Commonwealth-Saga 4 - Die dunkle Festung
durch?«
»Ich bin nicht sicher. Es ist mir gelungen, ein Spionageprogramm in eines der Arrays von CST einzuschleusen. Es kann nicht viel senden, ohne augenblicklich entdeckt zu werden – jetzt, nachdem sie die Bandbreite so stark beschränkt haben –; aber nach allem, was ich herausfinden konnte, bereitet das Institut Zensurprogramme auf sämtlichen Kanälen von Half Way vor. Jeder Anruf nach draußen in die Unisphäre des Commonwealth wird entdeckt und untersucht.
Das Gleiche gilt für alles, was an Nachrichten hereinkommt.«
»Verdammter Mist!« Stig trank seinen Orangensaft und zückte eine Purenicotine-Zigarette. »Gute Arbeit, Keely«, sagte er. »Wir setzen uns jetzt in Bewegung, um die Gegend um die 3 F Plaza abzusuchen.«
»Seid vorsichtig!«
Sie nahmen ihre Sandwiches und den Kaffee mit, und Stig berichtete Olwen von den jüngsten Entwicklungen der Nacht, während sie sich über die Mantana Avenue bewegten, dem schnellsten Weg zur 3 F Plaza.
»Das ist ziemlich provokativ«, sagte sie vorsichtig. »Insbesondere unter den gegebenen Umständen und Problemen, vor denen die Stadt steht.«
»Ja …« Er zündete sich seine Zigarette an. »Sie haben bereits die Route vom Highway One bis zum Gateway mit dicken Panzerplat-ten gesichert, und jetzt das hier. Das kann nur eines bedeuten.«
»Der Starflyer kehrt nach Far Away zurück«, sagte Olwen mit einem wissenden Leuchten in den Augen. Das war der Augenblick, von dem ein jeder Guardian träumte. Der Endkampf. Die große Ab-rechnung mit dem Gegner. Die Rache des Planeten.
»Ja«, sagte sie.
Sie waren gut sichtbar, als sie durch die Mantana Avenue gingen, die breite Hauptstraße, welche die First Footfall Plaza mit dem Re-gierungsbezirk verband. Mit untypischem Ehrgeiz hatten die Stadt-planer eine dreispurige Allee als zentrale Verbindung zwischen dem größten kommerziellen Gewerbegebiet der Stadt und den Beamten geschaffen, die danach trachteten, diesen Markt zu regulieren. Dann hatte ein reicher russischer Immigrant der Stadt eintausend Setzlinge neuer, genetisch manipulierter Pappeln geschenkt. Die Bäume wurden entlang der Mantana eingepflanzt und waren fünfzig Meter hoch gewachsen. Ihre Blätter erinnerten an kleine wollene Kätzchen.
Nahezu ein Jahrhundert lang schirmte eine hohe Wand aus Bäumen den Verkehr von den Fußgängerbereichen ab, einer der großartigs-ten Anblicke der Stadt und eine echte Touristenattraktion.
Inzwischen war die Hälfte der Bäume abgestorben dank eines einheimischen Pilzes, der sich vor ein paar Jahrzehnten in der südlichen Hemisphäre wieder ausgebreitet hatte, und die wunderschöne Wand aus üppigen Blättern war an zahlreichen Stellen durchbrochen. Die Barsoomianer hatten als Ersatz Setzlinge geliefert, die gegen den neuen Pilz resistent waren, doch die Gleichförmigkeit der Allee war für immer dahin, und viele der Setzlinge waren von Van-dalen zerstört oder gestohlen worden. Breite Bereiche der Bürgersteige waren ungeschützt und leicht einzusehen.
Stigs Blick streifte die Gebäude, die ernst und feierlich ein wenig von der Straße zurück standen, während ein weiterer Konvoi drei-achsiger Land Rover Cruiser in Richtung 3 F Plaza vorbei jagte und laut hupend jedes andere Fahrzeug verscheuchte, das impertinent genug war, dieselbe Straße zu benutzen.
Die Gebäude waren drei oder vier Stockwerke hoch und zählten zu den hübschesten von Armstrong City mit ihren falschen, kunst-vollen, napoleonischen Fassaden. Stig studierte die Risse, die sich in den Paneelen aus heiß geformtem Karbon gebildet hatten. Das Material war das beliebteste Baumaterial auf Far Away, dank der Ölfel-der nicht weit außerhalb der westlichen Vororte der Stadt. Primitive, automatische Raffinerien erzeugten einen schier unerschöpflichen Ausstoß der billigen, hoch verdichteten Paneele. Daheim im Commonwealth dienten sie hauptsächlich der Errichtung von Lagerhal-len, Scheunen und Garagen – Gebäuden, die nach wenigen Jahrzehnten wieder abgerissen und ersetzt wurden. Zeit und Witterung meinten es nicht gut mit den Paneelen; sie waren nicht für die Ewigkeit geschaffen. Die Bauindustrie von Far Away schien dies noch nicht bemerkt zu haben – ein guter Teil der Gebäude von Armstrong City besaß jene Art von bröckelnden und gerissenen Wänden, wie sie nur die berühmtesten klassischen Bauwerke der alten europäischen Städte zeigten.
Entlang der vorschnell alternden Fassaden in der Mantana Avenue zogen sich Einkaufsläden, die
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