Conan-Saga 01 - Conan
metallischen Klirren vor Conans Füßen landete. Und dann konnte der Cimmerier dahintersehen.
Jetzt erst bemächtigte sich seiner das Grauen. Er rannte so schnell er konnte, und weder verringerte er seine Geschwindigkeit, noch hielt er ein einzigesmal an, ehe nicht die Türme von Numalia mit der Morgendämmerung weit, weit hinter ihm verschmolzen waren. Der Gedanke an Set und an die Kinder Sets, die einst die Erde beherrscht hatten und jetzt in ihren dunklen Grabkammern unter den schwarzen Pyramiden schlummerten, war grauenvoller als ein Alptraum. Hinter dem vergoldeten Paravent hatte kein Menschenkörper gelegen, sondern der schimmernde, zusammengerollte Leib einer riesigen Schlange.
Der Rote Priester
Der
Rote Priester
D ER R OTE P RIESTER
Robert E. Howard
Desillusioniert, weil es offenbar unvermeidbar ist, in der Ausübung seiner Tätigkeit immer wieder an übernatürliche Gewalten zu geraten, und weil Nemedien ein etwas zu heißes Pflaster für ihn geworden ist, zieht Conan südwärts nach Corinthien, wo er sich weiter der ungesetzlichen Betätigung, der Aneignung fremder Habe, widmet, diesmal in den kleinen Stadtstaaten des Landes. Er ist nun etwa neunzehn, härter und erfahrener, wenn auch der unprofitablen Vorsicht kaum geneigter, als zu dem Zeitpunkt, da er die südlichen Königreiche zum erstenmal betrat.
»Ohne Mut und Blut kein Gut.«
Alter Reim
1
Auf einem Hoffest berührte Nabonidus, der Rote Priester und wahre Herrscher der Stadt, den jungen Edelmann Murilo höflich am Arm. Murilo wandte den Kopf, um dem rätselhaften Blick des anderen zu begegnen, und wunderte sich über dessen verborgene Bedeutung. Sie wechselten keine Worte. Nabonidus verbeugte sich lediglich und händigte ihm eine goldene Dose aus. Der junge Edelmann wußte, daß Nabonidus nichts ohne Grund tat, entschuldigte sich bei der erstbesten Gelegenheit und zog sich hastig in seine Gemächer zurück. Er öffnete die Dose und fand darin ein Menschenohr. Nach einem kurzen Blick auf die ungewöhnliche Narbe daran, wußte er sofort, wer sein ursprünglicher Besitzer gewesen war. Der Schweiß brach ihm aus, und er hegte nun keine Zweifel mehr an der Bedeutung des Blickes, mit dem Nabonidus ihm die Dose überreicht hatte. Aber Murilo war trotz seiner pomadisierten schwarzen Locken und seines geckenhaftes Äußeren kein Schwächling, der kampflos den Kopf auf den Block legte. Er wußte nicht, ob Nabonidus nur Katz und Maus mit ihm spielte, oder ihm die Chance geben wollte, freiwillig ins Exil zu gehen. Die Tatsache, daß er noch lebte und sich in Freiheit befand, sagte ihm, daß man ihm zumindest ein paar Stunden Frist ließ, vermutlich zur Meditation. Er brauchte jedoch keine Meditation für seine Entscheidung. Was er benötigte, war ein Werkzeug. Und das Schicksal verschaffte ihm dieses Werkzeug, das im Augenblick – während der junge Edelmann in dem Viertel der Marmorpaläste mit den Purpurtürmen zitterte und überlegte – im Elendsviertel zwischen verlotterten Schänken und Hurenhäusern seiner Tätigkeit nachging.
Es gab einen Priester Anus, dessen Tempel am Rande des Elendsviertels nicht nur demütige Verehrung und Andacht sah. Der Priester war fett und vollgefressen, und nicht nur ein Hehler, sondern auch ein Spitzel der Polizei. Beide dieser letzteren Professionen waren sehr einträglich, denn der Stadtteil, neben dem sein Tempel lag, war das sogenannte Labyrinth, ein Durcheinander von schmutzigen, sich windenden Gassen und verkommenen Kneipen, in denen sich die kühnsten Diebe des ganzen Königreichs trafen. Am verwegensten von allen waren ein Gundermann, ein ehemaliger Söldner, und ein barbarischer Cimmerier. Aber der Priester Anus hatte heimtückisch dafür gesorgt, daß der Gundermann festgenommen und öffentlich auf dem Marktplatz gehenkt wurde. Dem Cimmerier war die Flucht geglückt. Auf Umwegen erfuhr er von des Priesters Verrat, und so betrat er des Nachts Anus Tempel und machte den Priester um einen Kopf kürzer. Das führte zu einer beachtlichen Aufregung in der Stadt. Die Suche nach dem Mörder verlief erfolglos, bis eine Frau ihn an die Obrigkeit verriet und einen Hauptmann der Wache mit seinem Trupp zu dem Versteck führte, wo der Barbar seinen Rausch ausschlief.
Als sie ihn gefangennehmen wollten, erwachte er. Noch betrunken, aber voll Wildheit, stach er den Hauptmann nieder und stürzte durch seine Angreifer hindurch. Er wäre auch entkommen, hätten die in der Nacht zuvor
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