Commonwealth-Saga 3 - Der entfesselte Judas
»Michelangelo hat mir einen Vertrag angeboten, über all die Leute zu berichten, die zum High Angel emigrieren. Sie glauben alle, dass der High Angel sie in Sicherheit bringt, wenn es zum Schlimmsten kommt.«
»Der High Angel ist keine schlechte Idee, insbesondere, wenn man nicht wirklich reich ist, auch wenn die Leute dort ihr eigenes Geschick wohl kaum selbst steuern können. Wer weiß schon, wohin dieses Maschinenwesen sie bringen wird oder welche Zwecke es letztendlich verfolgt.«
»Und was hat das alles mit mir zu tun?«
»Ich möchte wissen, welches Lifeboat die größten Erfolgschancen hat.«
»Du willst weg?«
»Sagen wir, ich will mir ein Ticket kaufen. Ich habe ein gewisses Zutrauen in unsere militärischen Fähigkeiten und ich weiß sehr wohl, welche Art von technologischen Ungeheuerlichkeiten unsere Waffenspezialisten zu entwickeln imstande sind, sollte die Notwendigkeit entstehen; doch die Primes verfügen über phänomenale Ressourcen, die sie gegen uns einsetzen können. Wie ich bereits sagte: eine vernünftige Vorsichtsmaßnahme.«
Mellanie schüttelte den Kopf. Sie war nicht sicher, ob aus Bestürzung oder Abscheu. »Und wo komme ich da ins Spiel?«
»Es gibt ein großes schwarzes Loch bei all den Lifeboat-Projekten. Ich finde nirgendwo Informationen darüber, dass die Sheldons eines bauen. Und ich habe sehr genau und angestrengt danach gesucht.«
»Vielleicht sind die Sheldons keine Feiglinge. Hast du je darüber nachgedacht?«
»Feigheit ist nicht Teil dieser Gleichung. Nigel Sheldon ist nicht dumm. Er wird jede Vorsichtsmaßnahme ergreifen, um sich und seine Dynastie zu schützen. Die Menge an finanziellen Ressourcen, die für ein solches Raumschiff erforderlich sind, ist in makroökonomischen Maßstäben vernachlässigbar klein, insbesondere für jemanden wie ihn. Er wird eins bauen, wahrscheinlich abseits neugieriger Blicke und unbequemer Überwachungsprogramme. Das bedeutet, er kann es nur an einem Ort bauen: seiner privaten Welt Cressat. Tatsächlich erwarte ich, dass er mehr als ein Schiff baut; schließlich ist seine Dynastie sehr groß. Eine Flotte würde den Erfolg garantieren, ganz gleich, in welchem Teil der Galaxis sie schließlich landet.«
»Und du möchtest, dass ich es herausfinde? Dass ich das größte Geheimnis des mächtigsten Mannes im Commonwealth aufdecke?«
»Du bist doch eine investigative Reporterin, oder etwa nicht? Außerdem könnte ich mir denken, dass die SI sehr begierig wäre, dir in diesem Fall zu helfen.«
Mellanie musste grinsen, als ihr das ironische Déjà-vu bewusst wurde. »Bekomme ich ein fliegendes Auto?«, murmelte sie.
»Wenn das Commonwealth fällt, wäre ich bereit, dich mit mir zu nehmen.«
»Wie bitte?« Sie hatte geglaubt, dass sie an diesem Tag nichts mehr überraschen könnte.
»Du bist schlau, attraktiv, jung, zäh und eine Kämpferin. Ich würde während der Reise eine Rejuvenation durchführen. Ich wäre ein guter Partner in einer Ehe, denke ich.«
»Du machst mir einen Antrag ?«
»Ja. Hat dir noch nie jemand einen Antrag gemacht, junge Mellanie?«
Sie musste an die Hunderte von Anträgen denken, die sie Tag für Tag von ihren Fans oder von Leuten erhielt, die erst kurze Zeit vorher Mörderische Verführung gesehen hatten. »Du bist nicht der Erste«, gestand sie.
»War das ein Ja? Es fällt mir im Augenblick ein wenig schwer, mich vor dir hinzuknien. Selbst wenn ich nicht in der Interface-Einheit wäre; meine Arthritis ist inzwischen einigermaßen chronisch geworden.«
»Wow, das ist wirklich unglaublich romantisch.«
»Lass dich nicht von den vierhundert Jahren Altersunterschied blenden, Mellanie. Ich habe schon früher Frauen in jedem nur denkbaren Alter. Du erwartest doch nicht, dass Morton von seiner heroischen Mission zurückkehrt, oder? Denk praktisch, Mellanie. Die Chancen stehen nicht gut für ihn.«
»Ich weiß, wie seine Chancen stehen. Und die Antwort lautet trotzdem Nein.« Dieses junge Gesicht ist attraktiv, zugegeben, und er hat ein teuflisch anziehendes Grinsen. Nein!
»Ich verstehe. Mein Angebot bleibt dennoch bestehen. Und deine Antwort beeinflusst unsere Abmachung nicht. Man sollte Geschäft und Vergnügen niemals miteinander verwechseln.«
»Das weiß ich auch. Aber ich verstehe nicht, wieso du glaubst, du könntest an Bord des Lifeboats der Sheldons gehen? Du bist kein Mitglied ihrer Dynastie.« Sie zögerte. »Oder etwa doch?«
Das Bild auf dem Portal kicherte. »Nicht von Geburt, nein. Aber zwei
Weitere Kostenlose Bücher