Commonwealth-Saga 2 - Die Boten des Unheils
bellte sie in das voll aufgedrehte Mikrophon. »Wir servieren jetzt Drinks und Canapees draußen in der Lounge. Ich wünschte guten Appetit.«
Sie zerrte Oscar förmlich vom Podium herunter. Er erhaschte einen Blick auf Alessandra Barrons diabolisches Grinsen, bevor sie die Sicherheit des Seitenflügels erreicht hatten.
Vice President Bicklu war dunkelrot angelaufen. »Warum hat mich niemand informiert, dass es hier zu einer Auseinandersetzung kommen würde?«, brüllte er seine Berater an. Dann entdeckte er Oscar. »Sie da! Was hatte das gerade zu bedeuten?«
»Später«, säuselte Antonia unbekümmert und schob Oscar weiter. Sie erreichten einen der Service-Korridore und blieben stehen.
Oscar legte sich eine Hand auf die Stirn. Sie war heiß und verschwitzt. Seine Kopfschmerzen waren wieder da und stärker als vorher. Als er die Hand wegzog, erwartete er halb, dass die Feuchtigkeit, die er gespürt hatte, Blut war. »O mein Gott!«, stöhnte er. »Hab ich das wirklich alles gesagt?«
»Jepp«, entgegnete Antonia. »Und ich denke, es wurde allerhöchste Zeit, dass jemand etwas gesagt hat.«
»O Gott. Ich glaube, ich habe soeben das Kommando über die Defender verspielt.«
»Seien Sie nicht so dumm. Kommen Sie. Das hier ist ein Hotel. Irgendwo muss es eine Bar geben. Ich spendiere Ihnen einen Drink; Sie können ihn gebrauchen.«
Dudley ignorierte jeden der Anwesenden: die Offiziellen von der Regierung, das Hotelpersonal, selbst die Krankenschwester aus der Klinik. Kaum hatte er die Bühne verlassen, da rannte er blindlings durch das Labyrinth von Korridoren, bis er in einer großen, leeren Küche herauskam. Erst dort hielt er an und schöpfte zitternd Luft. Er presste die Stirn an die Seite eines großen Kühlschranks und genoss das Gefühl der kalten Edelstahloberfläche an seiner Haut. Sein Herz hämmerte und seine Hände zitterten, und das kam nicht allein vom Rennen.
»Ich habe es getan!«, flüsterte er und lächelte in sich hinein. Er hatte ihnen gesagt, was er dachte – vor jedem Reporter im Commonwealth, der etwas zählte – und vor dem Vice President. Allein der Gedanke sandte ein weiteres heftiges Zittern durch seine Glieder.
Irgendjemand begann auf langsame, beinahe abschätzige Weise zu klatschen.
Dudley richtete sich auf. Fast erwartete er die Leibwachen des Vice President, die mit blitzenden Ionen-Pistolen auf ihn zu stürmten.
Stattdessen sah er sich einer wunderschönen jungen Frau gegenüber, deren lockig goldene Haare bis über die Schultern reichten. Sie trug ein weit ausgeschnittenes Top aus rotbrauner Gaze mit einem silbernen Blättermuster und ein paar hautenge ausgewaschene Jeans mit einem silbernen M an einer der Gürtelschlaufen. Auf ihren Lippen stand ein schiefes anerkennendes Grinsen, als sie sich näherte. Ihre Zähne waren makellos weiß, bemerkte Dudley, und das Top war durchscheinend. Er errötete.
»Was Sie da eben gesagt haben, erfordert eine Menge Mut«, bemerkte die junge Frau. »Ich respektiere so etwas.«
»Danke sehr.« Es kam nicht ganz als Stottern. Dudley wusste, dass er sie anstarrte – und konnte es doch nicht verhindern. Sie war mehr als attraktiv. Ihr Körper strahlte jene Gesundheit aus, die betörend wirkte. Sein eigener Körper fühlte sich mit einem Mal unkontrollierbar heiß an. Er hatte bisher noch keine Gelegenheit zum Sex gehabt, nicht in diesem Körper – bis auf eine Menge einsamer Nächte, die er mit Selbstbefriedigung verbracht hatte, seit er dazu imstande gewesen war, und das war noch nicht lange. Erinnerungen an Frauen, mit denen er einmal zusammen gewesen war, zuckten durch seine Gedanken, genau wie die Erinnerungen an die, die zu fragen er nie den Mut besessen hatte. Sein altes Selbst hätte es niemals gewagt, eine Frau wie diese um ein Date zu bitten, das wusste er.
»Es muss schrecklich für Sie gewesen sein, zu erkennen, was sie getan haben«, sagte sie. »Zu erkennen, wie schlimm Sie betrogen und verraten wurden.«
»Ja. Ja, das war es.«
»Ohne Sie wäre nichts von alledem möglich gewesen, und keines der Raumschiffe wäre je gebaut worden. Keiner Ihrer ehemaligen Schiffskameraden wäre in seine jetzige neue, wichtige Position gekommen.«
»Ich kann nicht glauben, was sie getan haben! Sie haben uns im Stich gelassen, damit wir dort sterben!« Selbst jetzt noch, nach all den Monaten des Nachdenkens über diese Tatsache, nach all den Bemühungen, damit zurecht zu kommen, waren seine Bitterkeit und sein Schock so stark wie an dem
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