Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Commonwealth-Saga 3 - Der entfesselte Judas

Commonwealth-Saga 3 - Der entfesselte Judas

Titel: Commonwealth-Saga 3 - Der entfesselte Judas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
Vom Netzwerk:
Er blieb stehen und befahl seinem E-Butler, sämtliche visuellen Dateien der letzten paar Stunden vor der Landung der Pathfinder auf dem Riff wiederzugeben. Als er sie überflog, war der Dschungel auf dem Riff ungebrochen. Es gab keine Lichtung in der Mitte.
    Ozzie stand reglos am Fuß eines der Gummiglobusbäume und lehnte sich gegen die elastischen Zweige. Nicht, dass sie sich stark verbogen; dazu waren sie zu alt und zu spröde. Okay, entweder leide ich an Halluzinationen, oder irgendjemand hat erstklassige Arbeit beim Hacken meines Arrays geleistet. Nein, Orion und Tochee können sich nicht erinnern – also war es eine Halluzination. Oder eine Vision. Aber warum soll mich eine Vision hierher geführt haben? Aus welchem Grund?
    Er blickte sich einmal mehr auf dem im Halbdunkel liegenden Boden des Dschungels mit seinem gerissenen, staubigen Erdreich um. Nirgendwo waren Spuren zu sehen. Nichts bewegte sich; nichts lebte hier. Ozzie aktivierte jeden ihm zur Verfügung stehenden Sensor und drehte sich einmal vollständig im Kreis. Nichts zu sehen, in keinem Spektrum.
    »Ich kapier das nicht«, sagte er laut. Fast erwartete er eine Bassstimme, die aus den Baumwipfeln herab antwortete.
    »Freund Ozzie, ich kann keine Lichtung entdecken.«
    »Ich auch nicht. Die Dateien müssen durcheinander geraten sein, als wir gelandet sind. Das Array hat einige Schläge abgekriegt.«
    »Können wir jetzt zurückgehen?«, fragte Orion. »Es gefällt mir hier nicht. Alles ist so tot und so komisch.«
    »Sicher, Junge.« Ozzie fühlte sich viel zuversichtlicher, als er eigentlich hätte sein dürfen. Irgendwas passiert. Ich wünschte nur, ich könnte sagen was …

    Es war eine elende Arbeit, doch daran hatte sich Lucius Lee inzwischen gewöhnt. Er war drei Monate zuvor in den Rang eines Detectives auf Probe im NorthHarbour District der Stadt befördert worden, und alles, was er seither gemacht hatte, war das Sichten von Berichten und Daten für die beiden Senior Detectives gewesen, denen er für sein Probejahr zugeteilt worden war. Wann immer sie zu dritt das Büro verließen, war er es, der die langweiligen Dinge erledigen musste wie das Katalogisieren von Tatorten, das Dirigieren der forensischen Bots und das Befragen von unwichtigen Zeugen, und wenn sie eine Observation durchführten, war er unweigerlich derjenige, der die Nachtschicht bekam. Wie diese hier. Er saß um zwanzig nach vier morgens in einem alten, verbeulten Ford Feisha in einer Tiefgarage unter dem Chantex Building und starrte in eine Betonhöhle hinaus, die von grünstichigen Photostrips erhellt wurde, welche schon vor Jahren hätten ersetzt werden müssen. Fünfzehn andere Fahrzeuge parkten auf der gleichen Etage, und er kannte sie inzwischen alle auswendig.
    Warum zur Hölle sie keine anständigen getarnten Sensoren für diesen Job einsetzten, war ihm ein Rätsel. Marhol, der Detective Sergeant, der sein offizieller Mentor war, sagte, dass es eine »gute Erfahrung« wäre. Absoluter Schwachsinn, ehrlich.
    Das tatsächliche Problem war alt genug, um lächerlich zu erscheinen: Eine Bande von Punks hatte angefangen, Luxusfahrzeuge in NorthHarbour zu stehlen, und – großer Fehler –, eines dieser Luxusfahrzeuge hatte der reichen Freundin des Sohnes eines Mitglieds des Stadtrates gehört. Der Stadtrat wollte ein Ergebnis. Automatische Systeme konnten sowas nicht, nicht auf Befehl. Und so saß Lucius hier und wartete aufgrund eines Tipps von einem von Marhols zweifelhaften Informanten, wahrscheinlich eher einer seiner Saufkumpane.
    Marhol hatte Lucius zum Treffen in der Bar mitgenommen, aller Wahrscheinlichkeit nach, damit er die Kosten als Spesen geltend machen konnte. Und so hockte Lucius in seinem Wagen, während diese Null von einem Informanten, die kaum älter als zwanzig sein konnte und starke Abhängigkeitsprobleme hatte, behauptete, die Wagen würden tatsächlich nicht von der Stuhawk Gang aus SouthCentral gestohlen werden. Er müsse es wissen; schließlich gehöre er zu den JiKs, denen NorthHarbour gehörte , und sie würden nicht hinter den Diebstählen stecken. Die Stuhawks auf der anderen Seite standen in der Schuld eines Syndikats, und dieses Syndikat hatte ihnen eine Liste gegeben und einen Mechaniker genannt. Sie kundschafteten die Gegend aus und steuerten die Muskeln bei; doch sie kundschafteten Wagen im NorthHarbour District aus, nicht in ihrem eigenen. Es war ein Krieg um Gebietsansprüche.
    Für derartigen Mist mussten die Steuerzahler von Tridelta

Weitere Kostenlose Bücher