Commonwealth-Saga 4 - Die dunkle Festung
Profi hierher zurückzukehren, der absolut keinen Spaß verstand, unterstützt von sechs verdammt harten Sicherheitsleuten von CST, die ausnahmslos stark aufgerüstet waren.
Draußen auf der Straße war niemand zu sehen; also trotteten sie zur Tür. Nichts hatte sich verändert. Das dunkelrote Wayside Pro-duction-Schild hing noch immer draußen an der Mauer; von den Sofas in der winzigen Empfangshalle blätterte nach wie vor das Chrom auf den Boden, und in der Luft hing der Geruch nach Ozon und Desinfektionsmittel wie eh und je. Mellanie durchquerte die Empfangshalle, ohne stehen zu bleiben, und betrat den schmalen Gang dahinter, der die verschiedenen Bühnen voneinander trennte. Über ihr knarrte unablässig das alte Sonnenkollektordach. Ein Bühnenar-beiter kam um eine Ecke und zog einen Trolley mit einem unsicher hochkant stehenden runden Bett hinter sich her. Erstaunt starrte er auf Mellanie und ihre Eskorte.
»Wo ist Tiger Pansy?«, fragte Mellanie.
»Hä?«
»Tiger Pansy! Wo ist sie?«
Der Mann deutete schlaff mit der Hand den Korridor hinunter. »In der Umkleide, schätze ich.«
»Danke sehr.« Mellanie marschierte an ihm vorbei. Beim ersten Mal war sie nicht ganz bis zur Umkleide gekommen. Sie war nicht schwer zu finden, ein großer offener Raum mit Spinden auf einer Seite und Make-up-Tischen auf der anderen. Die gegenüberliegende Seite bildete ein Durcheinander von Kleiderschränken und Regalen.
Mehrere Mädchen in Federkostümen und goldbesetzten Sarongs sa-
ßen herum und warteten darauf, dass sie an die Reihe kamen. Die Maskenbildnerin war eine ältere, dicke Frau in schwarzer Trauer-kleidung. Eines der Mädchen ließ sich von einem Sensorium-Techni-ker die OCTattoos einstellen. Sie war noch blutjung, gut vierzig Zentimeter größer als Mellanie und dünn an der Grenze zur Unterer-nährung mit einer glänzenden schwarzen Haut. Auf ihrem Gesicht stand ein nervöser, resignierter Ausdruck, während sie dem Techniker zusah, der Modifier-Patches über die OCTattoos klebte, die ihre Oberschenkel und Genitalien überzogen wie ein Spinnengeflecht. Irgendwie schien sie Mellanie erkannt zu haben, denn plötzlich erstarrte sie. Der Techniker blickte von seiner Arbeit mit dem komplizierten tragbaren Array auf, und ringsum im Raum erstarben sämtliche Unterhaltungen.
»Tiger Pansy?«, rief Mellanie fragend.
Jemand erhob sich mitten in der Gruppe von Mädchen, die darauf warteten, geschminkt zu werden. Mellanie erkannte sie kaum wieder; das Wasserstoffblond ihrer Haare war einem leuchtenden Orange gewichen und sah aus wie Stroh. Es stand von ihrem Kopf ab, als wäre es elektrostatisch aufgeladen. Zelluläres Reprofiling hatte ihr die Pausbäckigkeit genommen; doch die dicke Hautschicht, die zu-rückgeblieben war, warf tiefe Falten, während ihre Kiefer unablässig einen Kaugummi bearbeiteten. Obwohl sie noch gar nicht geschminkt worden war, trug sie viel zu viel Maskara um die Augen.
Die türkis- und topasfarbenen Federn vor ihrer Brust hatten große Mühe, ihren ausladenden Busen zu bändigen.
»Oh, hi Mellanie«, quiekte sie. »Was machst’n du wieder hier?«
»Ich bin hier, um mit dir zu reden.«
»Tatsächlich?« Tiger Pansy kicherte, ein hohes, schrilles Geräusch, das durch Mark und Bein ging. »Willste mich interviewen oder was?
Das gefällt Jaycee sicher nicht.«
»Ich bin hier, um dir einen Job anzubieten. Und niemand schert sich einen Dreck um das, was Jaycee gefällt – ich am allerwenigs-ten.«
»Ach, tatsächlich?«, fragte eine Männerstimme.
Mellanie drehte sich zu Jaycee um. Genau wie sein Studio, so hatte auch er sich nicht verändert. Der Kopf war immer noch rasiert, die Kleidung schwarz und zerknittert, wie es nur bei billigem Zeug der Fall war. »Verpiss dich«, sagte Mellanie zu ihm.
Jaycees blasses Gesicht lief rot an und warf einen hastigen, abschätzenden Blick auf Mellanies Leibwächter. »Sag das doch noch mal ohne deine verdammten Freunde hier.«
Mellanie grinste mit der Arglist eines Raubtiers. »Sie sind nicht hier, um mich zu beschützen, Jaycee. Sie sind hier, um dich vor mir zu schützen.«
»Verpiss dich, du Miststück. Ich meine das ernst! Du kommst verdammt noch mal nicht einfach so hier rein, als wärst du die Herr-scherin des Universums, und stiehlst mir meine Mädchen weg! Tiger Pansy gehört mir. Hast du das verstanden, verdammt?«
Mellanie legte den Kopf zur Seite und schürzte die Lippen, als dächte sie über seine Worte nach. »Nein.«
»Es ist mir
Weitere Kostenlose Bücher