Conan-Saga 01 - Conan
benutzte.«
»Wo ist es, Dummkopf?« brauste Dionus auf.
»Gleich in der nächsten Kammer«, antwortete der Wächter. »Es ist dick und schwarz und um eine Marmorsäule gewickelt. Es hing zu hoch, als daß ich es hätte erlangen können.«
Er führte die anderen in einen mit Marmorstatuen gefüllten Raum und deutete auf eine hohe Säule. Dann riß er die Augen und den Mund weit auf, ehe er einen Ton hervorbrachte.
»Es ist weg!« keuchte er schließlich.
»Es war nie dort«, schnaubte Dionus spöttisch.
»Bei Mitra, es war da! Es war genau dort über dem Blätterkranz um die Säule gewickelt. Es ist so dunkel da oben, daß ich es nicht sehr gut sehen konnte, aber es war dort!«
»Ihr seid betrunken«, brummte Demetrio und wandte sich von ihm ab. »Das ist viel zu hoch, um hinaufzulangen, und niemand könnte diese glatte Säule hochklettern.«
»Ein Cimmerier schon«, murmelte einer der Männer.
»Möglich. Angenommen, Conan erdrosselte Kallian, wickelte das Seil um die Säule, überquerte den Korridor und versteckte sich in der Treppenkammer. Wie hätte er es dann beseitigen können, nachdem Ihr es dort oben saht? Er befand sich ständig bei uns, seit Arus die Leiche fand. Nein, ich sage euch, Conan hat den Mord nicht begangen. Ich glaube, der echte Mörder tötete Kallian, um das an sich zu bringen, was in der Schale gewesen war, und er versteckt sich jetzt in irgendeinem geheimen Winkel des Tempels. Wenn wir ihn nicht finden können, werden wir die Anklage gegen den Barbaren erheben müssen, aber – wo ist denn Promero?«
Sie waren zu der Leiche auf dem Korridor zurückgekehrt. Dionus brüllte nach Promero, der schließlich aus dem Raum mit der leeren Schale kam. Er bebte am ganzen Körper und war aschfahl.
»Was habt Ihr, Mann?« fragte Demetrio gereizt.
»Ich fand ein Symbol am Boden der Schale!« antwortete der Schreiber mit klappernden Zähnen. »Keine alte Hieroglyphe, sondern ein ganz frisch eingeprägtes Zeichen! Das Signum Thoth-Amons, des stygischen Zauberers, der Caranthes' Todfeind ist. Er muß die Schale in einer der grauenvollen Grabkammern unterhalb der von Geistern heimgesuchten Pyramiden gefunden haben! Die Götter der Alten Zeit starben nicht wie Menschen sterben – sie sanken nur in einen tiefen Schlaf, und ihre Anbeter betteten sie in Sarkophage, damit keine fremde Hand ihren Schlummer störe! Thoth-Amon schickte den Tod zu Caranthes. Kallians Habgier befreite dieses Grauen – und nun lauert es irgendwo ganz in unserer Nähe, schleicht sich vielleicht bereits an uns heran ...«
»Brabbelnder Narr!« brüllte Dionus und schlug Promero heftig mit dem Handrücken über den Mund. »Nun, Demetrio«, er drehte sich zu dem Inquisitor um. »Wir können nichts anderes tun, als diesen Barbaren ...«
Der Cimmerier schrie auf. Er starrte auf die Tür einer Kammer neben dem Raum der Statuen. »Schaut!« rief er. »Ich sah, wie etwas sich in dem Gemach bewegte – ich sah es durch die Behänge. Etwas, das wie ein dunkler Schatten über den Boden huschte.«
»Pah!« schnaubte Posthumo. »Wir haben das Zimmer durchsucht ...«
»Er hat etwas gesehen!« schrillte Promero und seine Stimme überschlug sich vor hysterischer Aufregung. »Dieses Haus ist verflucht! Etwas kam aus dem Sarkophag und tötete Kallian Publico! Es versteckte sich, wo kein Sterblicher sich verstecken könnte, und jetzt lauert es in jener Kammer! Mitra beschütze uns vor den Mächten der Finsternis!« Er krallte die Finger in Dionus' Ärmel. »Durchsucht diesen Raum noch einmal, Herr!«
Der Präfekt schüttelte den Griff des Schreibers wütend ab. Posthumo sagte: »Ihr werdet ihn schön brav selbst durchsuchen, mein Tapferer!« Er packte Promero an Kragen und Gürtel und trug den Schreienden zur Tür. Dort hielt er flüchtig an, dann schleuderte er ihn so heftig in das Zimmer, daß der Schreiber halbbetäubt liegenblieb.
»Genug!« knurrte Dionus und beäugte den schweigenden Cimmerier. Der Präfekt hob eine Hand. Die Luft schien vor Spannung zu knistern, als er im Weiterreden unterbrochen wurde. Ein Wächter betrat den Korridor und zerrte eine schlanke, prächtig gekleidete Gestalt herein.
»Ich sah ihn um den Tempel herumschleichen«, erklärte der Wächter und wartete auf ein Lob. Statt dessen wurde er mit Flüchen bedacht, die ihm das Haar aufstellten.
»Laß sofort diesen Herrn frei, du unbesonnener Narr!« brüllte der Präfekt. »Kennst du denn Aztrias Petanius, den Neffen des Gouverneurs, nicht?«
Der bestürzte
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