Commonwealth-Saga 2 - Die Boten des Unheils
sollen!«
»Sobald das Haus fertig ist, können wir uns immer noch einen Constructionbot besorgen, der uns eine Leitung runter zum Fluss legt.«
»Ja, vielleicht.«
Der Maidbot räumte die Teller und das Besteck ab und stapelte alles im Geschirrspüler. Mark trug einen Teller mit klebrigem Toffeepudding und zwei kleinen Löffeln ins Wohnzimmer hinüber, und er und Liz kuschelten sich auf dem Sofa aneinander, während sie die wabbelige Masse von zwei Enden her zu löffeln begannen. Auf dem Portal stammelte und weinte sich Wendy Bose durch ein Interview. Professor Truten, in den Untertiteln als ›enger Freund der Familie‹ bezeichnet, hatte tröstend den Arm um ihre Schultern gelegt.
»Die arme Frau«, sagte Liz.
»Ja.«
»Sie muss in die Rejuvenation. Ich frage mich, ob CST wohl dafür zahlen wird.«
»Warum muss sie in die Rejuvenation?« Mark betrachtete Wendy Boses Bild im Portal. »Sie sieht nicht aus, als wäre sie schon so alt.«
Liz nutzte die Ablenkung, um sich zwei große Löffel Pudding in den Mund zu schieben. »Im Vergleich zu wem? Dudley Boses Klon wird ein achtzehnjähriger junger Mann sein. Sie ist physisch Ende fünfzig. Glaub mir, Mark, das ist keine Ehe, die du ausprobieren möchtest.«
»Vermutlich hast du Recht, ja. Aber ich muss ständig an Dudley Bose und Emmanuelle Verbeke denken. So weit von zu Hause weg und im Stich gelassen. Meinst du, sie haben Selbstmord begangen, als ihnen das bewusst geworden ist?«
»Kommt auf die Dyson-Aliens an, würde ich sagen. Vielleicht haben sie ihnen eine Umweltkammer gebaut und inzwischen die Sprachbarriere überwunden und unterhalten sich fröhlich mit ihnen.«
»Das glaubst du nicht im Ernst, oder?«
Liz ließ sich nachdenklich den Pudding im Mund zergehen. Professor Truten stützte Wendy auf dem Rückweg in ihr Haus. »Nein. Ihre Körper sind tot, kein Zweifel.«
»Das denke ich auch.« Marks Blick wanderte zu der billigen Plastikdecke hinauf. »Wusstest du eigentlich, dass Elan einer der Planeten des Commonwealth ist, die dem Dyson-Paar am nächsten gelegen sind?«
»Es gibt sieben, die noch näher liegen, einschließlich Anshun. Aber du hast Recht, wir liegen ziemlich nah dran.« Sie kicherte. »Nur siebenhundertvierundfünfzig Lichtjahre entfernt. Richtig unheimlich, nicht wahr?«
Mark streckte die freie Hand aus und kitzelte Liz unter den Rippen, an der Stelle, von der er wusste, dass sie dort empfindlich war.
»Aua!« Liz verzog das Gesicht und rächte sich augenblicklich, indem sie einen weiteren großen Löffel Pudding vom Teller schaufelte.
»Hey!«, protestierte Mark. »Ich hatte bisher noch fast gar nichts davon!«
»So ist das Leben. Und am Ende gehst du in die Rejuvenation und machst alles wieder von vorn.«
Zwei
Es war Mittag an der amerikanischen Ostküste. Die Sonne hatte ihren Zenit erreicht und schien senkrecht auf die Straßen am Fuß der Betonschluchten Manhattans herab. Nigel Sheldon blickte aus dem zweihundertfünfzigsten Stock des Commonwealth Exploration and Development Office auf die Fifth Avenue hinunter und beobachtete den ständigen Kampf des Verkehrs tief unten. Überall entlang der gewaltigen historischen Avenue waren gelbe Taxis und schwarze Limousinen ineinander verkeilt, zwei absolut fremde und antagonistische Spezies, die um die Vorherrschaft über die verfügbare Verkehrsfläche stritten. Gerüchte besagten, dass die Taxis der Stadt illegale Aggressor-Software in ihre Steuer-Arrays geladen hatten. Angesichts der Vielzahl von Notbremsungen, die Nigels Limousine auf dem Weg hierher hatte machen müssen, weil ein Taxi ihm die Vorfahrt genommen hatte, hätte es Nigel nicht weiter überrascht, sollte dem tatsächlich so sein. Und die gelben Taxis waren diejenigen, die während des kurzen Besuchs der Sonne am meisten profitierten: Hunderte von ihnen, die prachtvoll leuchteten inmitten ihrer dunklen, ernsten Opponenten. Sie sahen aus wie die sicheren Sieger.
Dichter am Fuß des Wolkenkratzers sah Nigel einen dichten Halbkreis von Reportern, die sich um den Haupteingang drängten. Abwesend sinnierte er, wie lange es wohl dauern würde, bis einer von ihnen getroffen wurde, wenn er nun aus dem Fenster spuckte. Es war ein gutes Gefühl, noch immer kindische Gedanken wie diesen zu haben – das gab dem Leben eine Perspektive. Nigels Kollegen vom Council konnten sicherlich ein wenig Aufmunterung vertragen.
Sie kamen bereits in den Raum hinter ihm, einer nach dem anderen. Thompson Burnelli und Crispin Goldreich
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