Commonwealth-Saga 3 - Der entfesselte Judas
verzog sich zu einem breiten Grinsen.
»Ist es nach wie vor zu früh, um den Champagner zu öffnen?«, erkundigte sich Columbia leichthin. Er grinste Wilson zu.
»Haben wir es geschafft?«, fragte Patricia Kantil erfreut.
»Nein«, widersprach Leopoldvich entschieden. Er studierte die Daten auf dem großen Display. »Es sind exakt vier Wurmlöcher auf jedem Planeten verblieben. Wir wissen, dass die Primes die Zahlenbasis Vier benutzen; daraus folgt, dass es absichtlich geschah. Sie erhalten die Kommunikation mit ihren neuen Welten aufrecht. Was bedeutet, dass sie es waren, die die übrigen Wurmlöcher geschlossen haben, nicht wir.«
»Das können Sie nicht wissen!«, widersprach Oscar.
»Wenn unser Angriff erfolgreich genug gewesen wäre, um mehr als siebenhundert Wurmlöcher auszuschalten, dann hätte er gleichzeitig auch die verbliebenen zerstört. Das war ein organisiertes Abschalten und ganz gewiss nicht das Resultat eines Angriff mit Hilfe von Douvoir-Raketen.«
Wilson hätte Leopoldvich am liebsten gesagt, dass er den Mund halten sollte. Seine Hoffnungen waren mit dem Verschwinden der Wurmlöcher in höchste Höhen gestiegen, und diesen Schub hatte er dringend nötig nach dem Schock der Erkenntnis, dass der Starflyer die Navy unterwandert hatte. Doch alles, was der Stratege aus StPetersburg gesagt hatte, ergab einen unheilvollen Sinn. Erschieße nicht den Überbringer.
»Wann werden wir es mit Sicherheit wissen?«, fragte President Doi.
»Nicht lange«, antwortete Wilson nach außen hin ruhig; es war eine höfliche Lüge.
Fünf Stunden darauf öffneten sich sämtliche Wurmlöcher wieder. Ein Stöhnen erhob sich im Büro des Admirals.
»Ihre Interpretation?«, wandte sich Justine Burnelli an den Wissenschaftler.
»Die Primes haben unseren Angriff zurückgeschlagen«, sagte Leopoldvich. Zur Abwechslung wirkte er endlich einmal nervös und tupfte sich mit einem Taschentuch über die feucht glänzende Stirn. »Ich habe Ihnen gesagt, dass sie alle ihnen zur Verfügung stehenden Mittel einsetzen würden, um ihren Brückenkopf zu verteidigen.«
»Das haben Sie«, räumte Columbia ein.
»Was nun?«, fragte President Doi. Sie klang verwirrt.
»Wir müssen herausfinden, was passiert ist«, sagte Wilson.
»Sie haben uns geschlagen, was denn sonst!«, entgegnete Patricia Kantil mit wütender, verängstigter Stimme. Sie gestikulierte in Richtung des Hologramms. »So viel ist doch wohl verdammt noch mal offensichtlich!«
»Die technischen Details«, fragte Wilson. »Wie haben sie das gemacht? Das ist es, was von Bedeutung ist, wenn wir eine kohärente Strategie gegen die Bedrohung entwickeln wollen.«
»Es dauert fünf Tage, mindestens, bis die Schiffe wieder in Kommunikationsreichweite sind«, gab Nigel Sheldon zu bedenken.
» Wenn es überlebende Schiffe gibt«, warf Leopoldvich ein.
»Das reicht jetzt aus Ihrem Mund!«, schimpfte Rafael Columbia wütend.
Wilson hob die Hand und brachte damit seinen Admiralskollegen zum Schweigen. »Ich weiß, dass dies eine schwierige Situation ist. Unsere Freunde und Kameraden sind da draußen, aber wir müssen realistisch bleiben.«
»Wir können es uns nicht leisten, fünf Tage zu warten«, sagte Leopoldvich. »Ma’am President, es ist von allergrößter Bedeutung, dass wir die uns verbliebenen Schiffe mit den Quantumbustern des Seattle Project bewaffnen. Die Primes besitzen immer noch die Fähigkeit eines sofortigen Vergeltungsschlags gegen uns. Sie haben keinerlei Grund mehr, noch länger zu warten.«
»Ja«, sagte President Doi. »Ich habe Ihre früheren diesbezüglichen Empfehlungen gelesen. Admiral Kime?«
»Ma’am President?«
»Wir werden in dreißig Minuten von jetzt an eine Sitzung des Kriegskabinetts über eine ultrasichere Verbindung einberufen. Bitte halten Sie sich bereit, ihre Pläne zum Einsatz der Seattle Quantumbuster zur Verteidigung des Commonwealth zu erläutern sowie der uns zur Verfügung stehenden Alternativen.«
»Sehr wohl, Ma’am President.«
»Informieren wir die Medien von unserem Fehlschlag gegen den Brückenkopf der Primes?«, fragte Justine.
»Nein!«, antwortete Patricia augenblicklich. »Wir wissen nicht, was passiert ist. Die Leute fürchten gleich das Schlimmste, und wir wären nicht imstande, ihnen Details zu nennen, die sie beruhigen könnten.«
»Die Nachrichtenshows erwarten einen Kommentar von unserer Seite.«
»Trotzdem. Wir sagen einfach, wir wissen nicht, wie es ausgegangen ist, und warten selbst auf die
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