Commonwealth-Saga 3 - Der entfesselte Judas
notwendig von seinem jeweiligen Planeten fort zu sein. Und da die Erde direkte Zugverbindungen zu allen Big 15 besaß, war sie die bevorzugte Wahl für das Treffen. Die Senatoren Justine Burnelli, Crispin Goldreich und Ramon DB waren sowieso auf der Erde akkreditiert. Und die beiden Admiräle Kime und Columbia hatten nicht genügend Einfluss, um das Treffen woanders hin zu verlegen, nicht nach der öffentlichen Tracht Prügel, die die Navy im Anschluss an Lost 23 bezogen hatte – ganz gleich, wie unfair das auch gewesen sein mochte.
Patricia Kantil blieb keine andere Wahl, als sich dem Wunsch der Mehrheit zu beugen. Es mochte die Navy gewesen sein, die den Hauptteil der Kritik in den Medien abbekommen hatte, doch die Polls in der Unisphäre enthüllten, dass ein signifikanter Prozentsatz der Wähler die Führung insgesamt in Frage stellte. So sehr es Patricia auch ärgerte, sie arrangierte schließlich die Konferenz in der Senate Hall in Washington DC.
Die Teilnehmer sammelten sich in einem jener sicheren unterirdischen Räume, die so beliebt waren bei Regierungen, wann immer es um die Konstruktion von Notfall-Einrichtungen ging. In einem Zeitalter, wo Schutzschirme stark genug waren, um dem Beschuss aus Atomlasern und Hunderten von Megatonnen starken Explosionen standzuhalten, sah Patricia nicht sonderlich viel Sinn darin, jede Menge Räume hundert Meter unter dem alten Gebäude der Senate Hall auszuheben. Nichtsdestotrotz war dies der Ort, an dem sie sich alle eingefunden hatten.
Wären nicht die fehlenden Fenster gewesen, der Raum hätte irgendein Vorstandszimmer sein können. Ein langer Tisch aus dunklem, poliertem Holz mit zwölf gepolsterten Ledersesseln ringsum. Portraits sämtlicher früherer Senate First Minister an den Wänden, die ausnahmslos mit überheblichem Blick auf den Tisch hinabblickten. Ein smaragdgrüner Teppich mit dem riesigen goldenen Siegel des Intersolaren Commonwealth auf dem Boden. Alles sehr ernst und sehr kostspielig, typisch für ein Budget, das in der Öffentlichkeit niemals durchgehen würde.
Das Kriegskabinett erhob sich geschlossen, als Elaine Doi den Raum betrat. Zwei Schritte hinter ihr folgte Patricia, insgeheim erfreut darüber, dass der Form Genüge getan wurde – die wirklich Mächtigen im Commonwealth hielten sich noch immer an das offizielle Protokoll – für den Augenblick jedenfalls. Keines der anderen Kabinettsmitglieder hatte Berater mitgebracht. Patricia war die Einzige. Sie konnte sich nicht daran erinnern, jemals in der Gegenwart so vieler mächtiger Persönlichkeiten gewesen zu sein. Es war einschüchternd, selbst für jemanden, der so vertraut mit dem Procedere des Regierens war wie sie. Und Patricia wusste, dass auch Elaine nervös war, ausnahmsweise nicht nur wegen ihrer eigenen Präsidentschaft. Die letzten Berichte und Statistiken vom Überfall der Primes waren schockierend.
Elaine nahm am Kopfende des Tisches Platz und bat die anderen, sich ebenfalls zu setzen. Patricia nahm den Sessel zu ihrer Linken, und der First Minister, Oliver Tarn, setzte sich rechts von Elaine. Die hohe Flügeltür wurde geschlossen, und die Kammer wurde automatisch abgeschirmt. Jeder verlor seinen Kontakt mit der Unisphäre.
»Ist die SI denn nicht anwesend?«, erkundigte sich Crispin Goldreich griesgrämig.
Elaine sah Patricia an und nickte kaum merklich. »Nicht in diesem Stadium«, antwortete Patricia an ihrer Stelle, »Obwohl sie durch die Invasion genauso betroffen zu sein scheint wie wir und uns sehr geholfen hat, sind wir immer noch nicht sicher, wem letztendlich ihre Loyalität gehört. Da wir Menschen die Hauptlast des Angriffs der Primes ertragen, glauben wir, dass wir allein über unsere Antwort entscheiden sollten. Falls wir zu dem Schluss gelangen, dass wir die Hilfe oder den Rat der SI benötigen, werden wir sie selbstverständlich fragen. Bis dahin jedoch ist die Entscheidungsfindung allein unsere Sache.«
Falls Crispin über ihre Antwort verärgert war, so ließ er es sich zumindest nicht anmerken.
»Danke sehr«, sagte Elaine. »Ich rufe nun dieses erste Treffen des Kriegskabinetts zur Tagesordnung. Wir haben uns heute hier eingefunden, um über die Art unserer Antwort auf die klare und absolute Bedrohung durch die Primes zu entscheiden. Ich denke nicht, dass ich die Größe der vor uns liegenden Aufgabe übertreibe, wenn ich sage, dass das Ergebnis dieses Treffens nicht nur über die Zukunft der Menschheit als Spezies entscheiden könnte, sondern sogar
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