Commonwealth-Saga 4 - Die dunkle Festung
einer Woche«, berichtete Ayub. »Keinerlei thermische Auffälligkeiten. Keine Spuren von chemischen Verunrei-nigungen.«
Adam gab ihnen das Okay, ins Flugzeug selbst vorzudringen.
Kieran stieg ins Cockpit hinauf und lud eine Serie von Diagnosesoft-ware in die Avionik. Ayub überwachte die Sensorbots, die über den Rumpf kletterten und durch die Luken ins Innere vordrangen. Sie wanden sich durch Inspektionstunnel und Belüftungsrohre und tes-teten jede Komponente der riesigen Maschine mit ihren Fasern, prüften die Luft auf Rückstände von Chemikalien und führten Resonanz-Scans der gesamten Konstruktion durch. Ayub ließ jeweils drei in jede der nuklearen Turbinen fallen, sodass sie sich an den Rotor-blättern vorbei winden und entlang der Kompressorbänder weiter ins Innere arbeiten konnten.
»Wann beginnt der Wurmloch-Zyklus?«, fragte Anna.
»In etwas über sechs Stunden«, antwortete Adam. »Vorausgesetzt, der Starflyer hat einen Standardflug, bleibt es noch ungefähr anderthalb Stunden lang offen, nachdem er in Port Evergreen angekommen ist.«
»Das lässt uns genügend Zeit«, sagte Wilson. »Aber es wird trotzdem eng.«
Zwanzig Minuten später hatten Ayubs Bots auch den unteren Frachtraum inspiziert. Er war frei von Fallen und Sprengstoff.
»Wie lange dauert das denn?«, fragte Oscar.
»So lange, wie es eben dauert«, erwiderte Adam entschieden.
»Wir verschaffen ihnen immer mehr Vorsprung«, sagte Wilson.
»Wenn das so weitergeht, hat der Starflyer alle Zeit der Welt, um das Gateway von Port Evergreen zu zerstören, bevor wir dort sind.
Wir müssen ihm dicht auf den Fersen bleiben, wenn wir eine Chance haben wollen. Wir müssen uns mit einem Minimal-Scan zufrieden geben und das Risiko eingehen.«
Adam war klar, dass Wilson Recht hatte. Wenn der Starflyer wirklich nicht gewollt hätte, dass sie ihm folgten, hätte er die verbliebenen Maschinen mit Leichtigkeit zerstören können, bevor er gestartet war. Also waren sie entweder sabotiert, oder er plante, den Wurmloch-Generator von Port Evergreen zu zerstören, sodass sie auf Half Way in der Falle saßen. Einfachheit ist immer das Effektivste. Und der Starflyer muss ebenfalls ein Stück weit improvisieren. »Okay«, sagte er zu den Fahrern. »Ladet sie ein.«
Kieran und Ayub öffneten die Frachtluken am Heck der Carbon Goose und fuhren die Rampen aus. Die Volvos kamen zuerst an die Reihe. Als der gepanzerte Wagen unter dem Flügel hindurchfuhr, sah Adam, wie die ersten Sensorbots aus den Turbinenstrahlrohren fielen und hilflos zuckend auf dem Felsboden lagen. Ihre empfindliche Elektronik war ein Opfer der Strahlung der Mikroreaktoren geworden. Er starrte die kleinen Maschinen noch lange Zeit an, während ihre Bewegungen immer langsamer wurden und schließlich erstarben. Es war ein schlechtes Omen auf einer so lebensfeindlichen Welt, wenn selbst die Maschinen, die dazu gebaut waren, hier zu funktionieren, sich als tödlich für gewöhnliche Commonwealth-Technologie erwiesen.
Wilson war noch immer in seinem Kampfanzug, als er das Cockpit betrat. Wie der Rest der Carbon Goose war es ein großes Abteil mit Sitzen, die mehr an Ledersofas erinnerten als an die engen Piloten-sessel der USAF-Kampfflugzeuge, an die er aus seinem ersten Leben gewöhnt war.
Die Windschutzscheibe war gewölbt und fast zwei Meter hoch und verhalf ihnen zu einem Panoramablick über die stumpfe Nase der Maschine. Kieran saß auf dem Pilotensitz, ebenfalls in seinem Kampfanzug, und hatte drei hochentwickelte Arrays auf der Kontrollkonsole befestigt. Sie waren mit Hilfe dicker faseroptischer Kabel mit der Avionik der Carbon Goose verbunden.
»Haben Sie irgendwas gefunden?«, fragte Wilson.
»Nichts. Die Software ist in Ordnung. Ich habe ein paar zusätzliche Überwachungsprogramme geladen für den Fall, dass irgendetwas Subversives darunter ist, aber sie hatten nicht genügend Zeit, um so kompliziert zu planen. Es gibt keine thermischen Spuren an Bord; niemand war vor uns hier drin. Meiner Meinung nach ist die Maschine sauber.« Kieran kletterte aus dem Sitz und öffnete seinen Helm.
Wilson studierte das junge Gesicht, das darunter zum Vorschein kam. Kurze Haare, schlanke Züge, wache Augen, eifrig, leidenschaftlich, effizient. Ich, wie ich vor dreihundert Jahren war. Mein Gott!
»Als ich noch bei der Air Force war, habe ich gelernt, meiner Techniker-Crew stets zu vertrauen. Ich schätze, daran hat sich bis heute nichts geändert.«
Kieran lächelte aufrichtig dankbar.
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