Commonwealth-Saga 3 - Der entfesselte Judas
mithören könnte, was ich dir zu sagen habe.«
»Und das wäre?«, fragte er vorsichtig.
»Du erinnerst dich sicher an die Guardians of Selfhood, oder?«
»Diesen merkwürdigen Kult? Sie haben die Unisphäre mit ihren Shotgun-Botschaften überflutet. Waren sie es nicht auch, die die Second Chance angegriffen haben? Sie glauben, dass die Regierung von einem Alien manipuliert wird oder irgendetwas in der Art. Lauter Mist.«
»Sie haben Recht.«
»Jetzt komm schon!«
»Das Alien nennt sich Starflyer. Es ist gut möglich, dass es den Krieg ausgelöst hat.«
»Nein, Mellanie.«
»Morty, ich wurde belogen. Ich wurde beschossen. Man hat versucht, mich zu entführen. Selbst Paula Myo glaubt, dass der Starflyer existiert.«
»Investigator Myo?«, fragte er ungläubig.
»Sie ist nicht länger Investigator. Der Starflyer hat dafür gesorgt, dass sie gefeuert wurde, doch sie besitzt politische Verbindungen. Ich verstehe nicht alles, aber sie arbeitet jetzt für eine andere Regierungsbehörde. Glaube ich. Sie will nicht mit mir reden. Sie vertraut mir nicht. Morty, all das macht mir eine Heidenangst. Ich kenne niemanden, dem ich vertrauen könnte, außer dir. Ich weiß, dass du nichts mit dieser Verschwörung zu tun haben kannst, weil du in Suspension warst, als all das passiert ist. Bitte, Morty, versuch wenigstens, die Möglichkeit zu akzeptieren, dass es stimmt. Die Guardians haben sicher einen Grund gehabt, um mit ihrer Kampagne anzufangen, meinst du nicht? Jede Legende fängt mit einem Körnchen Wahrheit an.«
»Ich weiß nicht. Zugegeben, sie haben ungewöhnlich lange durchgehalten, aber das bedeutet nicht unbedingt, dass sie Recht haben. Wie dem auch sei, was hat das alles mit mir zu tun? Ich rechne jeden Tag damit, im Kriegsgebiet abgesetzt zu werden. Ich kann dich nicht beschützen, Mellanie, selbst wenn ich mich aus der Basis schleichen würde. Die Navy besitzt sämtliche Aktivierungskodes für meine implantierten Waffensysteme. Sie kann sie ein- und ausschalten, wann immer sie will.«
»Tatsächlich?« Sie klang fasziniert. »Ich frage mich, ob ich die Software hacken könnte.«
»Mellanie, es tut mir Leid, ich kann nicht riskieren, wieder zurück in die Suspension zu gehen. Nicht einmal für dich.«
Sie schüttelte den Kopf. »Das ist es nicht, worum ich dich bitte.«
»Was dann?«
»Ich möchte, dass du mir Informationen von Elan sendest.«
»Was für Informationen?«
»Alles, was du über die Primes in Erfahrung bringen kannst und was normalerweise als geheim eingestuft werden würde. Wir können der Navy nicht vertrauen, Morty. Sie wurde durch den Starflyer kompromittiert. Und ja, ich weiß, es klingt paranoid. Ich hätte vor einem Jahr genau das Gleiche gesagt.«
»Du meinst das alles tatsächlich ernst, wie?«, fragte er.
»Ja, Morty.«
Er wartete einen langen Augenblick, bevor er fragte: »Wärst du gekommen, um mich zu besuchen, wenn du nicht in all das verwickelt wärst?«
»Ich wäre hier, ganz gleich, was mit dem Commonwealth passiert. Ich schwöre es. Es ist mir völlig egal, ob du Tara ermordet hast oder nicht.«
»Ich habe es wahrscheinlich getan, weißt du? Investigator Myo macht keine Fehler.«
»Es ist mir egal. Wir beide waren ein gutes Gespann, selbst wenn ich noch ein naives Kind gewesen bin. Ich weiß, dass wir uns seit damals beide verändert haben, aber wir müssen herausfinden, was diesmal aus uns werden kann. Das schulden wir uns, findest du nicht?«
»Verdammt, du hast dich wirklich entwickelt.«
»Wirst du mir die verlangten Informationen schicken, Morty?«
»Ich denke ja. Ich will dich nicht noch einmal enttäuschen, Mellanie. Also … Ich denke, du hast irgendeine narrensichere Methode, um die Daten rauszuschmuggeln, korrekt?«
»Selbstverständlich.«
»Habe ich mir gedacht«, sagte er resigniert. Das war tatsächlich nicht mehr die naive Firstliferin mit dem heißen Arsch, die er beschwatzt hatte, bis sie mit ihm ins Bett gegangen war. Absolut nicht mehr. Sie hatte sich verändert, war zu einer sehr viel interessanteren Persönlichkeit herangereift. Und sie sieht immer noch unglaublich heiß aus, verdammt.
Mellanie zog ein handflächengroßes Rechteck aus der Tasche und hielt es in die Höhe. Es bestand aus dicht gepackten Zahlen und Buchstaben, die in schwachem Violett leuchteten, während sie in unablässiger Bewegung gegeneinander flossen, ohne je ihre Begrenzung zu verlassen. Sie betrachtete das eigenartige Gebilde voller Neugier. »Wow. Das ist das
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