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Conan-Saga 01 - Conan

Conan-Saga 01 - Conan

Titel: Conan-Saga 01 - Conan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert E. Howard
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Blut stocken ließ, drang aus der Kammer, in die Posthumo den Schreiber geworfen hatte. Promero taumelte durch die samtbehängte Tür. Schluchzen schüttelte ihn, und Tränen rannen über sein fahles Gesicht und tropften von den schlaffen Lippen.
    Alle starrten ihn bestürzt an – Conan mit seinem bluttriefenden Schwert in der Rechten; die Wächter mit ihren erhobenen Piken; Demetrio auf dem Boden kauernd, während er versuchte, das aus seinem Schenkel quellende Blut zu stillen; Dionus, der die Hand auf den blutenden Ohrstumpf drückte; Arus, der wimmernd ausgebrochene Zähne ausspuckte; ja selbst Posthumo hörte zu heulen auf und blinzelte mit seinem ihm verbliebenen Auge.
    Promero torkelte heraus auf den Korridor und fiel steif vor ihnen zu Boden. Zwischen einem durchdringenden, gellenden Gelächter, das zweifellos dem Wahnsinn entsprang, kreischte er: »Der Gott hat einen langen Arm! Ha ha ha! Einen verflucht langen Arm!« Nach einem kurzen, grauenvollen Zucken erstarrte er und grinste blicklos zur Decke.
    »Er ist tot!« wisperte Dionus erstaunt. Er vergaß seine eigenen Schmerzen und den Barbaren, der mit bluttriefendem Schwert so dicht neben ihm stand, und beugte sich über die Leiche. Nach einer kurzen Weile richtete er sich wieder auf. Seine Schweinsäuglein quollen ihm schier aus den Höhlen. »Er weist nicht die geringste Verletzung auf. Bei Mitra! Was ist in der Kammer? «
    Grauen überwältigte sie alle, und sie rannten schreiend zum Portal. Die Wachen ließen ihre Piken fallen und versuchten, gleichzeitig hindurchzustürzen, so daß sie es durch das Gedränge nicht ohne Verletzungen schafften. Arus folgte ihnen, und der halbblinde Posthumo torkelte ihnen nach und flehte sie an, ihn nicht allein zurückzulassen. Er taumelte gegen die hintersten, sie warfen ihn zu Boden und trampelten schreiend in ihrer Furcht über ihn hinweg. Er kroch ihnen nach, und als letzter versuchte Demetrio sich hinkend zu retten, während er immer noch sein Gewand auf die heftig blutende Wunde drückte. Wachen, Wagenlenker, Nachtwächter und Inquisitor, ob verwundet oder unverletzt, stürzten schreiend auf die Straße, wo die Wachen, die den Tempel beobachteten, ebenfalls von Panik erfaßt wurden und, ohne Fragen zu stellen, mit den anderen das Hasenpanier ergriffen.
     
    Conan stand allein im Korridor mit den drei Toten. Er verlagerte seinen Griff um das Schwert und trat in den unheimlichen Raum. Kostbare Seidenbehänge bedeckten die Wände, Seidenkissen und seidenbezogene Diwane standen in großer Zahl herum. Über einen schweren, vergoldeten Paravent schaute ein Gesicht dem Cimmerier entgegen.
    Conan starrte voll Staunen auf die kalte klassische Schönheit dieses Antlitzes, derengleichen er unter Sterblichen noch nie geschaut hatte. Weder Schwäche, noch Mitleid, noch Grausamkeit, noch Güte, noch irgendwelche anderen menschlichen Regungen verriet dieses Gesicht. Es hätte die Marmormaske eines Gottes sein können, aus Künstlerhand erstanden, wäre nicht unverkennbar Leben in ihr gewesen – ein kaltes, fremdartiges Leben, wie der Cimmerier es noch nie kennengelernt hatte und auch nicht verstehen konnte. Er dachte flüchtig, von welch statuenhafter Vollkommenheit der Körper hinter dem Schirm wohl sein mußte, da das Antlitz von solch überirdischer Schönheit war.
    Aber er konnte nur den feingeformten Kopf sehen, der sich leicht von Seite zu Seite wiegte. Die vollen Lippen öffneten sich und sprachen ein Wort, ein einziges Wort nur, mit einem klangvollen Vibrieren, wie das der goldenen Glocken in den dschungelverborgenen Tempeln von Khitai. Es entstammte einer fremden Zunge, die vergessen war, noch ehe die Reiche der Menschen sich zu ihrer Größe erhoben, aber Conan wußte, was es bedeutete: »Komm!«
    Und der Cimmerier gehorchte mit einem verzweifelten Sprung und einem zischenden Hieb seines Schwertes. Der unirdisch schöne Kopf flog vom Körper, schlug an einer Seite des Paravents auf dem Boden auf und rollte ein Stück, ehe er zur Ruhe kam.
    Da rann ein Schauder über Conans Rücken, denn der Schirm schüttelte sich unter den Zuckungen des Körpers, der sich dahinter befand. Der Cimmerier hatte unzählige Männer sterben gesehen, doch nie hatte er davon gehört, daß ein Mensch in seinen Todeszuckungen solcher Geräusche fähig war. Das Wesen, das eigentlich tot sein müßte, schlug und stieß mit einem ohrenbetäubenden Krachen um sich. Der Paravent wackelte, schwankte und kippte schließlich, bis er mit einem

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