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Commonwealth-Saga 3 - Der entfesselte Judas

Commonwealth-Saga 3 - Der entfesselte Judas

Titel: Commonwealth-Saga 3 - Der entfesselte Judas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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von seiner Muring an einem der Wolkenkratzer ablegte. Es stieg höher in den klaren Nachthimmel über Tridelta City hinauf und überquerte den Fluss auf dem Weg zu seiner die ganze Nacht währenden Rundreise über den Dschungel.
    Mellanie erreichte eine Kreuzung und ging zum Ufer des Logrosan mit den South High Quay hinunter, wo die Fähren anlegten. Das letzte, kurze Stück Straße bis zum Ufer verbreiterte sich langsam, und die Gebäude rechts und links waren nicht mehr ganz so hoch. Ein Strom von Menschen war zu den Fähren unterwegs, und es herrschte eine Stimmung wie beim Karneval. Mellanie verlangsamte ihre Schritte, als sie sah, was sie erwartete. So ungefähr sämtliche Touristen in der Menge ringsum, die erst im Verlauf des Tages angekommen waren und ihre erste Nacht auf Illuminatus erlebten, waren ebenfalls stehen geblieben und starrten.
    Vor ihr bildete der Logrosan ein meilenbreites schwarzes Band aus gurgelnden Wellen, die in stiller Wucht am Rand der Stadt entlangjagten. Am anderen Ufer bedeckte der Dschungel die sanften Hügel. Jeder einzelne Baum leuchtete in opaleszierender Pracht.
    Im Gegensatz zu irdischen Pflanzen, die mit immer größeren, bunteren Blüten um die Aufmerksamkeit der Insekten rangen, hatte die Evolution auf Illuminatus einen anderen Weg eingeschlagen, um dieses Ziel zu erreichen. Die dunklen Blätter, die einen Großteil des Tages damit verbracht hatten, Sonnenlicht in sich aufzusaugen, strahlten diese Energie nun in einem weichen, behaglichen Leuchten wieder ab. Jeder Baum im Dschungel war in seinen eigenen kalten Vorhang aus schillerndem Irisieren gehüllt, und das auf diese Weise erzeugte Licht war so hell wie eine untergehende Sonne.
    Verzaubert eilte Mellanie weiter zum Kai mit seiner langen Reihe ins Wasser führender Bootsstege. Ihre Fähre war die Goldhawk , ein großes altes Eisenschiff, das einmal in jeder Stunde den Strom überquerte, Tag und Nacht. An Bord drängte sie sich mit den anderen zweihundertfünfzig Passagieren um einen Aussichtsplatz in der Nähe des Bugs, während das Schiff nach Crossquay übersetzte. Drei weitere massive Luftschiffe waren zwischenzeitlich gestartet und überquerten hoch über ihnen den Fluss. Mellanie winkte ihnen albern zu und lachte über sich selbst, doch sie war in dieser Art von Stimmung.
    Der Blick auf den schimmernden Dschungel weiter voraus wirkte entspannend. Mellanie hatte die letzten achtundvierzig Stunden in nervöser Hochspannung verbracht, während sie ihre Erkundigungen über die Saffron Clinic eingezogen hatte. Michelangelo hatte Recht gehabt – es war eine diskrete Einrichtung. Am Morgen hatte sie sich in den Cafés entlang der Allwyn Street aufgehalten, sodass der Greenford Tower immer in Sichtweite gewesen war. Es war ein kilometerhoher Konus aus angelaufenem Stahl und purpurnem Glas, in dem es Geschäfte, Fabriken, Büros, Hotels, Bars, Sportzentren und Appartements gab. Das oberste Stockwerk war ein Luftschiff-Dock, an dessen Muring eines der großen, ovalen Gebilde träge im Wind schaukelte. Ein wenig von der Straße zurückliegend und umgeben von seiner eigenen Plaza bestand die Basis des Greenford aus gewaltigen Bogenfenstern, die bis in den fünften Stock hinaufreichten. Jedes der Fenster bildete einen Eingang in eine andere Sektion. Angesichts ihres Vorhabens konnte Mellanie kaum herumlaufen und alle ausprobieren, bis sie herausgefunden hatte, welcher zur Klinik führte. Also trank sie unter den Sonnenschirmen der Straßencafés Kräutertees und Mineralwasser, während ihre Programme und Inserts langsam das interne Netzwerk des Greenford Tower infiltrierten.
    Ihre Software zapfte die Daten der Management-Arrays eines jeden Stockwerks an, und bald darauf hatte sie die Saffron Clinic gefunden. Sie erstreckte sich über sieben Etagen, angefangen in der achtunddreißigsten. Als die Information hereinkam, legte sie den Kopf in den Nacken und starrte zu den Fenstern hinauf. In ihrer virtuellen Sicht waren die entsprechenden blanken Scheiben mit einem schmalen neongrünen Umriss gekennzeichnet. Näher kam sie nicht heran, weder elektronisch noch visuell. Der Zugriff auf die Arrays der Klinik wurde von hoch entwickelter Software geschützt, und Mellanie verfügte nicht über das Geschick, sie zu hacken.
    Ein Studium der registrierten Grundrisse des Turms verriet ihr, dass die Saffron Clinic ihre eigenen Parkplätze im dritten Tiefgeschoss der fünfzehngeschossigen Tiefgarage hatte. Es gab außerdem einen Zugang durch

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