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Commonwealth-Saga 3 - Der entfesselte Judas

Commonwealth-Saga 3 - Der entfesselte Judas

Titel: Commonwealth-Saga 3 - Der entfesselte Judas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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City eine Woche lang Marhols Bierdeckel auf der Spesenabrechnung übernehmen.
    Vier Uhr einundzwanzig. Die Aufzugstüren glitten auf. Ein Mann kam heraus. Er war kleiner als normal in einem Zeitalter, in dem im Laufe einer Rejuvenation praktisch ohne zusätzliche Kosten einige Zentimeter an Körpergröße hinzugefügt werden konnten. Hager ebenfalls: Das Hemd war kurzärmelig und gab den Blick auf Arme frei, dir nur aus Haut und Knochen zu bestehen schienen. Seine Hände waren unproportional groß, stark und ölverschmiert. Der erste Eindruck war der eines Firstlifers Mitte fünfzig. Doch dann sah Lucius genauer hin. Der Typ strahlte Selbstvertrauen aus. Er schlenderte über den Beton, als wäre er der Chef einer Dynastie in seinem Harem. Außerdem wirkte er hellwach und sah nicht aus wie jemand, der soeben von seiner Spätschicht gekommen war.
    Lucius’ Atem beschleunigte sich. Dieser Typ gehörte unter gar keinen Umständen zu irgendeiner Bande von Punks. Lucius war im Gegenteil ziemlich überzeugt davon, dass er außerdem kein Firstlifer war; dieses coole Selbstvertrauen passte nicht zu einer Person, die weniger als mindestens hundert Jahre alt war. Vielleicht hatte der Informant ja doch Recht gehabt, und die Stuhawks waren als Muskelmänner für ein Syndikat unterwegs. Lucius war mit einem Schlag sehr interessiert.
    Der Mechaniker ging zu einem mitternachtsschwarzen Mercedes FX 3000p, einer brandneuen Oberklasse-Limousine mit einem Listenpreis von mehr als einhunderttausend irdischen Dollar. Dieser Preis schloss ein erstklassiges Sicherheitssystem mit ein, und das Fahr-Array war praktisch eine eigenständige RI. Es würde nicht zulassen, dass irgendjemand die Kontrolle über den Wagen übernahm, ohne dass der Besitzer es guthieß.
    Lucius wartete, bis der Mann versuchte, den Wagen aufzubrechen. Das war der Zeitpunkt, an dem er die Verhaftung vornehmen würde; insgeheim war Lucius dankbar dafür, dass sich keine Stuhawks in Begleitung des Mechanikers befanden. Eine Verhaftung, gefolgt von einer schnell durchgeführten Vernehmung war die Art von proaktiver Polizeiarbeit, die der Stadtrat sehen wollte. Nicht, dass Lucius dafür die Lorbeeren einheimsen würde – ohne jeden Zweifel würde sich Marhol die Verhaftung gutschreiben lassen.
    Der Mechaniker umrundete das glänzende Vehikel und betrachtete es respektvoll und bewundernd. Lucius staunte über die Dreistigkeit des Kerls. Er hatte doch wohl nicht allen Ernstes vor, den Mercedes zu stehlen? Dann erinnerte sich Lucius an eine commonwealthweite Suchmeldung nach einem erstklassigen Mechaniker, die vor einer Weile durch die Unisphäre gegangen war. Dieser Mann war ohne Frage erstklassig, und wenn es nur wegen seiner Arroganz und nichts anderem war.
    Lucius befahl seinem E-Butler, die Datei zu suchen.
    Der Mechaniker stand im Begriff, die Hand auf den I-Spot der Fahrertür des Mercedes’ zu legen, als er plötzlich erstarrte. Lucius hielt den Atem an. Der Mechaniker blickte sich in der nahezu leeren Tiefgarage um und bemerkte den Ford Feisha. Seine Lippen verzogen sich zu einem trockenen Grinsen, und er schlenderte heran.
    »O Scheiße!«, murmelte Lucius. Es gab keine Möglichkeit, durch die sicheren Glasscheiben des Ford zu sehen, ganz gleich, wie gut die verwendeten Retinaimplantate auch sein mochten, doch irgendwie hatte der Mechaniker Wind von ihm bekommen. Er zog seine Ionen-Pistole und legte den Sicherungshebel um. Dann wurde Lucius bewusst, dass er sich möglicherweise selbst verraten hatte, indem er auf die Unisphäre zugegriffen hatte. Trotz der abhörsicheren Verschlüsselung hatte es eine elektronische Emission aus seinem Wagen heraus gegeben. In einer ansonsten leeren Tiefgarage. Mitten in der Nacht. »Oh, einfach brillant, Lucius«, schimpfte er wütend auf sich selbst. »Einfach nur brillant.«
    Wie um den Fehler zu betonen, lieferte sein E-Butler in diesem Moment die angeforderte Datei. Der Navy-Geheimdienst wollte Robin Beard verhören, einen bekannten Kriminellen, der sich auf Fahrzeugdiebstahl spezialisiert hatte. Biographische Daten scrollten durch Lucius’ virtuelle Sicht, begleitet von einigen Bildern. Mit wenigen, leicht zu erkennenden Unterschieden passten sie haargenau zu dem Mann, der inzwischen nur noch drei Meter von der Kühlerhaube des Ford Feisha entfernt war.
    Bis jetzt hatte Beard keine Waffe gezogen. Lucius packte den Griff seiner Ionen-Pistole fester.
    Beard grinste in die nicht-reflektierende schwarze Windschutzscheibe und

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