Commonwealth-Saga 3 - Der entfesselte Judas
das zu ihren Gunsten ausnutzen können. Viele Kulte haben ihre Rekrutierungsmethoden im Laufe der Jahrhunderte immer weiter verfeinert, bis sie zu Meistern darin wurden, von ihren Anhängern Hingabe und Geld zu erlangen als Gegenleistung für ihre eigenen Visionen von Erlösung.«
»Nun, danke sehr, mein Liebling; da wäre ich von allein nie darauf gekommen.« Sie funkelte ihn verärgert an. »Rammy, ich habe mich schon mit Glücksrittern und Investment-Betrügern herumgeschlagen, bevor deine Urgroßeltern sich kennen gelernt haben. Mit dieser Geschichte ist kein Geld zu verdienen. Es ist kein Betrug. Es ist keine fehlgeleitete Religion. Es ist die gefährlichste Bedrohung, der sich die menschliche Spezies jemals gegenüber gesehen hat, und die unsichtbarste obendrein.«
»Ich konnte noch nie widerstehen, wenn du wütend auf mich warst.«
»Hör auf damit!«
Er zog einen Schmollmund.
»Rammy, es spielt keine Rolle, ob du glaubst, ich hätte vor Kummer den Verstand verloren.« Sie schob sich die Hand auf den Bauch. »Angesichts meines Zustands wäre es nur zu verständlich, nicht wahr? Aber das wenigste, was du tun könntest, wäre, mich zu Ende reden zu lassen. Es wäre eine gute Therapie. Und du möchtest doch, dass ich mich wieder fange, oder?«
»Du diabolisches Weib! Ich kann wohl nie gegen dich gewinnen, wie?«
»Du hast gewonnen, als wir geheiratet haben. Es war der größte Sieg von allen.«
»Arrrgh! Wie ich dich hasse!«
»Rammy, bitte konzentrier dich. Wenn ich dir diesen Beweis liefere, wirst du mir dann helfen?«
»Ich müsste ihn sehen, bevor ich auch nur über eine Antwort nachdenke. Und Justine, es müsste ein absolut unumstößlicher Beweis sein. Ich müsste diesen Starflyer in flagranti dabei erwischen, wie er die illegitime minderjährige Tochter des Papstes vögelt, die vollständige TSI-Aufzeichnung. Nichts anderes würde mir reichen. Und selbst dann kann ich für nichts garantieren.«
Sie grinste ihn an. »Also ist es wieder eine große Blondine?«
»Du böses Weib!« Er nahm sie erneut in die Arme und hielt sie sanft. »Und ich möchte, dass du mir etwas versprichst.«
»Was denn?«
»Wenn dieser Beweis nicht auftaucht, wirst du jemanden aufsuchen, der dir bei deiner Trauer helfen kann.«
»Du machst wohl Witze! Ein Seelenklempner? Ich?«
Sein Blick verharrte gleichmütig auf ihr. »Das Versprechen müsste dir doch leicht fallen. Du weißt, dass du Recht hast; also wirst du es niemals tun müssen.«
»Du warst schon immer ein guter Schüler, wie?«
»Und du eine gute Lehrerin.« Er zuckte mit den Schultern. »Abgemacht?«
»Abgemacht.«
»Danke, Justine.« Er beugte sich vor und küsste sie auf die Stirn. »Und falls du jemanden brauchst bei der Geburt …«
»Oh, Rammy!« Die Tränen drohten zurückzukehren. »Ich könnte mir niemand anderen vorstellen.«
Justine hatte gerade die Aufzüge am Ende des langen Ostflügels der Senate Hall erreicht, als der Alarm losging. Sie drehte sich um und sah, wie sich überall auf dem Korridor Türen öffneten und Mitarbeiter verwirrt die Köpfe nach draußen steckten. Ein helles gelbes Warnlicht blinkte über der Tür zu den Büros von Ramon DB. »Nein!«, flüsterte Justine. Schock ließ ihre Muskeln erstarren; sie konnte sich nicht mehr bewegen. Er ist es! Er ist hergekommen, um Rammy zu töten! Der Assassine! Er ist da!
»Dringlicher Anruf von Senator Ramon DB«, meldete sich Justines E-Butler.
»Durchstellen!«, befahl Justine mit verkrampften Halsmuskeln.
»Justine.«
»Rammy. Rammy, was ist passiert?«
»Oh, Scheiße! Es tut so weh!«
»Was tut weh? Hat er auf dich geschossen?«
»Auf mich geschossen? Es ist meine Brust. Gütiger Gott. Ich bin beim Fallen irgendwo mit dem Kopf angeschlagen. Ich kann Blut sehen.«
»Deine Brust?«
»Ja. Mitchan versucht, mich zum Trinken zu bringen, der verdammte Narr.«
»Lass dir von ihm helfen.«
»Nicht, wenn er den Defibrillator auflädt, ganz bestimmt nicht!«
Justine setzte sich in Bewegung. Sie sprintete den Korridor entlang und umrundete die endlose Zahl von Leuten, die aus ihren Büros auf den Gang strömten. Sie hatte bereits die Hälfte der Strecke zurückgelegt, als drei Sanitäter aus dem Lastaufzug stiegen und die Leute anbrüllten, gefälligst aus dem Weg zu gehen, während ein automatisches Crashcart sowie zwei Nursebots hinter ihnen her fuhren.
»Das Notarztteam ist da, Rammy. Sie kommen.«
»Oh, gut, endlich ein paar anständige Medikamente.«
»Wie konntest du
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