Conan-Saga 01 - Conan
die davon heruntergehangen hatten und mit Ringen direkt am Ruder verbunden gewesen waren, fielen klirrend auf den Boden. Die drei Alten schrien vor Angst, als muskelschwere Arme sie kurzerhand über die Reling warfen. Mit einem heftigen Platschen schlugen sie auf dem Wasser auf und verschwanden. Nur die Blasen, die eine Weile aufstiegen, kündeten noch von ihnen.
Conan wurde an das Ruder gekettet und sollte die Arbeit von dreien leisten. Als sie ihn auf die schmutzstarrende Bank stießen, sagte der Aufseher grimmig:
»Nun werden wir sehen, welchen Spaß du mit dem Riemen haben wirst, Junge. Du wirst rudern, rudern und rudern, bis du meinst, dein Rücken bricht – und dann wirst du immer noch rudern! Und jedesmal, wenn du nachläßt oder einen Schlag überspringst, werde ich dich dieserart an deine Pflicht erinnern!«
Er holte aus. Die Peitsche rollte sich gegen den Himmel auf und pfiff auf Conans Schultern herab. Der Schmerz war wie ein glühendes Brandeisen in seinem Fleisch. Aber der Barbar verzog keine Miene und kein Muskel zuckte. Wer ihn sah, mußte glauben, er hätte überhaupt nichts gespürt, so gut konnte er sich beherrschen.
Der Aufseher knurrte enttäuscht und ließ die Peitsche erneut herabzischen. Diesmal zuckte ein Muskel um Conans Mundwinkel, aber seine Augen blickten scheinbar ungerührt und kalt wie Eis geradeaus. Ein dritter Peitschenhieb knallte, ein vierter. Schweiß perlte auf des Cimmeriers Stirn und sickerte brennend in seine Augen, während das Blut über seinen Rücken strömte. Aber er ließ sich den Schmerz nicht anmerken.
Hinter sich hörte er Juma flüstern: »Mut!«
Vom Achterdeck befahl der Kapitän abzulegen. Mißmutig entsagte der Aufseher seinem Vergnügen, des Cimmeriers Rücken völlig zu zerfleischen.
Die Seeleute lösten die Vertäuung und schoben die Galeere mit Bootshaken vom Kai. Hinter den Ruderbänken, aber in gleicher Höhe mit ihnen saß ein nackter Meruwier im Schatten der Laufplanke, die in Kopfhöhe der Sklaven die ganze Länge des Ruderdecks überspannte, hinter einer riesigen Trommel. Als das Schiff abgelegt hatte, hob er einen hölzernen Schlegel und begann auf das Fell zu trommeln. Bei jedem Schlag beugten die Sklaven sich über die Riemen, standen auf, hoben die Schäfte und lehnten sich zurück, bis ihr Gewicht sie auf die Bänke drückte, dann schoben sie die Schäfte nach unten und vorwärts und wiederholten den Vorgang. Conan gewöhnte sich schnell an den Rhythmus, genau wie Juma, der ein Ruder hinter ihm angekettet war.
Conan war noch nie zuvor auf einem Schiff gewesen. Während er ruderte, schaute er sich um und musterte die stumpf vor sich hinstierenden Sklaven mit den narbigen Rücken, die im gräßlichen Gestank ihrer eigenen Exkremente auf den glitschigen Bänken saßen. Im Ruderdeck, wo die Sklaven an den Riemen schufteten, war die Galeere niedrig, die Reling ragte nur wenige Fuß aus dem Wasser. Am Bug mit den Unterkünften der Seeleute, genau wie am vergoldeten und mit Schnitzereien verzierten Heck, wo die Offiziere ihre Kabinen hatten, lag sie bedeutend höher. Aus der Schiffsmitte ragte ein einzelner Mast. Die Rah des Dreiecksegels und das zusammengerollte Segel selbst lagen auf der Laufplanke über dem Ruderdeck.
Als die Galeere den Hafen verlassen hatte, lösten die Matrosen die Laschung, die Segel und Rah am Mittelgang gehalten hatte, zogen am Fall und sangen dabei ein Seemannslied. Die Rah hob sich ruckartig. Das gold-purpur-gestreifte Segel rollte sich auf und straffte sich mit einem donnernden Knall. Bald kam eine anständige Backstagbrise auf und die Ruderer durften sich ausruhen, während das Segel die Galeere vorwärtstrieb.
Conan fiel auf, daß die Galeere aus einem Holz erbaut war, das entweder von Natur aus oder durch Bearbeitung von dunkelroter Farbe war. Er kniff die Augen vor der blendenden Helligkeit halb zusammen und betrachtete es eingehender. Das Schiff sah aus, als wäre es in Blut getaucht. Aber da zischte auch schon die Peitsche über seinem Kopf und der Aufseher auf der Laufplanke brüllte:
»Leg dich in den Riemen, du faules Schwein!«
Die Peitsche hinterließ einen weiteren Striemen auf seinem Rücken. Es ist wahrhaftig ein Blutschiff, dachte Conan, vom Blut der Sklaven gefärbt.
5
SCHURKENMOND
Sieben Tage schwitzten Conan und Juma über den schweren Rudern der roten Galeere, während sie sich an der Küste rings um den Sumero Tso entlangplackte und über Nacht an jeder der sieben heiligen
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