Commonwealth-Saga 3 - Der entfesselte Judas
war.
»Nein, Dudley, ich werde Morty für eine Weile nicht mehr sehen. Wir müssen zur Erde. Ich werde Michelangelo vorschlagen, eine Reportage über die Raumschiffe der Dynastien anzufertigen.« Sie war noch nie so nah daran gewesen, einfach wegzugehen und ihn zurückzulassen. Es war schlechtes Gewissen gewesen, mehr nicht, das sie veranlasst hatte, noch einmal hierher zurückzukommen und ihn einzusammeln, anstatt geradewegs mit dem Taxi zur planetaren CST Station zu fahren.
Alessandra würde das Motel finden, wenn sie es nicht bereits gefunden hatte. Selbst billige Schläger wie die bei Paul würden Dudley mühelos aus dem Weg räumen, wahrscheinlich auf sehr schmerzliche Weise, ganz zu schweigen davon, was geschehen würde, wenn einer der aufgerüsteten Agenten des Starflyer ihn aufspürte …
Sie hatte ihn in diese Sache hineingezogen, und damit war sie für ihn verantwortlich …
»Warum können wir nicht einfach verschwinden?«, stöhnte er. »Wir beide, ganz allein. Wir gehen in dieses Resort im Wald zurück, wo uns niemand kennt und wo niemand nach uns sucht. Wir mischen uns nicht mehr ein in die Angelegenheiten zwischen dem Starflyer und der Navy, und bald werden sie uns vergessen haben. Warum tun wir das nicht? Nur wir beide ganz allein?«
Er rollte sich herum und setzte sich auf die Bettkante. »Mellanie. Wir könnten heiraten.«
Ach du meine Güte, bitte nicht! »Nein, Dudley.« Sie sagte es schnell und entschieden, bevor er eine Chance hatte, weiter an seiner Idee zu arbeiten. »Niemand sollte über derartige Dinge nachdenken, nicht bei dem, was passiert ist. Das Leben ist im Augenblick viel zu unsicher dazu.«
»Und wie wäre es hinterher?«
»Dudley! Hör sofort damit auf!«
Aufsässig ließ er den Kopf hängen.
»Komm schon«, sagte sie in versöhnlicherem Tonfall. »Lass uns packen. In LA gibt es ein paar großartige Hotels. Wir gehen in eines davon.«
Es regnete erneut, ein anhaltendes, elend kaltes Nieseln, das Fenster benetzte und Bürgersteige in schlüpfrige Wege verwandelte, die mit bestürzend viel Abfall übersät waren. Hoshe Finn hörte niemals auf sich zu wundern, wie nass und deprimierend es in der uralten englischen Hauptstadt war. Er hatte stets angenommen, dass die alten Witze darüber bloße Übertreibungen waren. Der Weg vom Charing Cross zum Büro jeden Morgen hatte ihn eines Besseren belehrt. Die UFN Environmental Commissioners, die sich das Gebäude mit der Senate Security teilten, mussten erfolgreicher gewesen sein als nach außen hin in ihren Bemühungen, den Trend zur globalen Erwärmung umzukehren.
Im Lift schüttelte Hoshe seinen Regenmantel aus und hielt ihn auf Armeslänge von sich, als er den Korridor zu seinem Büro hinunterging. Es überraschte ihn wenig, dass Paula bereits da war und über den Bildschirmen auf ihrem Schreibtisch brütete.
»Morgen!«, rief er ihr zu.
Sie lächelte flüchtig, ohne aufzublicken.
Hoshe hängte seinen Mantel auf einen Haken an der Rückseite der Bürotür und nahm hinter seinem Schreibtisch Platz. Die Menge an Akten, die darauf warteten, von ihm bearbeitet zu werden, war deprimierend. Er war erst gegen halb elf am Abend zuvor gegangen, und jetzt war es noch nicht einmal acht Uhr morgens. Die RI hatte die Nacht damit verbracht, sämtliche relevanten Informationen zu den Fragen, die er gestern formuliert hatte, aus dem Netz zu ziehen. Er wandte sich dem alten Bericht des Serious Crimes Directorate betreffend der Cox Educational Charity zu.
Um elf Uhr klopfte er flüchtig an die Tür zu Paulas Büro und trat ein. »Möglicherweise hatten Sie Recht mit Ihren Vermutungen in Bezug auf die Cox Educational«, sagte er.
»Was haben Sie gefunden, Hoshe?«
»Es gibt eine Reihe von Unstimmigkeiten in den Dateien, die ich angefordert habe.« Er nahm vor ihrem Schreibtisch Platz und befahl seinem E-Butler, die Daten auf das große holographische Portal zu projizieren, das eine ganze Wand von Paulas Büro einnahm. »Zuerst habe ich mich dem Bericht gewidmet, den das Pariser Büro des Serious Crimes Directorate nach dem versuchten Hack gegen das Konto der Charity in der Denman Manhattan Bank verfasst hat. Ihre ehemaligen Kollegen waren einigermaßen gründlich und gingen der Frage nach, ob es sich bei der Cox Educational möglicherweise um eine Briefkastenfirma handelte. Die abschließende Bewertung im Bericht lautet, dass es keine ist.« Er winkte mit der Hand in Richtung der Namen und Zahlen, die im Portal nach unten glitten. »Das ist
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