Commonwealth-Saga 4 - Die dunkle Festung
nach draußen dringen, bevor wir die Lage im Griff haben. Ich möchte Sie als meinen persönlichen Unterhändler einsetzen. Sie müssen zu Nigel Sheldon und ihm klarma-chen, wie wichtig diese Sache ist. Bitten Sie ihn, das Wurmloch zu öffnen und das Pariser Team hindurchzulassen. Niemanden sonst, nur das Team.«
»Sie wollen, dass ich Sheldon darum bitte?« Oscar konnte nicht glauben, was er da hörte, auch wenn er sich sehr geschmeichelt fühlte.
»Ihre Leistungen, seit Bose die Umhüllung von Dyson Alpha beobachtet hat, sind ohne jeden Tadel. Sie waren vor dem Krieg mit den Primes in einer hohen Position bei CST. Nigel Sheldon wird Sie empfangen und sich anhören, was Sie zu sagen haben. Ich verfüge nicht mehr über dieses Maß an politischem Gewicht bei ihm, und ich zögere noch, alles eine Ebene weiter nach oben zu geben und Heather zu bitten, in meinem Namen bei Sheldon vorzusprechen.
Wenn er sich einverstanden erklärt, das Wurmloch zu öffnen, dann möchte ich Sie in Narrabri haben, um die Mission zu leiten und zu überwachen. Ich brauche Ihre Zuverlässigkeit, Oscar.«
Oscar erhob sich. Fast hätte er salutiert. »Ich werde mein Bestes tun, Sir.«
Es war ein weiterer wunderschöner, klarer Morgen in den Dessault Mountains, während die funkelnden Sterne langsam im heller werdenden saphirblauen Himmel erloschen. Samantha hatte keine Zeit, das Schauspiel zu bewundern, als das sanfte Morgenlicht durch die offene Tür der alten Hütte fiel. Ihre Haut fühlte sich in dem dicken einteiligen Schutzanzug heiß und klebrig an, den sie und der Rest des Teams tragen mussten, während sie so nah an dem Niling D-Sink arbeiteten. Moderne D-Sinks verfügten über eine integrierte reaktive elektromagnetische Abschirmung, doch die Geräte, mit denen sie hier hantierten, waren Jahrzehnte alt, und ihre passive Abschirmung hatte vor ewigen Zeiten aufgehört zu funktionieren. Dieser D-Sink war seit sechzig Jahren in Betrieb und speicherte Energie in dem Feststoff-Wärmetauscherkabel, das zwei Kilometer tief in den Fuß des Berges getrieben worden war. Samantha hatte die ganze Nacht damit verbracht, das Energieemissionsmodul zu modifizieren. Das ursprüngliche Kontroll-Array musste ersetzt werden, was nie einfach war bei einem System im laufenden Betrieb. Außerdem hatte sie eine Menge grundlegender Wartungsarbeiten durchführen müssen; die Niling D-Sinks waren zwar qualitativ hochwertige Maschinen, doch sie waren nicht für sechzig Jahre ununterbrochenen Betrieb geschaffen worden.
In ihren ungemütlichen, heißen Schutzanzügen mit den beschlage-nen Visieren hatten sie fast sieben Stunden für die Arbeit benötigt, und alles im Licht von vier Paraffinlampen. Samanthas Rücken schmerzte; ihre Fingerwaren taub, und ihr Kopf voll mit obsoletem Programmkode. Langsam richtete sie sich auf. Sie hasste das Ge-räusch, das ihre Gelenke dabei von sich gaben … wie eine alte Frau.
»Starte den Verbindungstester«, sagte sie zu Valentine, dem Chef-mechaniker des Konvois.
»Verstanden!«, rief er von draußen.
Samantha sammelte die tragbaren Arrays ein, die auf dem bröckelnden Boden aus enzymgebundenem Beton herumlagen, und schloss die Kappen der Paraffinlampen eine nach der anderen. Sie war zuversichtlich, dass die Verbindungen jetzt wieder funktionieren würden. Es war die neunte Manipulatorstation, die sie im Laufe der letzten fünf Wochen gewartet und einsatzbereit gemacht hatten, und Samantha war inzwischen eine ausgemachte Expertin für die alten Niling D-Sinks.
»Energiefluss okay!«, rief Valentine.
Samantha ging zur offenen Tür und streckte sich ausgiebig, um die Steifheit aus ihren verkrampften Muskeln zu vertreiben. Die Sonne ging gerade über den Ausläufern der Berge auf, und ihre Strahlen leuchteten in den Trevathan Gulf, das große Tal, das sich unter ihr erstreckte. Sie befanden sich an der nordwestlichen Ecke der Dessault Range, nur vierhundert Kilometer vom Mount Herculaneum entfernt. Tag für Tag sah Samantha im Süden den Kamm des gigantischen Vulkans, der sich aus dem schimmernden Dunst erhob, ein grauer Kegel, der sich verlockend am Horizont entlangzog. Aphrodite’s Seat hätte von ihrer Position aus eigentlich ebenfalls sichtbar sein müssen, genau so wie der Gletscherring. Doch heute waren Samanthas Augen einfach zu müde, um angestrengt durch die dünne Luft zu spähen.
Helles Sonnenlicht flutete in den Trevathan Gulf und glitzerte in den zahllosen Nebenflüssen, die sich durch die Laubwälder
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