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Commonwealth-Saga 2 - Die Boten des Unheils

Commonwealth-Saga 2 - Die Boten des Unheils

Titel: Commonwealth-Saga 2 - Die Boten des Unheils Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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beiden Blitze aus strahlender Energie tauchten in den See aus Eisgranulat hinab. Zwei blauweiße phosphoreszierende Kreise entstanden dort, wo sie unter der Oberfläche verschwanden, und dehnten sich aus, bis sie Hunderte von Metern Durchmesser erreicht hatten, bevor sie langsam dunkler wurden und schließlich erloschen.
    »Was war das?«, rief Orion.
    »Ich weiß es nicht«, antwortete Ozzie wahrheitsgemäß. Er war überrascht, dass das Eis nicht förmlich explodiert war wie bei einer Wasserbombe, doch die Oberfläche blieb vollkommen ruhig. Ein gewaltiger, lang anhaltender Donner rollte über die Landschaft hinweg und hallte von den Felsen und Hügeln wider.
    Das zweite Paar berittener Silfen zu beiden Seiten der Halbinsel erhob sich in den Sätteln und schleuderte seine Speere. Erneut fiel sengend helles Licht auf die Landschaft. So ging es weiter bis zum vierten Paar Speere – erst dann bemerkte Ozzie eine Bewegung draußen im Krater. Ein flacher, glatter spitzer Kopf stieg zwischen den beiden strahlenden Lichtern und dem Ufer aus dem Eisgranulat in die Höhe und schoss sicherlich fünfzig Meter weit, bevor er wieder untertauchte.
    Ein Chor aus erwartungsvollem Gesang erhob sich bei den Silfen, die darauf warteten, dass ihre Beute zum Ufer getrieben wurde, und ihr Gesang vermischte sich mit dem Donnerhall des vierten Speerpaares.
    »Es funktioniert tatsächlich«, murmelte Ozzie unter seiner Balaklava.
    Draußen auf der Eisfläche wurden weitere Köpfe sichtbar, alle unterwegs in Richtung der Landzunge, während hinter ihnen unablässig neue Lichtspeere niedergingen. Die beiden Köpfe, die dem Ufer am nächsten waren, tauchten nicht wieder unter. Sie wurden schneller und schneller. Ozzie hielt den Atem an, begierig, endlich einmal eines der Wesen zu sehen.
    Das erste der Tiere brach hundert Meter vom Ufer entfernt aus dem Granulat: ein gewaltiger, zotteliger Berg aus Fell, der sich mit der Eleganz und Verspieltheit eines im Wasser Kapriolen vollführenden Delphins bewegte. Es war wie ein Polarbär, der zu Dinosauriergröße gewachsen war, doch mit einer Reihe armlanger furchtbarer Hauer, die aus jeder Seite des Mauls wuchsen. Die Beine, von denen es unter dem Rumpf eine ganze Reihe gab, sahen eher aus wie fellbesetzte Finnen.
    »Er ist riesig!«, kreischte Orion.
    »Ja, Kumpel, verdammt riesig.«
    Der Icewhale schoss zurück in das Granulat, und große Mengen des trockenen Pulvers spritzten auf. Hinter ihm detonierten weitere Speere zu reinem Licht und verwandelten die aufsteigende Wolke aus winzigen Eisteilchen in eine wimmelnde Masse von Regenbögen. Der Kopf der Kreatur ruckte hoch angesichts dieser vorsätzlichen Provokation, doch sie behielt ihre Richtung auf den Kraterrand unerschütterlich bei. Hinter ihm hatten sich vier weitere Wellen gebildet.
    Einzelne Silfen zu Fuß rannten vor, die kleineren schwarzen Speere hoch über die Köpfe erhoben. Sie hatten ihre dicken schweren Mäntel abgelegt, um sich ihrer Beute schneller nähern zu können, und sahen nun aus der Entfernung aus wie dunkle Motten, die über das weiße Land rutschten und rannten. Über ihren Köpfen wechselte einmal mehr die Farbe des Himmels von Rot nach Weiß, und starke Schatten wirbelten herum und herum, als die beiden nächsten Lichtspeere ihre Bahn entlang steiler Kurven nahmen. Ozzie hatte alte Dokumentarfilme gesehen von Soldaten, die in Kriegszeiten an ein Ufer stürmten, und die Angriffswoge der Silfen erinnerte ihn stark daran. Ein atemberaubender Irrsinn, der in ihm das Verlangen weckte, ihnen aufmunternd zuzubrüllen.
    Der erste Icewhale erreichte das Ufer und rannte weiter, ohne seine Geschwindigkeit zu verringern. Ozzie mochte nicht glauben, dass sich ein so riesiges Wesen in einem solchen Tempo bewegte. Sein Kopf schwenkte noch immer von einer Seite zur anderen, und sein Maul schnappte in berserkerhafter Wut. Silfen fächerten um das Tier herum aus. Mehrere Speere wurden geschleudert. Sie gingen nicht in monochromatischem weißen Licht auf, sondern waren echte Speere – und zeigten bemerkenswert wenig Wirkung, als sie die Flanken des Icewhales trafen. Sein zottiges Fell war so dick, dass die meisten Speere einfach abprallten und klappernd zu Boden fielen. Die Speere, die das Fell durchdrangen, gingen nicht tief in das Fleisch darunter, und ihre einzige Wirkung schien darin zu bestehen, das Wesen noch mehr in Wut zu versetzen. Sein Leib bockte und wand sich, bis es mit seinen Beinen an den dünnen Stäben kratzen konnte

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