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Commonwealth-Saga 3 - Der entfesselte Judas

Commonwealth-Saga 3 - Der entfesselte Judas

Titel: Commonwealth-Saga 3 - Der entfesselte Judas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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schnell verdammt kalt.«
    »Ozzie.«
    »Unterbrich mich nicht, Mann! Die Schneestürme explodierten aus dem Himmel über uns und wollten überhaupt nicht mehr aufhören, und es war eisig, ich meine nicht ganz so schlimm wie auf der Zitadellenwelt, zugegeben, aber immer noch verdammt eisig für eine H-kongruente Welt, das kann ich dir sagen. So kalt, dass sämtliche Gleise brüchig wurden und barsten. Flugzeuge konnten in den Blizzards natürlich ebenfalls nicht fliegen. Und es gab keinen Schneepflug auf der Welt, der unter diesen Umständen die Straßen hätte freihalten können.
    Wir mussten also evakuiert werden. Es lebten bereits mehr als fünf Millionen Menschen auf dieser armen, zum Untergang verurteilten Welt, und es gab praktisch keinerlei funktionierendes Transportmittel mehr. Die Commonwealth-Verwaltung importierte Schneemobile von sämtlichen Big 15-Welten, doch sie konzentrierten sich auf die Hauptstadt und die wichtigsten Siedlungen. Annabelle und ich waren ganz auf uns allein gestellt. Also musste ich die Maschinen der Farm auseinander nehmen und etwas Neues daraus bauen. Und weißt du, was ich gebaut habe? Ein verdammtes Hovercraft, Mann! Soll man das glauben? Das war Technik des zwanzigsten Jahrhunderts, was für ein Mist ist das denn? Ich meine, warum nicht gleich eine Rakete? Aber es hat funktioniert. Wir brachen in Richtung Hauptstadt auf, doch zu dem Zeitpunkt fingen die Gletscher bereits an zu wachsen. Hast du eine Ahnung, wie schnell Gletscher wachsen können? Mann, das sind echte Expresszüge, glaub mir! Wir rasten in unserem Hovercraft vor ihnen her, und die meilenhohen Klippen aus Eis donnerten über das Land und zermalmten alles, was ihnen in die Quere kam. Ganze Berge wurden unter ihnen begraben! Unsere Vorräte gingen bald zur Neige, und unsere Energie erreichte ein kritisches …«
    »Ozzie!« Orion deutete aufgeregt in die Ferne.
    »Huh?« Ozzie drehte sich um und hielt sich mit den Händen fest, um nicht von der plötzlichen Bewegung davongewirbelt zu werden. Ein unregelmäßiges Fragment aus Land erhob sich über dem Bug der Pathfinder wie ein viel zu naher Mond. Es füllte bereits ein Viertel des Himmels aus. »Heilige Scheiße!«, krächzte Ozzie. Sein E-Butler begann sofort mit der Analyse der Ausmaße. Der flache, längliche Brocken Land war dreiundachtzig Kilometer lang und in der Mitte neun Kilometer breit. Beide Enden verjüngten sich zu langen dünnen Spitzen. Die Oberfläche war größtenteils von Vegetation überzogen, ein Blätterdach aus Baumwipfeln, dessen Farben von tiefdunkelbraun über schwefelgelb bis hin zu einem satten Olivgrün reichten. Dichte Schleier aus schwanenweißem Dunst bewegten sich träge wie Sirup über dem Blattwerk. Die alarmierend große Masse war keine siebzehn Kilometer mehr von ihnen entfernt.
    »Wo … Woher zur Hölle ist dieses Ding bloß gekommen?«, stotterte Ozzie. Zugegeben, er hatte nicht mehr besonders häufig Ausschau gehalten, nachdem der Silfenschwarm verschwunden war, aber dieses Ding hätte ohne den geringsten Zweifel bereits aus Hunderten von Kilometern Entfernung sichtbar sein müssen. Und so viel hatte er ganz bestimmt nicht geschlafen.
    »Wir werden kollidieren«, sagte Tochee.
    Ozzies E-Butler berechnete die Annäherungsgeschwindigkeit, etwas weniger als einen Meter pro Sekunde. Purpurrote Vektorlinien glitten durch Ozzies virtuelle Sicht. Es konnte kein Zweifel bestehen: Sie waren auf Kollisionskurs. »Zusammenstoßen«, korrigierte Ozzie das große Alien. »Es wird ein leichter Zusammenprall, weiter nichts. Wir befinden uns in Schwerelosigkeit, vergesst das nicht. Und bei dieser Geschwindigkeit bleiben uns noch wenigstens weitere fünf Stunden, bis es so weit ist. Uns wird nichts passieren. Sie sind vollkommen sicher.«
    »Das waren sie!«, rief der Knabe jubelnd aus. »Die Silfen haben uns gesehen, und sie haben uns hierher gesteuert! Ich wusste, dass sie unsere Freunde sind!«
    Ozzie wollte dem Knaben sagen, wie unwahrscheinlich das war – andererseits war das Gashalo selbst auch kein natürliches Artefakt. »Könnte sein«, räumte er ein. »Also schön, Leute, fangen wir an zu überlegen, wie wir uns an der Oberfläche verankern, sobald wir nahe genug sind.«

    Es war zwanzig Minuten vor der Landung auf dem Felsbrocken, den sie auf den Namen Island Two getauft hatten. Eine sanfte Brise versetzte die Pathfinder in ein träges, leicht erratisches Taumeln, das es schwierig machte abzuschätzen, mit welcher Seite sie aufprallen

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