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Commonwealth-Saga 3 - Der entfesselte Judas

Commonwealth-Saga 3 - Der entfesselte Judas

Titel: Commonwealth-Saga 3 - Der entfesselte Judas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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lagen. Es war ein weiter Weg.
    Nigel war nie völlig zufrieden gewesen mit dem Haus auf New Costa. Sicher, architektonisch war es perfekt, eine Mischung aus Hollywood-Schloss und arabischem Palast, eine leichte, helle Konstruktion mit weiten Bögen und kunstvollen, hübschen Rotunden. Und genau das war das Problem: Nigel hatte dieses Haus während der imperialistischen Expansionsphase von CST errichtet, während Augusta sich als wichtigster Industrieplanet des Commonwealth etabliert und er seine Dynastie mit ihrem interstellaren Transportmonopol konsolidiert hatte. Das Haus wäre einem Imperator angemessen gewesen, ein Spiegelbild der ökonomischen Dynamik, welche jenes ganze Jahrhundert beherrscht hatte. Es lag inmitten eines achtzig Hektar großen, wunderschön gestalteten Parks im Herzen der Megacity und war so groß wie ein kleines Dorf. Zwei Flügel dienten allein der Unterbringung seiner Vorstandsbüros aus jener Zeit, besetzt nahezu ausschließlich von Mitgliedern seiner Dynastie, die ein breites politisches und ökonomisches Portfolio leiteten. In jenen Tagen hatte Nigel einen Großteil des blühenden Commonwealth beherrscht und den gesamten Rest beeinflusst.
    Neben der Firmenseite war auch seine persönliche Familie im Haus untergebracht: sein Harem, seine Trainer, das Personal und eine ganze Schar von Kindern komplett mit Ammen und Lehrern. Es hatte nur wenige mittelalterliche Monarchen in Europa gegeben, deren Hof in Bezug auf Größe und Erhabenheit dem von Nigel das Wasser hätte reichen können.
    Heutzutage lagen die Dinge ein wenig anders. Das Exekutivkonzil der Dynastie leitete CST und das gewaltige Produktionskonglomerat, das Nigel gehörte. Die Augusta Civil Engineering Corporation hatte sämtliche Verantwortlichkeiten einer zivilen Regierungsbehörde der Big 15-Welt übernommen, und ihre Senatoren kümmerten sich um die politischen Interessen der Dynastie in Zusammenarbeit mit den übrigen Dynastien, während das politische Büro die Entwicklungen auf anderen Welten im Auge behielt wie ein altmodischer Geheimdienst. Nigel entwarf noch immer die politischen Strategien, doch die harte Arbeit der Durchführung wurde von der straff organisierten Managementpyramide erledigt, die Nigel seit jenen ungestümen Zeiten des einundzwanzigsten Jahrhunderts entwickelt und vielfach verfeinert hatte. In jüngerer Zeit gestatteten leistungsfähige neurale Arrays und ultrakomplexes Wetwiring seiner erweiterten Mentalität, Ereignisse auf einer nahezu unterbewussten Ebene zu überwachen und zu manipulieren; seinem wachen Bewusstsein und seinem Körper ersparte dies zweifellos eine ganze Menge mühseliger Details. Mit seiner neuen, halb-bewussten künstlichen Intelligenz und gesicherten Netzwerken, welche die Dynastie unauffällig und reibungslos steuerten, überlebte das Herrenhaus als eine Art Relikt aus den vergangenen Tagen. Ein großer Teil der ursprünglichen Büros war geschlossen worden, und ein ganzer Flügel bestand nur noch aus Lagerräumen, voll mit Dingen, die im Laufe von mehr als zwei Jahrhunderten von Nigels direkter Familie, seinen jeweiligen Frauen und Kindern, angesammelt worden waren. Und die Zahl der Mitglieder seiner direkten Familie betrug selten weniger als dreißig.
    Als Nigel sein Büro betrat, verglichen mit dem Rest ein segensreich einfach eingerichtetes Zimmer, mit einem antiken, einfachen Eichenschreibtisch und erdfarben gestrichenen Wänden, sinnierte er darüber, wie sich die Managementsysteme, auf deren Implementation er so viel Zeit und Geld verwendet hatte, im Laufe der Prime-Invasion als nahezu wertlos erwiesen hatten. Die Senior-Mitglieder der Dynastie mussten wieder die direkte Kontrolle über die einzelnen Abteilungen übernehmen, um die Reaktion auf die Gefahr zu steuern.
    Dass die Managementstrukturen nicht mit einem vollkommen unerwarteten Problem fertig werden konnten, würde irgendwann genauer untersucht werden müssen. Nigel vermutete, dass die Ursache in einer gewissen Selbstzufriedenheit begründet lag, der unbewussten Annahme, dass es im Commonwealth niemals zu einer radikalen Veränderung kommen würde.
    Was für ein gottverdammt stupider Gedanke! Wurmlöcher waren die radikalste Veränderung, die es auf der guten, alten Erde je gegeben hat. Ich hätte es besser wissen müssen, ausgerechnet ich!
    Mehrere Senior-Mitglieder der Dynastie gesellten sich zu ihm für die erste zusammenfassende Konferenz des Tages: Campbell, der bei der Steuerung der Evakuierung wunderbare

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