Conan der Barbar
seinen Gürtel hängte. Beifällig sah Conan zu, wie der Hyrkanier als Mundvorrat in einen Beutel gab, was er nur an Eßbarem in der Hütte finden konnte, und ihn sich über die Schulter schlang.
Sie traten aus der Tür. Vor ihnen lag das sanfte Hügelland, das die ersten Sonnenstrahlen wie mit flüssigem Gold überzogen, nur da und dort waren dunkle Flecken zu sehen, wo kahle Sträucher und Bäume aus der dünnen Schneedecke ragten.
»Auch ich habe Zamora als mein nächstes Ziel erkoren«, sagte Conan kurz.
»Dann können wir ja zusammenbleiben«, meinte Subotai. »Es ist immer gut, einen Freund an der Seite zu haben, da man ja nie weiß, wann Gefahr droht.«
Conan blickte auf den viel Kleineren hinunter und zuckte die Achseln. »Kennst du den Weg nach Zamora?«
Subotai nickte.
Der Cimmerier rückte sein Schwert über der Schulter zurecht. »Dann können wir ja aufbrechen.«
Die Priesterin
Die
Priesterin
D IE P RIESTERIN
Die Wanderung nach Shadizar in Zamora war lange und eintönig. Der Himmel erstreckte sich in unendlicher Weite über ihnen, blau und wolkenlos des Tages, und des Nachts wie mit schwarzem Samt überzogen, den die Götter großzügig mit glitzernden Diamanten besteckt hatten.
Der Pfad, dem sie folgten, wurde nur selten benutzt. Er schlängelte sich über die flache Prärie und zwischen den runden Hügeln hindurch. Den schwarzen Boden bedeckte nur spärliches, vergilbtes Gras, und da und dort brachen dürre Sträucher die Eintönigkeit der Steppe, die schon so manche Völkerwanderung erlebt hatte.
Meilenfressenden Schrittes zogen sie durch dieses öde Land. Manchmal mußte der Kleine trotten, um mit dem Cimmerier mitzukommen. Hin und wieder trabten sie auch, um den Weg schneller zurückzulegen.
Bei einer Rast sagte Conan: »Für einen deiner Größe hast du kräftige Beine und eine Lunge wie der Blasebalg eines Schmiedes.«
Subotai grinste. »Als Dieb muß man seinen Verfolgern davonlaufen können.«
Während der vierzehn Tage unterwegs kamen sie auch durch üppiges Waldland, wo die Bäume sich hoch an den Ufern von Seen erhoben, die Gletscherwasser vor Äonen gebildet hatte. Sie überquerten einen niedrigen Paß und kletterten zum Nezvaya hinunter. Dieser Fluß strömte südwärts, ehe er an der zamorianischen Grenze nach Osten abbog. Die beiden Gefährten folgten ihm.
Als der Mundvorrat zur Neige ging, den sie aus der Hexenhütte mitgebracht hatten, verbrachten sie jeden Tag eine längere oder kürzere Zeit damit, sich etwas zu essen zu verschaffen. Conan schnitzte sich aus einem Schößling einen Speer und spießte damit Fische auf, während Subotai mit seinem Bogen im Wald auf Jagd ging. Wenn er Glück hatte, brachte er einen Hasen oder auch Dachs zurück, doch manchmal mußten sie sich hungrig schlafen legen.
Allmählich blieb das Waldland zurück und nur noch entlang des Flusses wuchsen Bäume. Dafür breiteten sich saftige Wiesen vor ihnen aus, deren Grün mit dem Gelb und Rot und Blau von Frühlingsblumen geschmückt war. Strahlend blauer sonniger Himmel verriet, daß der Winter unbetrauert sein Ende gefunden hatte.
Als Subotais Pfeil einen Wildesel erlegt hatte, brachten die beiden Gefährten einen ganzen Tag damit zu, das Fleisch zu braten, damit sie mehrere Tage weiterwandern konnten, ohne sich mit Jagen und Fischen aufzuhalten. Während sie an dem prasselnden Feuer saßen, über dem Stücke des brutzelnden Fleisches hingen, legte Conan seine übliche Schweigsamkeit ab, um mehr über den Steppenbewohner und sein Volk zu erfahren.
»Zu welchen Göttern beten deine Leute?« fragte er ihn.
Der Hyrkanier zuckte die Achseln. »Ich bete zu den Vier Winden, die über das Land herrschen. Die Himmelswinde bringen Schnee, Regen, die Witterung unserer Beutetiere, und verraten uns die Annäherung von Feinden. Und welche Götter verehren die Cimmerier?«
»Crom, den Vater der Sterne und König über Götter und Menschen«, antwortete der Barbar knapp, denn er beschäftigte sich nicht gern mit derlei Dingen. »Aber selten beten meine Leute zu ihm, und ich tue es nie. Crom ist in seinem hohen Himmel über alles erhaben und kümmert sich nicht um die Not der Sterblichen. Auf ihre Gebete achtet er überhaupt nicht.«
»Bestraft dieser Gott euch für eure Sünden?«
Conan lachte. »Was scheren ihn die Sünden von uns Menschen?«
»Wozu ist ein Gott dann gut, wenn er keine Gebete erhört und niemanden für seine Sünden bestraft?«
»Wenn ich einst nach einem langen Weg
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