Commonwealth-Saga 4 - Die dunkle Festung
wandte sich der neuen Station zu, die sie aufgebaut hatten. Valentine und die beiden letzten Techniker kamen über die Piste gerannt. Samantha konnte eine Ecke der Pyramide in der neu geschaffenen Lichtung um die Hütte herum in sechshundert Meter Entfernung gerade noch erkennen.
Die drei zuletzt Gekommenen zogen ihre Helme ab.
»Sind alle da?«, fragte Valentine. Ohne zu warten, hob er ein tragbares Array und gab die Aktivierungssequenz ein. Samantha hob ihr eigenes Array und hielt Lennox auf einem Arm, während sie versuchte, die Anzeigen für die Energieniveaus abzulesen.
Plötzlich begann die Luft um die Lichtung herum zu funkeln, als die Pyramide ihren Energieschirm von achthundert Metern Durchmesser erzeugte und die gesamte Struktur stabilisierte. Samantha spürte das leichte Beben des Bodens, als der Energieschirm den Fels unter ihren Füßen durchdrang und sich unverrückbar verankerte. Es war genau diese Funktion, die die Konstruktion der Generatoren so schwierig gemacht hatte. Nahezu die Hälfte der Komponenten war nach Samanthas eigenen Spezifikationen eigens für sie im Commonwealth gebaut worden. Gewöhnliche Energieschirme konnten feste Materie nicht weiter als bestenfalls ein paar Meter durchdringen.
Nichts regte sich im Innern der Blase aus Energie; selbst die Blätter an den Bäumen rührten sich nicht mehr, als jegliche Luftbewegung erstarb.
»Stufe zwei!«, rief Valentine.
Samantha legte den Kopf in den Nacken und zeigte Lennox die Richtung, in die er schauen musste. Der kleine Junge starrte neugierig nach oben.
Fünf lange Energieflügel schimmerten über dem ersten Energiefeld auf. Zuerst nur halb stabil und unsicher, dann, nachdem der erste Energieschub absorbiert war, fester und massiver, als die Moleküle an Ort und Stelle verankert und die Umrisse gesichert waren.
Es gab nur eine kaum wahrnehmbare Lichtbrechung, die die Konturen mehr erahnen als erkennen ließ, doch sie waren sichtbar. Von Samanthas Beobachtungsort aus wirkten die Flügel wie aus hauchdünnem Glas gemacht. Sie kurvten sanft voneinander weg und dehnten sich aus, bis sie einen halben Kilometer breit waren und sich drei Kilometer leerer Raum zwischen ihnen befand; dann kurvten sie wieder zurück und vereinigten sich an einem Punkt acht Kilometer über der frisch erschaffenen Lichtung im Wald.
»Der größte Schneebesen im Universum«, murmelte Harvey.
Samantha grinste ob Harveys Bemerkung. Dann trafen erste dünne Wolkenfetzen ein Paar der unnachgiebigen Flügel und wurden von ihnen scharf abgelenkt. Sanfte Böen wehten Samantha ins Gesicht, als die Brise, die ununterbrochen entlang dem Trevathan Gulf wehte, von den Flügeln umgeleitet wurde.
»Stufe drei«, warnte Valentine.
Die Flügel setzten sich in Bewegung. Sie rotierten im Uhrzeiger-sinn, ganz langsam. Fünf Minuten später hatten sie eine komplette Umdrehung zurückgelegt und hielten wieder an. Samantha spürte, wie der Wind, den sie aufgerührt hatten, in einer einzigen gigantischen Druckwelle über das Land raste und die Bäume unter dem Anprall schwankten. Der Wind zerrte an ihrem Schutzanzug und wirbelte ihre Haare durcheinander. Lennox lachte voller Freude.
»Wir haben es geschafft«, sagte Harvey. »Wieder einmal. Wie hoch war der Energieverbrauch?«
Samantha warf einen Blick auf ihr tragbares Array. »Vier Prozent.«
»Das ist eine Menge.«
Die Energieflügel über ihnen verschwanden. Dann entließ auch der Energieschirm an der Basis das Erdreich und die eingeschlosse-ne Luft aus seinem Griff. Ein Zephyr wirbelte die Piste entlang, als die Luftströmungen wieder ihren ursprünglichen Verlauf nahmen.
»Die Initialisierung benötigt immer eine überproportionale Menge an Energie«, erklärte Samantha. »Aber keine Sorge, für die Rache des Planeten bleibt mehr als genug übrig.«
Vier identische schwarze Cadillac Limousinen steuerten vor dem großen alten umgebauten Lagerhaus im Thurnby District von Darklake City an den Straßenrand und hielten an. Mellanie stieg aus der ersten Limousine, und ihre teuren Pumps von Fomar verfehlten nur knapp die vollgesogene Masse von alten Blättern und Papier, die den Gully verstopfte. Sie hatte die nüchternste Kleidung aus ihrer eigenen Kollektion ausgewählt: eine einfache schwarze Jacke mit dünnen weißen Linien, die ein Karomuster bildeten, dazu eine passende Hose sowie eine cremefarbene Bluse. Auf diese Weise hoffte sie, ein wenig von Paula Myos Autorität auszustrahlen. Es fühlte sich eigenartig an, als
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