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Commonwealth-Saga 3 - Der entfesselte Judas

Commonwealth-Saga 3 - Der entfesselte Judas

Titel: Commonwealth-Saga 3 - Der entfesselte Judas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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vieren ausgebreitet im Zentrum eines braunen Lakens liegen.
    »Ich hätte es mir denken müssen«, sagte Ozzie. »Yin und Yang. Und die Feenvolk-Version haben wir bereits gesehen.« Die fliegenden Silfen besaßen eine verblüffende Ähnlichkeit mit klassischen Dämonen. Mit der Sonne im Rücken sah Ozzie, dass die Flügel in Wirklichkeit dicke Membranen waren, die in dunklem Bernstein schimmerten. Sie waren in eine obere und eine untere Hälfte geteilt, und beide Paare schienen sich zu überlappen. Ozzie sah zumindest kein Sonnenlicht zwischen den Hälften hindurchschimmern. Die obere Hälfte war an den Oberarmen der Silfen bis zum Ellbogen hinunter fixiert und gestattete es den Unterarmen, sich frei zu bewegen. Ein Geflecht aus schwarzen Gebilden wuchs aus den Oberarmen, das an die Adern von Blättern erinnerte, und zwischen ihnen spannte sich die Membran. An den Beinen erstreckten sich die unteren Hälften bis zum Knie hinab und dann nach außen und bildeten einen V-förmigen Umriss zwischen den geschwungenen Kanten, sodass auch die Unterschenkel frei waren. Die Silfen waren also immer noch imstande, am Erdboden normal zu gehen. Ein langer peitschenförmiger Schwanz befand sich an der Stelle, wo das menschliche Steißbein saß, mit einer dreieckigen Membranspitze, die aussah wie bei einem Drachen.
    Die Silfen flogen nicht auf die Weise, wie planetengebundene Vögel es taten. Sie flatterten nicht mit den Flügeln, um Auftrieb zu erzeugen. Hier im Gashalo ließen sie sich einfach treiben. Die großen Flügel waren wie Segel, die es ihnen ermöglichten, den Wind einzufangen und sich von ihm treiben zu lassen, wohin sie wollten.
    Während Ozzie den Schwarm beobachtete, der in gewaltigen, trägen Spiralkurven dahinglitt, verspürte er einen gigantischen Stich von aufkeimendem Neid. Was diese Silfen hatten, war ohne Zweifel die vollkommene Freiheit.
    »Wir sollten es genauso machen«, sagte Orion melancholisch. »Wir sollten uns die Segel anbinden und losfliegen. Wir könnten hinfliegen, wo auch immer wir wollten.«
    »Ja«, stimmte Ozzie ihm zu. Er runzelte die Stirn – die Idee des Jungen brachte ihn dazu, sich auf das zu konzentrieren, was er vor sich sah, anstatt nur neidisch hinzustarren. »Weißt du … es ist falsch.«
    »Wieso? Was ist falsch?«
    »Diese Anordnung. Der Körper der Silfen ist dazu erschaffen, in einem Gravitationsfeld zu gehen, genau wie wir, richtig? Wenn man also jemanden so modifiziert, dass er im Gashalo herumfliegen kann, warum lässt man ihm dann die Arme und Beine? Das ist keine Modifikation, die es ihnen gestattet, auf Dauer hier zu leben. Was sie da haben, ist eine lebendige Version unserer DaVinci-Anzüge. Es ist etwas Vorübergehendes. Es muss so sein. Sie brauchen keine Beine im Gashalo, und diese Flügel würden sie auf einem Planeten unnötig behindern.«
    »Wahrscheinlich«, sagte Orion.
    »Ich habe Recht«, verkündete Ozzie entschieden. »Es ist nur ein weiterer Teil ihrer verdammten Stadien. Ein großartiger, so viel steht fest, aber wir haben immer noch nicht ihre finale Form gesehen. Die Erwachsenen-Gemeinschaft.«
    »Okay, Ozzie.«
    Er ignorierte den Knaben, während er laut überlegte. »Es muss einen Ort geben, wo sie diese Modifikationen erhalten, sobald sie eintreffen. Irgendwo hier im Gashalo. Irgendeinen Ort mit hoch entwickelten biologischen Systemen.«
    »Es sei denn, es handelt sich um ein natürliches Stadium ihres Lebens«, bemerkte Tochee.
    »Wie bitte?«
    »Auf meiner Heimatwelt gab es kleine Kreaturen, die sich zwischen dem Schlüpfen und der erwachsenen, fortpflanzungsfähigen Gestalt durch mehrere Stadien hindurch verändert haben. Zuerst aquatisch, dann an Land und dann unter der Erde. Sie veränderten sich je nach den Erfordernissen ihrer neuen Umgebung. Die Flossen fielen ab; sie bekamen primitive Beine, und schließlich entwickelten sie kräftige Grabeklauen und verloren die Hinterbeine wieder. Einige unserer theoretischen Wissenschaftler vermuten, dass unser eigenes Manipulatorfleisch nichts weiter als eine fortschrittlichere Version dieses Morphosemechanismus ist. Sie waren nicht beliebt, weil sie uns mit diesen primitiven Kreaturen in Verbindung brachten, auch wenn ich die Logik in ihren Vorstellungen nachvollziehen kann.«
    »Ich verstehe«, sagte Orion. »Wenn die Silfen hierher kommen, wachsen ihnen ganz von allein diese Flügel, und wenn sie weggehen, schrumpeln sie zusammen und fallen wieder ab. Hey! Ich frage mich, ob das hier ihr Geburtsstadium

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