Commonwealth-Saga 4 - Die dunkle Festung
zweihundert Meter vom Ufer entfernt, blitzten rote und grüne Signallichter. Das kleine Ultra-schallflugzeug landete mit einem kaum spürbaren Ruck.
Zwei von Justines Leibwächtern von der Senate Security stiegen zuerst aus der Maschine. Erst als sie das Signal gaben, dass alles in Ordnung war, folgten sie und Paula nach draußen. Es war warm, selbst mitten in der Nacht. Justine atmete die klare, saubere Seeluft ein, die nach der klimatisierten Sauberkeit der Kabine äußerst bele-bend wirkte.
Campbell Sheldon stand am Rand des Landeplatzes, flankiert von seinen eigenen Sicherheitsleuten, gekleidet in nichts weiter als ein weiß-goldenes Badehandtuch. Er gähnte und versuchte, sich die Hand vor den Mund zu legen. »Schön, dich zu sehen«, sagte er und küsste Justine zur Begrüßung auf die Wange. »Ist alles in Ordnung?
Ich habe die Berichte aus New York gesehen, bevor ich mich schlafen gelegt habe.«
»Alles bestens, danke sehr.« Justine bemerkte amüsiert, dass seine Füße in alten, ausgetretenen Slippern steckten.
»Na dann.« Campbell musterte Paula mit neugierigem Blick. »Investigator Myo … Es ist uns stets ein Vergnügen.«
»Mr Sheldon.«
»Hat jemand was dagegen, wenn wir in die Hütte gehen?«, fragte Campbell. »Ich bin noch nicht an die Zeit hier angepasst, geschweige denn an das Klima.«
»Das ist eine gute Idee«, antwortete Justine.
Am Rand des Landeplatzes parkten zwei kleine Wagen. Die Gruppe verteilte sich darauf, und sie fuhren zurück an Land und zum Haus. Architektonisch war Campbells Strandhütte ein Gebilde aus Glaskugeln und geschwungenen Bögen. Auch wenn die größeren, weiter außen stehenden Bögen offen wirkten, bildeten sie die Rahmen von Druckvorhängen; eine subtile Klimatisierung kühlte das Innere und extrahierte den schlimmsten Teil der Feuchtigkeit.
Campbell führte seine Besucher in eine große Lounge voller bequemer Sessel und Liegen. Justine ließ sich in weiche weiße Lederpols-ter sinken und nickte ihren Leibwächtern zu; sie waren fürs Erste entlassen. Campbells Sicherheitsleute zogen sich ebenfalls zurück, und eine elektronische Abschirmung kam online.
»Okay«, sagte Campbell schließlich und rieb sich das dunkelblon-de Haar. »Du hast meine volle und ungeteilte Aufmerksamkeit. Der tödlichste Assassine des gesamten Commonwealth hat auf dich geschossen, und du hast nichts anderes zu tun, als gleich darauf hier-herzukommen und mit mir reden zu wollen. Warum?«
»Ich bin persönlich gekommen, weil ich betonen möchte, wie wichtig die Angelegenheit für uns ist. Wir müssen wissen, welche Seite die Sheldons bei gewissen Problemen einnehmen, und ich habe nicht die Zeit für die übliche Routine im Senat. Ich bin nur Senatorin, weil mein Bruder zurzeit verhindert ist, und keine Berufspoliti-kerin.«
»Eine verdammt gute Senatorin, würde ich sagen. Ich lese das Bulletin des politischen Büros unserer Dynastie.«
»Danke.«
»Also los, frag. Ich beantworte alles, was ich kann, und wenn ich keine Antwort weiß, sage ich es dir. Wir kennen uns lange genug dafür.«
»Sehr gut.« Justine lehnte sich ein wenig vor. »Es wird eine Ab-stimmung im Senate Oversight Committee geben, angestrengt von Valetta, Paula aus der Senate Security zu entlassen. Ich muss wissen, ob die Sheldons für oder gegen diesen Vorschlag stimmen werden.«
Campbell musterte sie eigenartig. Es war offensichtlich, dass er diese Frage nicht erwartet hatte. Er warf einen Blick zu Paula; dann sah er wieder zu Justine. »Deswegen bist du hergekommen?«
»Es ist die Strategie dahinter, die für uns entscheidend ist«, erklärte Justine. »Und, Campbell, die Antwort muss von Nigel selbst kommen. Ich will nicht, dass irgendein Sachbearbeiter in Jessicas Büro irgendeine vorgefertigte Antwort ausspuckt.«
Campbell war eindeutig verwirrt. Er musterte Paula. »Ich verstehe das nicht. Weiß die Senatorin nichts über Merioneth?«, fragte er.
»Nein«, antwortete Paula.
Justine wandte sich an Paula. Ihr war bewusst, dass sie soeben be-trächtlich an Schwung verloren hatte. »Was ist Merioneth?«, fragte sie ärgerlich. Ihr E-Butler öffnete eine Datei in ihrer virtuellen Sicht, aus der hervorging, dass Merioneth eine Unabhängige Welt war, die das Commonwealth vor mehr als einem Jahrhundert verlassen hatte.
»Ein alter Fall«, antwortete Paula.
»Für den unsere Dynastie für immer in der Schuld von Investigator Myo stehen wird«, ergänzte Campbell.
»Das ist das Problem«, sagte Paula. »Und
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