extrem starker physischer Durchschläge. Wie es aussieht, hat irgendjemand den armen Roberto als Punchingball benutzt. Unser unbekannter Eindringling war ein ziemlich aufgerüsteter Bursche. Ich habe unsere neuen Kollegen vom Enforcement Directorate gefragt, was es kostet, jemanden derartig aufzurüsten. Sie hatten Mühe, die Spezifikationen zu erarbeiten. Nervenverzahnte Schutzschirme sind absolute Hightech.«
Mel warf einen langen, missbilligenden Blick auf das Bild im Portal. »Glauben Sie, dass Johansson über viele von ihnen verfügt?«
»Ich glaube
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