Commonwealth-Saga 3 - Der entfesselte Judas
Dieses verdammte Ding macht selbst mir Angst.«
»Das ist eine vernünftige Reaktion«, sagte Jessica düster. »Ich mag die Tatsache nicht, dass sie existiert, aber wo wir sie nun schon mal haben, möchte ich auf keinen Fall, dass jemand anderes sie kontrolliert.«
»Quantumbuster sind für sich genommen schon entsetzlich genug«, sagte Nelson. »Es ist nur eine Frage des Maßstabs, den diese Krise annimmt. Die Tatsache, dass die Dynastie den Finger am Drücker hat, ist nicht mehr als eine psychologische Stütze. Eine Weltuntergangswaffe ist und bleibt eine Weltuntergangswaffe. Ob sie einen Planeten oder ein ganzes Sonnensystem vernichtet, ist, als würde man sich streiten, wie viele Engel auf einer Nadelspitze tanzen können.«
»Unsere Waffe kann mehr als ein Sonnensystem zerstören«, sagte Nigel kummervoll.
»Wenn sie gebaut werden kann, wird sie gebaut werden«, erwiderte Campbell. »Wenn wir sie nicht bauen, tut es jemand anderes, und damit schließe ich die Primes ausdrücklich ein. Es ist nicht so, als müssten wir uns sorgen, die anderen Dynastien könnten sie benutzen. Diese Art von Konflikten haben wir nicht mehr im Commonwealth.«
»Nicht im Augenblick jedenfalls«, entgegnete Jessica. »Aber sehen wir den Tatsachen ins Auge: Es gibt immer noch genügend größenwahnsinnige Politiker da draußen, und damit meine ich nicht nur die Isolierten Welten. Wir müssen äußerst vorsichtig sein, was die Enthüllung des Potentials angeht, über das wir verfügen. Ich denke nicht, dass wir es im Commonwealth verkünden sollten.«
»Ich nehme an, auch die SI wäre nicht allzu erfreut über diese Errungenschaft«, sagte Nelson.
Nigel grinste. Er vertraute der SI nicht, auch wenn er sie nicht als bösartig einschätzte, und Nelsons Verdächtigungen grenzten an Paranoia – wie bei jedem guten Sicherheitschef. »Sie weiß noch nichts davon – noch nicht«, sagte Nigel. »Aber möglicherweise wird sie uns sogar dankbar dafür sein, wenn die Primes bei ihrem nächsten Angriff genauso erfolgreich vorgehen wie bei den Lost 23.«
»Also würdest du sie gegen die Primes einsetzen?«, fragte Campbell, »oder dient sie ausschließlich unserer eigenen Selbstverteidigung, falls wir vor den Primes fliehen müssen?«
»Ich werde das Commonwealth nicht kampflos aufgeben«, antwortete Nigel. »Das wäre unmenschlich. Die menschliche Rasse hat Fehler in rauen Mengen, aber wir verdienen nicht, wegen ihnen ausgelöscht zu werden.«
»Meine Spezies, gut oder böse«, sagte Jessica.
Perdita musterte sie mit einem ärgerlichen Blick. »Wir sind nicht die Bösen. Und wir sind nicht die Einzigen, die so denken. Die Erbauer der Barriere haben offensichtlich genauso über die Primes gedacht wie wir.«
»Unglücklicherweise hatten die Erbauer der Barriere erheblich größere technologische Ressourcen als wir«, sagte Campbell. »Damit hatten sie ein größeres Spektrum an Optionen. Soweit ich es beurteilen kann, haben wir nur eine einzige. Nigel, willst du wirklich warten, bis die Primes erneut angreifen, bevor du einsiehst, dass wir ein Recht darauf haben, unsere Waffe gegen sie einzusetzen?«
»Ich versuche nicht, mir selbst Mut zu machen«, entgegnete Nigel pikiert. »Erstens befinden wir uns noch im Stadium der Entwicklung. Zweitens wird die Navy das Höllentor finden. Wenn es uns gelingt, das Höllentor mit Douvoir-Raketen zu vernichten – oder wahrscheinlicher mit Seattle Project Quantumbustern –, dann wird das ganze Problem zunächst mindestens für ein paar Jahre erledigt sein. Das kann unsere Optionen durchaus erweitern. Vielleicht finden wir in der Zwischenzeit sogar die Erbauer der Barriere, und es gelingt uns, sie davon zu überzeugen, dass sie wieder errichtet werden muss.«
»Das glaubst du doch nicht im Ernst, oder?«, fragte Jessica.
»Nein«, antwortete Nigel trocken. »Wir haben das Problem erschaffen, wir müssen es auch lösen.«
Als das Meeting zu Ende war, bat Nigel Perdita und Nelson, noch bei ihm zu bleiben. Er trank eine Tasse heiße Schokolade, die ein Maidbot in das Büro gebracht hatte. Obenauf war genau die richtige Menge Schlagsahne, ergänzt von einem halb geschmolzenen Marshmallow. Der Geschmack war reinste Perfektion. Die Schokolade war von Nigels persönlichem Koch zubereitet worden; er hielt nichts davon, sein Essen von Bots zubereiten zu lassen.
»Zwei Dinge«, sagte er zu Perdita und Nelson. »Perdita, wie ist die öffentliche Meinung über mich und die Dynastie? Gibt man uns die
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