Commonwealth-Saga 3 - Der entfesselte Judas
Vielleicht sind ihre Fäkalien der perfekte Dünger.«
»Dann würden sie ihn aufsammeln und zu einem Feld transportieren. Nein, wir übersehen irgendwas. Du warst vielleicht auf der richtigen Fährte mit deiner Idee einer Armee von Klonen.« Er verstummte nachdenklich. »Obwohl selbst Klone ihre Umgebung nicht absichtlich besudeln würden. Das ist nicht normal. Das ergibt einfach keinen Sinn.«
»Vielleicht kommt als Nächstes die Reinemache-Armee von Klonen.«
Rob kicherte. »Willst du vielleicht wetten?«
»Bestimmt nicht.«
Nach einer weiteren halben Stunde vorsichtigen Heranschleichens durch den vermodernden Wald waren sie so weit nach Westen vorgedrungen, wie dies ohne das Risiko ungedeckten, freien Geländes möglich war. Die umgestürzten Bäume hatten sie bis auf sechshundert Meter an den Schutzschirm herangeführt, der die Basis der Aliens umgab. Sie schickten einen Trupp von Sneekbots voraus und blieben selbst in der Deckung des triefenden Waldes zurück, während die unsichtbare Sonne endlich hinter dem Horizont versank.
»Noch ein Unterschied«, sagte Rob.
»Was denn?«
»Es gibt keine Farben auf irgendetwas von dem, was sie bauen. Kein Finish, keine Verzierungen. Sämtliche äußeren Materialien sind roh.«
»Also sind sie wohl farbenblind.«
»Und immun gegen Ästhetik?«
»Also gut, dann sag du es mir.«
»Ich weiß es nicht. Ich wollte nur darauf hinweisen. Ihre Kultur besitzt keine Kunst.«
»Hast du den Scheiß gesehen, der heutzutage die Unisphäre überflutet?«
»Du weißt, was ich meine.«
»Sicher, aber vergiss nicht, das hier ist eine militärische Invasionsoperation. Die Basis ist funktional, weiter nichts.«
»Könnte sein. Was hältst du von der Anlage?«
Morton konzentrierte seine Aufmerksamkeit wieder auf die Aktivitäten der Aliens unter ihm. Der Blickwinkel ermöglichte es ihm, einen schmalen Ausschnitt des Bereichs vor der Raffineriestation zu beobachten. Maschinen und eng gebündelte Rohre bildeten einen Metallhaufen von fünfzig Metern Höhe. An der Vorderseite befanden sich weite Öffnungen, aus denen sich Ströme von Flüssigkeit ergossen. Morton zählte siebzehn Auslässe, aus denen das unappetitlich grüne, schäumende Wasser in die flachen Bereiche des Lake Trine’ba strömte.
»Ich schätze, wir wissen jetzt, weswegen sie ausgerechnet hierher gekommen sind«, sagte Rob. »Es ist der See.«
»Was zur Hölle ist das für ein Zeug?«, fragte sich Morton. Scheinwerfer auf dem Dach der Raffinerie warfen helles Licht über das Wasser. Die Aliens hatten entlang dem Ufer hart gearbeitet. Lange Betonrampen erstreckten sich ins Wasser hinaus, fast bis zum Schutzschirm in einer Entfernung von anderthalb Kilometern. Dazwischen war der See mit Hilfe von schweren Netzen in separate Bereiche unterteilt worden. Morton erkannte, dass in den abgeteilten Bereichen weit mehr Bewegung herrschte als draußen jenseits des Schutzschirms, und doch konnte dort unmöglich Wind gehen. Er benutzte seine Retinaimplantate, um näher an das heranzuzoomen, was sich im Wasser bewegte.
Es waren lebende Kreaturen, eine Menge lebender Kreaturen. Ihre sich windenden Leiber dicht unter der Oberfläche sorgten für das unruhige Wasser.
»Sie formen den Planeten biologisch um«, sagte er. »Das ist der Zweck dieser Station. Deswegen wollten sie den See. Mein Gott.«
»Du könntest Recht haben«, räumte Rob ein. »Sie haben eindeutig Expansion in großem Maßstab im Sinn. Sieh dir die Bilder von Sneekbot 306 an.«
Als die Sensordaten von 306 Mortons virtuelle Sicht erfüllten, stellte er fest, dass sich die kleine Maschine bis zum Schutzschirm der Aliens vorgearbeitet hatte. Die ersten Daten zeigten die Stärke des Schirms. Sie hatten nichts zur Verfügung, das stark genug gewesen wäre, ihn zu durchdringen. Der Schirm konnte sogar den taktischen Fusionssprengköpfen widerstehen, die sie mitgebracht hatten. Morton konzentrierte sich auf die Baugrube, die die Aliens hundert Meter innerhalb des Schutzschirms ausgehoben hatten. Es war ein tiefer Bunker mit verstärkten Wänden aus Beton und Metall. In der Mitte wurde ein Turm aus Maschinen zusammengebaut. Doc hatte Recht gehabt: Technische Lösungen liefen darauf hinaus, dass sich die Maschinen im Prinzip ähnelten. Morton erkannte einige der Sektionen, ohne dass er auf Informationen aus seinem E-Butler hätte zurückgreifen müssen. Die Aliens errichteten einen weiteren Schutzschirm-Generator.
»Sieh nach rechts«, forderte Rob ihn auf.
Morton
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