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Commonwealth-Saga 4 - Die dunkle Festung

Commonwealth-Saga 4 - Die dunkle Festung

Titel: Commonwealth-Saga 4 - Die dunkle Festung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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hatte, die extremen Turbulenzen innerhalb der Jetstreams zu entdecken.
    »Ist das denn so wichtig?«, fragte Wilson.
    Oscar biss die Zähne zusammen. Seit Jahrzehnten war er davon ausgegangen, dass dieser Augenblick – falls er denn je käme – eine Erleichterung sein würde. Er war es nicht. Er hasste sich für sein Ge-ständnis, für das, was er zu gestehen hatte. »Ich fürchte ja.«
    »Und woher kannte er dich?«
    »Wir waren beide an der Universität in studentische Politik verwickelt. Es war dumm von uns. Wir waren jung, und die Radikalen wussten, wie sie das ausnutzen konnten.«
    »Und was geschah?«
    »Letztendlich? Abadan Station.«
    »Ach du lieber Gott, Oscar, das soll wohl ein Witz sein! Das warst du?«
    »Ich war neunzehn. Adam und ich waren in der Gruppe, die die Bombe gelegt hat. Sie war nicht für den Passagierzug gedacht. Wir wollten ein Zeichen gegen das Vernichten von Getreide setzen.
    Doch es gab Probleme in der Station von StLincoln, und der Express hatte Verspätung; also gab die Verkehrskontrolle ihm Vorrang und verlegte den Getreidezug auf ein anderes Gleis.«
    »Verdammt …«
    »Ja.« Oscar sah, dass seine Höhe die Vierzehnhundert-Meter-Mar-ke überschritt. Er hatte Schwierigkeiten, den Zeiger zu erkennen.
    Die Tränen rannen ihm über die Wangen. Er befahl der Flügelkonfiguration, sich für das Ausklinken bereit zu machen. »Die Intersolar Socialist Party erbarmte sich meiner und bezahlte dafür, dass ich meine Identität auf Illuminatus wechseln konnte. Seit damals habe ich … ich weiß nicht. Seit damals habe ich versucht, es wiedergutzu-machen. Seit damals.«
    »Ich will verdammt sein. Das ist wirklich ein Tag voller Enthüllun-gen. Ich schätze, wir sind letzten Endes alle Fremde.«
    »Wilson, ganz gleich, was … wenn du mich jetzt hasst. Ich bin froh, dass du mein Freund gewesen bist.«
    »Ich hasse dich nicht, Oscar. Ist das eigentlich dein richtiger Name?«
    »Verdammt, nein.« Oscar schaute durch das Kanzeldach nach draußen und sah, dass die Flügel sich auf beiden Seiten krümmten.
    Seine virtuelle Sicht zeigte, dass sie eine breite dreiecksförmige Konfiguration angenommen hatten. »Ich war früher ein großer Film-Fan. Ich liebte diese fabelhaften Musicals, Cowboyfilme und Roman-zen, wie sie Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts gemacht wurden.
    Die Oscar-Verleihungen, verstehst du? Und der größte Star, den es damals gab, war Marilyn Monroe.«
    »Nun, Mr Oscar-Preisträger, du hast die Taktik richtig benannt.
    Zwei für einen.«
    Oscar sah, das Wilsons Hyperglider sich ausklinkte. Der indigofarbene Stern schoss hoch über den karmesinfarbenen Jetstream hinaus, der durch den Stakeout Canyon tobte.
    Er konnte Anna fast denken hören. Von ihnen allen hatte Wilson die beste Chance, den Gipfel zu erreichen. Je länger sie wartete, desto schwieriger würde es für sie werden, ihn einzuholen und eine Kollision herbeizuführen, doch wenn sie die Verankerung vor Oscar löste, konnte er sich den Zeitpunkt für seinen Angriff im Laufe der nächsten Stunde oder so aussuchen und vollkommen unbehelligt seinen Versuch wagen. Alles hing davon ab, wie viel Vertrauen jeder von ihnen in seine eigenen Fähigkeiten hatte, die verkürzte Parabel zu fliegen.
    Anna löste ihre Verankerung.
    Sie war fünfundzwanzig Sekunden hinter Wilson.
    Oscars virtuelle Hand hämmerte auf das Auslösesymbol. Die Be-schleunigungskräfte drückten ihn in seinen Sitz. Der Hyperglider jagte mit mehr als einhundertzwanzig Meilen in der Stunde davon.
    Der Sturm drosch erbarmungslos auf die Tragflächen ein. Oscar hatte sich vorgestellt, den Gleiter ruhig zu halten, während er die Bewegungen der beiden anderen beobachtete, und auf einen geeigneten Moment zu warten, ganz gleich, wie er aussehen mochte. Stattdessen fand er sich augenblicklich in einem Kampf ums nackte Überleben wieder. Es ging einzig und allein darum, die Höhe zu halten. Die beiden Canyonwände sprangen ihn vom Radarschirm her an, während der Sturm ihn von einer Seite zur anderen wirbelte.
    Er begegnete jedem Ausbruchsversuch seines Gleiters und bewegte seinen Joystick mit einer aus Angst geborenen Ruhe. Die Flügel ver-
    änderten sich gehorsam, und ihre Spitzen streckten oder krümmten sich und reagierten so schnell auf den rasenden Sturm, dass Oscar Mühe hatte, es zu registrieren und nicht überzukompensieren.
    Für den Bruchteil einer Sekunde suchte er nach den beiden indigofarbenen Sternen. Sein E-Butler projizierte ihre Flugbahnen. Die dünnen

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