Commonwealth-Saga 3 - Der entfesselte Judas
geschlagen hätten. Noch nicht.
»Bitte«, fragte Mandy und blickte flehend auf, während sie sich die Augen wischte. »Können Sie uns ins Commonwealth zurückbringen?«
Morton war froh, dass er den Helm nicht abgesetzt hatte. Auf diese Weise konnte sie sein Gesicht nicht erkennen. »Ich weiß es nicht. Wir sollen planmäßig erst in sechs Monaten abgeholt werden. Ich werde die Navy selbstverständlich informieren, dass Sie hier sind. Wahrscheinlich wird man versuchen, ein Wurmloch für Sie zu öffnen.«
Sie ließ den Kopf sinken.
»Haben Sie Kommunikation?«, krächzte David Dunvaband.
»Sicher. Die Navy öffnet regelmäßig Kommunikations-Wurmlöcher, um unsere Nachrichten abzurufen. Wir können Ihre Familien informieren, dass Sie am Leben sind.«
»Es wäre mir lieber, wenn Sie das nicht täten«, sagte Dunvaband und lächelte. Das Lächeln verwandelte sich in ein Husten.
»Lassen Sie mich einen Blick auf ihre Verletzungen werfen«, sagte Rob. Er setzte seinen Helm ab und kniete neben dem Verwundeten nieder. Dann strich er mit einem Diagnose-Array über Dunvabands Bein und Rumpf. »Wir verfügen über einen anständigen Vorrat an medizinischer Ausrüstung, die in unserem Basiscamp gelagert ist. Wir müssten etwas dabei haben, um Ihnen zu helfen.«
»Ein Schmerzmittel würde für den Anfang genügen«, sagte Dunvaband. »Wir haben nicht einmal mehr die. Das Krankenhaus war unter dem ersten Schutzschirm, den die Aliens errichtet haben. Wir mussten uns seither mit dem begnügen, was wir in den verlassenen Gehöften gefunden haben. Es war nicht viel, und es erschien uns selbstsüchtig, dem armen alten Napo das wenige, was wir hatten, vorzuenthalten, selbst am Ende noch.« Er deutete auf einen der Plastiksäcke.
»Kein Problem«, antwortete Rob. Er nahm ein kleines Applikator-Pad aus seinem Medikit.
David stieß einen hörbaren Seufzer aus, als das Pad gegen seinen Hals gepresst wurde. »Verdammt. Ich hätte nie geglaubt, dass ich mal froh sein würde, wenn ich betäubt bin. Das ist sehr freundlich von Ihnen, danke sehr.«
»Ist mir ein Vergnügen. Und jetzt liegen Sie bitte einfach nur still, und lassen sie die medizinische Routine meines E-Butlers herausfinden, was wir mit ihnen tun können.«
»Wie viel Bandbreite kann Ihr Kommunikations-Wurmloch aufnehmen?«, fragte David. »Wir haben die Erinnerungen unserer Freunde gespeichert. Können Sie wenigstens die in Sicherheit bringen?«
»Sie haben einen sicheren Erinnerungsspeicher hier?«, fragte Morton überrascht.
»Ihre Sicherheit ist Ehrensache für uns«, sagte Simon Rand. »Jedes Mal, wenn einer von uns nach draußen geht, transferieren wir seine letzten Erinnerungen in ein gewöhnliches tragbares Array. Diejenigen von uns, die zurückbleiben, haben geschworen, diese Erinnerungen sicher ins Commonwealth zurückzubringen. Wir vertrauen einander, verstehen Sie? Freundschaft in diesen schrecklichen Zeiten hat eine starke Bindung zwischen uns geschmiedet, die uns die Kraft gibt, dem Körperverlust mit Zuversicht und Fassung entgegenzusehen.«
Morton war nicht sicher, ob es irgendjemanden bei den Cat’s Claws gab, dem er seine Erinnerungen anvertraut hätte. »Es wäre ein sehr langsamer Transfer«, sagte er vorsichtig. »Das Wurmloch ist nicht lange geöffnet, nur ein paar Sekunden.«
»Ich verstehe«, sagte Simon. »Wir haben bis jetzt überlebt; ein paar weitere Monate sollten da kein Problem darstellen, ganz besonders mit Ihren Waffen und Ihrem Schutz.«
Morton setzte seinen Helm ab. Nach der gefilterten Luft, die er geatmet hatte, erschien ihm der Gestank in der Höhle außerordentlich. Irgendetwas, das er nicht einzuordnen vermochte – rohes Fleisch, aber mit einem süßlichen Aroma darunter. Es war ekelhaft. »Was ist das?«, fragte er.
»Der Gestank?«, erwiderte Mandy. »Es ist dieses Zeug, womit sie den Trine’ba verschmutzen. Es wird seit Wochen schlimmer und schlimmer.«
»Irgendeine Idee, was es sein könnte? Wir haben die Raffinerie gesehen, die sie gebaut haben.«
»Ich habe vor einiger Zeit ein paar Proben genommen«, antwortete David. »Es ist eine Art Alge oder so. Sie bioformen den Trine’ba.«
»Ich denke, es ist der erste Schritt bei der Konvertierung dieser Welt zu einem Wirt, der allein ihre Spezies aufnimmt«, sagte Simon. »Sie zeigen nicht das geringste Interesse an und keinerlei Respekt für existierende Organismen. Es ist ein Imperialismus, der sich bis auf die zelluläre Ebene hinab zu erstrecken scheint.«
Rob
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