Commonwealth-Saga 3 - Der entfesselte Judas
näher an die Stadt herangekommen waren. »Sieh es von der positiven Seite: Wir wissen immer, wo sie gerade ist.«
»Es sei denn, sie macht es wie die Einheimischen und legt ihren Anzug ab.«
»Ich bezweifle, dass sie so weit gehen wird. Außerdem würden die Sensoren sie augenblicklich entdecken, wenn sie versucht, etwas aus dem Lager zu stehlen.«
Er befestigte eine weitere kleine Sensorscheibe an einem Felsvorsprung, der einer kleinen Schlammlawine widerstanden hatte. Der Sensor diente nicht nur der Beobachtung des weiten offenen Himmels über dem Trine’ba, sondern auch als Kommunikationsrelais über die Regents hinweg.
»Vier weitere Flieger sind soeben gestartet«, meldete Rob.
Morton beobachtete, wie die Alienmaschinen über das glatte Wasser des Lake Trine’ba hinaus flogen. Sie bewegten sich im Tiefflug parallel zur Küste, und sie benutzten ausnahmslos breit streuende Sensoren, um die flachen Wellen unter sich abzusuchen. Mortons Anzug ging in den Stealth-Modus, und die chromometische Haut nahm das bräunliche Beige der umgebenden Landschaft an, während die thermalen Emissionen sich denen des Schlamms anpassten. Die Sneekbots falteten ihre krabbenartigen Leiber zusammen und sandten ihre Arrays in einen Tiefschlafmodus. Die Flieger der Aliens kamen jedoch nicht zu den Hügeln, sondern hielten sich am See.
»Ich frage mich, wonach sie suchen«, sagte Rob, nachdem sein Anzug wieder zum Leben erwacht war.
»Mellanie hat erzählt, dass ein paar Leute zurückgeblieben wären. Sie machen den Primes wahrscheinlich Schwierigkeiten, wo sie können.«
»Großartig. Genau, was wir brauchen: ein paar begeisterte Amateure, die einen Wirbel veranstalten.«
Morton grinste. »Du hältst uns also für Profis, oder was?«
»Hör zu, ich tue diese Arbeit jetzt schon seit einer ganzen Weile. Ich weiß, was ich sehe, und ihr habt ebenfalls eine Grundausbildung hinter euch. Wie dem auch sei, wir haben die Art von Ausrüstung, um den Primes verdammt wehzutun. Wenn wir diese Farmer finden, müssen wir sie dazu bringen, sich zurückzuziehen.«
»Ja. Das dachte ich mir.«
»Und wie kommt es, dass Mellanie von den Einheimischen weiß und wo sie sich verstecken?«
»Sie war hier, als die Primes mit ihrer Invasion angefangen haben, genau hier in Randtown.«
»Kein Scheiß. Und ausgerechnet hierher haben sie dich geschickt. Was für ein Zufall, eh?«
»Ja.« Morton wollte grinsen, doch auch ihm hatte dieser Zufall zu denken gegeben. Jetzt ist es zu spät, um sich deswegen den Kopf zu zerbrechen.
Er war vom Ausmaß der Aktivitäten an der Stelle überrascht, wo früher einmal Randtown gestanden hatte. Ein gewaltiger Block Maschinerie, der an eine chemische Fabrik erinnerte, war entlang dem Ufer errichtet worden und erstreckte sich mehrere Kilometer zu beiden Seiten des alten Kais. Die Anlage ragte ein Stück weit ins Wasser hinein und überbrückte Einschnitte und Buchten auf Stelzen. Helles Licht erstrahlte an jedem Punkt der Konstruktion und erhellte exponierte Stellen, die von dicken Metallträgern gestützt wurden. Dahinter, auf dem sanften Anstieg, der sich hinter der einstigen Stadt erstreckte, waren schmucklose Gebäude und Silos über dem alten Straßennetz errichtet worden. Dazwischen standen in regelmäßigen Abständen große Fusionskraftwerke. Der alte Highway, der durch die Dau’sings nach draußen geführt hatte, war erweitert worden. Eine Menge Verkehr bewegte sich auf der Piste in Richtung Blackwater Crag: große, langsame Fahrzeuge, die dicke schwarze Rußwolken ausstießen. Reihen langgestreckter Gebäude waren am Fuß des Blackwater Crag gerade eben zu sehen. Ein Geschwader von Fliegern patrouillierte über der umgebauten Straße und verschwand immer wieder in den niedrig hängenden Wolken.
Außerhalb der ursprünglichen Stadtgrenzen waren sechs breite Terrassen in die Ausläufer der Berge planiert worden, und weitere zwei waren im Bau. Es schien sich um Abstell- oder Lagerflächen zu handeln, vollgestellt mit ungeöffneten Containern voller Ausrüstung, Fahrzeuge und Flieger. In vier weiten, offenen Bereichen drängten sich Scharen von Aliens.
»Ah, endlich!«, sagte Morton, als sie sich entlang der Reihe zerstörter Bäume am oberen Rand der Gebirgsausläufer bewegten. Die widerstandsfähigen Kiefern litten sehr unter dem harten, winterlichen Klima. Nasser, pappender Schnee in ungesundem, fahlem Weiß klebte an jedem Zweig. Zahlreiche Stämme waren umgestürzt und hatten mit ihren Wurzeln große,
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