Commonwealth-Saga 4 - Die dunkle Festung
wanden, welche den Boden des Tals erobert hatten. Der Golf war eine geologische Spalte, die sich von der Grand Triad aus durch die Dessault Rang zog und diese zweiteilte wie ein Highway, der von gefallenen Engeln durch die Berge getrieben worden war. Er zog sich über mehr als siebenhundert Kilometer vom Fuß des Mount Zeus im Westen bis zur Bewuchsgrenze der High Desert im Osten hin. Achtzehn große Flüsse und Hunderte kleinerer Bäche, die in den Bergen entsprangen, sorgten für den Abtransport der Nieder-schläge in die Aldrin Plains. Von dort aus trugen sich windende Ströme das Wasser über das Grasland in die North Sea. Es war ein natürliches Bewässerungssystem, das fast ein Viertel sämtlicher Farmen auf dem Planeten versorgte.
Transparente, dunstige Wolken hingen tief über den Baumwip-feln, Vorboten der Ausläufer der Stürme, die später am Morgen ein-treffen würden, nachdem der Orkan um die Grand Triad herum ge-tobt hatte. Sobald die dunklen Kumuli über ihnen waren, würde es für wenigstens drei Stunden ununterbrochen regnen. Angesichts der Höhe war das Wasser stets kalt, manchmal durchsetzt mit Schnee.
Die Karawane ertrug das kühle, verregnete Klima inzwischen seit Wochen, während sie dabei half, alles für die Rache des Planeten vorzubereiten.
»Gute Arbeit«, sagte Harvey mit seiner rasselnden Stimme. Er stand unmittelbar draußen vor der Schutzhütte, gekleidet in den gleichen senfgelben Schutzoverall wie alle anderen auch, die in der Karawane arbeiteten.
»Bei den anderen ist es nicht anders«, erwiderte Samantha schlicht.
»Ja, aber trotzdem gute Arbeit. Und das ist von entscheidender Bedeutung.«
»Starten wir den Test?«
»Jepp.«
Sie ließen die Hütte mit ihrem dichten Efeu-Bewuchs hinter sich.
Als das Loch für das Festkörper-Wärmetauscherkabel gebohrt und die Hütte über dem Niling D-Sink errichtet worden war, hatte sich hier ein breiter Streifen offenen Landes entlang der Nordseite des Trevathan Gulf erstreckt mit nicht mehr als ein paar vereinzelten Schösslingen, die auf den steinigen Hängen des Vorgebirges um ihr Überleben kämpften. Heute, angesichts des Regens, der das Gras, die Flechten und Moose ernährte, welche das Revitalisierungsteam ausgebracht hatte, waren die Bäume gediehen. Es gab nirgendwo mehr nackten Boden. Der Wald hatte sich vom Talboden aus über sämtliche Einschnitte und Schluchten hinweg bis in die Hänge hinauf ausgebreitet. Genetisch modifizierte Nadelhölzer bildeten hier oben die Mehrheit, auch wenn kräftige Bergahorne stets mit ihnen um Platz kämpften und gleichermaßen fruchtbare Arten wie Silber-pappeln und Ahorne proportional zur wachsenden Höhe abnah-men. Die Schutzhütte war inzwischen von ausladenden, zwanzig Meter hohen Pinien umgeben, die sich aggressiv um dünne Weißbu-chen und Birken drängten. Eine Vielzahl von Efeuarten mit Blättern so dunkel, dass sie beinahe schwarz aussahen, hatte fast alles über-wuchert. Sie bedeckten den sandigen Boden und drohten, den Stamm eines jeden Baums zu ersticken. Die Schutzhütte war vollkommen zugewachsen mit den dicken Ranken. Samantha und das Team hatten fast eine Stunde benötigt, um den Eingang zu finden und freizuschneiden.
Auch ohne den Efeu bot der Wald mehr als genügend Deckung für den Schuppen, genau wie für alle anderen entlang des Trevathan Gulf auch; doch es war nicht einfach, sie zu erreichen. Die Karawane konnte entlang der Ausläufer des Vorgebirges oberhalb der Baumli-nie fahren, Bäche durchqueren und den Konturen um scharfe Einschnitte herum folgen, doch durch die Bäume zu brechen, war eine Sache für Spezialisten. Die Guardians von Samanthas Team hatten einen JCB Trailblazer von einem der Reiseveranstalter gestohlen, die Hyperglider-Flüge über der Grand Triad anboten. Seine große vordere Sense mit den Ultraschallmessern war die einzige Möglichkeit, sich durch den Wald zu fressen und zu den Hütten vorzudringen.
Dort angekommen umrundete die Maschine den Schuppen in immer größer werdenden Spiralen, bis der Platz ausreichte, um das Camp darauf zu errichten. Samantha wusste, dass es die einzige Möglichkeit war, doch sie konnte nicht umhin, immer wieder daran zu denken, dass der Pfad, den der Trailblazer zurückließ, aus der Luft betrachtet kaum zu übersehen war. Gut nur, dass es auf Far Away nicht viele Luftfahrzeuge gab und sie in dieser Gegend nur selten flogen.
Die Apparaturen, die sie aufgebaut hatten, ruhten auf einer fe-dernden Unterlage aus klein
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