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Commonwealth-Saga 3 - Der entfesselte Judas

Commonwealth-Saga 3 - Der entfesselte Judas

Titel: Commonwealth-Saga 3 - Der entfesselte Judas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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erste Mal, dass ich ein nacktes Programm sehe.«
    Die schiere Mädchenhaftigkeit ließ ihn in zärtlicher Erinnerung lächeln. »Was ist das?«
    »Encryptionware. Ich habe sie von Paul Cramley gekauft.«
    »Ich erinnere mich an Paul. Wie geht es dem alten Halunken?«
    »Nicht besonders gut. Er hat versprochen, dass dieses Programm deine privaten Nachrichten an mich in dem Datenstrom des Sensoriums verbirgt, das du an die Show sendest. Ich kann sie herausziehen, aber niemand sonst wird dazu imstande sein.«
    Sie drückte ihm das Rechteck in die Hand, und es breitete sich aus. Ketten von Symbolen flossen nach draußen und verschmolzen mit den Wänden der weißen Kugel. Sie jagten die graue Schrift für ein paar Sekunden, bevor sie zum gleichen, halb-sichtbaren Grau verblassten wie alle anderen Symbole auch.
    Mortons E-Butler berichtete, dass sich ein neues Programm erfolgreich in seinem Haupt-Insert installiert hatte und dass dieses Programm über keinerlei Autorenzertifikat und keine Sicherheits-Validierung verfügte. »Es darf sich aktivieren«, sagte Morton zu seinem E-Butler.
    »Das Programm entschlüsselt außerdem die Botschaften, die ich dir sende«, sagte Mellanie.
    »Ich hoffe, es handelt sich ausnahmslos um obszöne Bilder!«
    »Morty!« Ihre Enttäuschung löste sich in einen daliesken Farbwirbel auf, und Morton war wieder in dem verdunkelten Besprechungsraum, und ihr warmer nackter Leib kuschelte sich an ihn.
    »Danke«, flüsterte sie. »Ich bin dir wirklich sehr dankbar.«
    »Hast du vielleicht Lust, das zu zeigen? Hier draußen in der realen Welt?«
    »Was denn, schon wieder? So schnell?«
    »Ich habe seit mehr als zweieinhalb Jahren darauf gewartet.«

Kapitel Fünf
     

    Die Pathfinder hatte gerade erst drei Tage im freien Fall hinter sich, und Ozzie stand bereits vor einer Entscheidung, die er wirklich nicht fällen wollte. Ein großer Teil seines Problems war, dass sie keinen Zielort hatten. Und selbst wenn sie einen gehabt hätten, wäre die Fahrt dorthin schwierig gewesen. Die Luftströmungen im Gashalo waren vollkommen unberechenbar. Mittlere Winde trugen sie einen halben Tag lang stetig in eine Richtung und ließen sie dann stundenlang reglos in Kalmen hängen. Sie hatten das Segel die meiste Zeit oben, sodass das Floß eine vernünftige Angriffsfläche für Wind bot, ganz gleich, welche Orientierung sie hatten. Immer wieder kamen Böen auf, die glücklicherweise nie lange anhielten, und füllten das Segel, als wären sie noch auf dem Wasser unterwegs, um sie unsicher taumelnd mit sich zu reißen. Einmal mussten sie das Segel tatsächlich reffen, so stark wurde das kleine Floß durchgeschüttelt. Für sich genommen war diese Reisemethode ein interessantes Konzept. Ozzie entwarf im Geiste ein segelndes Luftschiff, das mit beträchtlicher Finesse durch das Gashalo fahren konnte. In seiner Vorstellung besaß es die Form eines zylindrischen Schoners mit einem Spinnennetz von Takellage, die von Segeln ausgefüllt war. Es wäre ein lebenslanger Spaß, ein solches Schiff durch dieses fantastische Reich zu steuern. Ein Spaß für viele Leben sogar.
    Diese und andere verträumte Ideen mit nahezu unendlichen Möglichkeiten für die Fantasie machten die Zeit an Bord ein wenig erträglicher.
    Mit Ozzies Ermunterung hatte Orion sich langsam an die Schwerelosigkeit gewöhnt, auch wenn er sich in dieser Umgebung niemals wirklich heimisch fühlen würde. Allerdings war der Knabe jetzt imstande, sich einigermaßen sicher an Bord zu bewegen, auch wenn Ozzie darauf achtete, dass er zu allen Zeiten seine Sicherheitsleine trug. Orion behielt sogar den größten Teil der Nahrung bei sich. Woran Ozzie nichts ändern konnte, waren die Sorgen, die er sich machte. Das erbärmlich winzige Floß trieb durch einen gigantischen Makrokosmos, und das Gefühl von Einsamkeit und Isolation erweckte selbst in Ozzie hin und wieder Anflüge von Panik.
    Tochee stellte ein weiteres Problem dar. Das große Alien litt unübersehbar in der Schwerelosigkeit. Irgendetwas in seiner Physiologie war einfach nicht imstande, sich an den freien Fall zu gewöhnen. Tochee verbrachte den größten Teil der Zeit damit, sich erbärmlich ans Hinterdeck zu klammern. Er aß kaum etwas, weil er jegliche Nahrung augenblicklich wieder erbrach, wenn er sie nicht schnell genug herunterbrachte, und er trank nur wenig. Ozzie musste betteln und flehen, damit Tochee überhaupt etwas zu sich nahm.
    Er wusste, dass sie möglichst schnell in normale Gravitation

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