Conan der Barbar
umfaßten; Zauberer führten ihre magischen Künste vor; Astrologen mit ernsten Gesichtern boten Horoskope und einen Blick in die Zukunft; beleibte Kaufleute erklärten stolz die feine Arbeit ihrer wollenen Teppiche, seidenen Stoffe und der Kleinodien auf himmelblauen Samtkissen; mißgestaltete und verkrüppelte Bettler streckten ihre Holzschalen unter die Nasen der Herumstehenden; und magere hungrige kleine Jungen schlugen Purzelbäume oder Rad und sammelten hastig die Kupfermünzen auf, die man ihnen zuwarf.
Wie verzaubert stiefelte Conan neben seinem Begleiter vorbei an Käfigen mit Tieren aller Art: Jaks, Kamelen, einem Schneeleopard und anderen. Sie kamen in eine Straße, wo Schmiede mit klangvollem Hammerschlag Kupfer, Messing, Silber und Eisen bearbeiteten. Um die Ecke gab es Ledersachen, wie Schuhe, Gürtel, Scheiden für Schwerter und Krummsäbel, Sättel, Harnische und lederüberzogene Truhen.
Ab und zu blieb Conan an einem Stand stehen und fragte den Handwerker dahinter: »Kennst du ein Wappen mit zwei Schlangen Kopf an Kopf, die eine schwarze Sonne zwischen sich halten?«
Meistens verstand der Angesprochene kein Hyrkanisch, und der Cimmerier hatte die Sprache der Zamorier noch nicht erlernt. Und die, die ihn verstanden, antworteten gewöhnlich: »Nein, junger Herr, nie habe ich dergleichen gesehen. Aber ich habe Kelche aus echtem shemitischen Glas aus dem reinen Sand des Sulkflusses ...«, oder sie beschrieben, welche Ware sie auch immer anzubieten hatten.
Weiter zogen sie von Yazdir zu den Städten im Landesinnern. Unermüdlich schritten sie dahin, hin und wieder trotteten sie, trotzdem hatte der Barbar das Gefühl, daß sie nicht vorankamen. Mit seinen längeren Beinen hätte er seinen O-beinigen Gefährten mit Leichtigkeit zurücklassen können, wozu er auch manchmal große Lust hatte, da der Kleine immer öfter brummelte, daß er wie ein Bauer zu Fuß gehen mußte, statt wie es einem hyrkanischen Krieger zustand, auf einem edlen Roß zu reiten. Jedesmal, wenn sie an weidenden Pferden vorüberkamen, drängte Subotai, zwei zu stehlen, aber Conan, der noch nie auf dem Rücken eines Reittiers gesessen hatte, wehrte ab.
Schließlich erreichten die beiden die Hauptstadt Shadizar – die Stadt der Diebe und anderer Gauner. Hier lebten in verhältnismäßiger Sicherheit viele Gesetzlose aus der westlichen Welt, selbst entflohene Sklaven, Verbannte und Männer, auf deren Kopf ein Preis ausgesetzt war. Sie brauchten bloß das nötige Gold, sich freizukaufen, falls sie hier gefaßt wurden, und damit das nicht so leicht geschah, mußten sie sich nur gut in der Stadt auskennen.
Kaum hatten sie Shadizar betreten, fand Conan sich bereits inmitten einer farbenprächtigen Menge. Er zwängte sich durch Kaufleute in kostbaren Roben; Handwerker mit Bauchläden, auf denen sie die Erzeugnisse ihrer Kunstfertigkeit anboten, wie Messingschmuck, geschliffene Steine, feingearbeitete Waffen; bärtige Bauern in grobgewebten Kitteln, die mit Säcken voll Weizen und Roggen, Rinderlenden und grunzenden Schweinen beladene Karren lenkten; stramme Soldaten; hüftenwiegende Dirnen; Bettler, Straßenjungen und Priester. Er sah stämmige Shemiten mit Krausbärten, hagere Zuagir mit Kopftüchern, Brythunier in Kilts, Corinthier in hohen Stiefeln und Turanier mit mächtigen Turbanen.
Conan hätte fast den Mund so weit wie die Augen aufgesperrt. Shadizar übertraf Yazdir an Größe und Sehenswürdigkeiten so sehr wie Yazdir die Ortschaften, die er während seiner Zeit als Grubenkämpfer kennengelernt hatte. Noch nie zuvor hatte er eine so verwirrende Vielfalt von Menschen aller Rassen gesehen. Ihm schien, als hätten alle Völker der Erde zumindest einen der ihren hierhergeschickt. Auch Ähnliches wie die ungemein breiten Prunkstraßen, die Tempel mit ihren Säulenhallen, den Kuppelpalästen und den Herrenhäusern mit den prächtigen Gärten hatte er nie gesehen. Er staunte, daß so viele Menschen hier zusammenleben konnten, ohne übereinander herzufallen und einander zu reißen wie wilde Tiere.
Doch nicht alle Viertel der Stadt waren so schön wie das mit den Palästen und prunkvollen Häusern der Edlen mit ihren Marmorsäulen und Lustgärten. Von den Straßen dahinter zweigten krumme Gassen ab, in denen er Kuppler und Dirnen, bemalte Kinder zum käuflichen Zeitvertreib und Arme und Kranke sah. Jederlei entartetes Vergnügen konnte hier gegen gutes Gold gefunden werden.
Aber auch Gewalttätigkeit und plötzlicher Tod waren in
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